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Goyôkiba / Hanzo the Razor: Sword of Justice (Kenji Misumi, Japan 1972)


Der Gendarm Hanzo (Shintaro Katsu) ist ein aufrechter Polizist. Er hat es endgültig satt mit den Gaunern, und als sich eine Verschwörung, die sich bis ins Shogunat zu erstrecken scheint, abzeichnet, da macht er auch vor den eigenen Vorgesetzten und der Obrigkeit nicht halt.

Die 70er sind auch in Japan ein äußerst interessantes Kapitel. Nach seinen ZATOICHI-Filmen liefert Kenji Misumi hier den HANZO ab, nur um danach mit Shintaro Katsus Bruder Tomisaburo Wakayama die OKAMI-Reihe zu starten. Sehr schön, wie hier alles verknüpft ist. Und HANZO scheint auch im filmischen Universum Misumis eine Sonderstellung einzunehmen, verarbeitet er hier doch enorme (s)exploitativen Delikatessen. Hanzos masochistische Ader, sich selbst durch Folter zu immunisieren, wird schlicht durch seinen moralisch hohen Anspruch gerechtfertigt, er wolle selbst das durchleben, was er anderen antue, nur um so noch besser das Prinzip Folter verstehen, und den Vorgang des Foltern selbst ausüben zu können. Die speziellen Fertigkeiten Hanzos liegen dabei im Verhör der Frauen, und da nutzt er seine anatomischen Fähigkeiten geschickt: mit seinem enorm beeindruckenden Schlong weiß er die Weiblichkeit auf unterschiedlichste Art kunstvoll zu vergewaltigen, sodaß sie zunächst durch die Schmerzen überwältigt, sodann aber bald von der erotischen Kraft seines Gemächts wie seines Könnens zerfließen und natürlich nur noch eines wollen: mehr.
Hanzo macht es sich selbst aber nicht leicht: zur Abhärtung seines Penises übergießt er ihn mit kochendem Wasser, stößt ihn kraftvoll in einen aufgeschlitzen Sack Reis, und bearbeitet ihn mit einem Holzknüppel. Der Abdruck im Holzblock, auf den er seinen Heinzi legt, zeugt eindrucksvoll von den Torturen. Zur exploitativen Kraft des Filmes gesellt sich eine durchaus ansprechende Kampfchoreographie, eine gewisse ninjaeske Kreativität des Waffengebrauchs mischt sich in die Samuraischwertkampfstandards. Auch der Soundtrack überzeugt vollends durch einen kräftigen Schuß Funk, der einen beschwingt durch die Folterhöllen Hanzos begleitet. Da will man doch mehr von! ...und freut sich auf den zweiten Teil, welcher vom großen Yasuzo Masumura realisiert wurde.

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Tora-san: Our Lovable Tramp / Otoko wa tsurai yo / Tora-San 1 (Yoji Yamada, Japan 1969)

Nach zwanzig langen Jahren des Umherstreifens kehrt Torajiro (Kiyoshi Atsumi) nach Hause zurück: nach Shibamata, einem Vorort von Tokyo. Seine Schwester Sakura (Chieko Baisho) lebt mittlerweile bei Onkel und Tante, da die Eltern verstorben sind. Dort wird er mit offenen Armen empfangen, auch wenn alle wissen, was er für ein Herumtreiber ist. Sakura steht kurz vor der Hochzeit mit dem Sohn eines reichen Industriellen. Somit wäre für ihre Absicherung gesorgt. Zum gemeinsamen Essen mit dessen Eltern nimmt sie Tora als Begleitung mit; das allerdings war ein Fehler: in fantastisch kopfloser Weise betrinkt er sich und ruiniert mit seiner gespielten weltläufigen Gesprächsführung die Zusammenkunft - er verstößt in jeder Form gegen die gebotene Etiquette. Wie er auch im Folgenden, wenn er sich in die Brust wirft, um etwas für andere zu regeln, ein pures Chaos schafft und alles durcheinander bringt. Der Film allerdings ist keine reine Komödie. Denn Tora werden die Verfehlungen vorgehal

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine schöne

No Blood Relation / Nasanunaka (Mikio Naruse, Japan 1932)

Der etwa ein Jahr vor Apart from You entstandene Film Nasanu naka , Naruses erster Langfilm, ist unter den noch verfügbaren Stummfilmen eine deutlich ungehobeltere Produktion, als dessen recht bekannter Nachfolger. Schon die Eröffnungssequenz ist ein richtiger Tritt vor die Brust. Mit schnellen Schnitten und agiler Kamera wird die turbulente Verfolgung eines Taschendiebes gezeigt. Bevor der Dieb später auf offener Straße, so die komödiantische Auflösung, die Hosen herunterlässt um seine Unschuld zu beweisen (übrigens sehr zum Amusement der ebenfalls anwesenden jungen Damen, die aus dem Kichern nicht mehr herauskommen). Die Eröffnung aber ist gleich ein radikaler Reißschwenk über eine Straßenszene hinweg, hinein in eine schreiende Schrifttafel mit dem Ausruf: DIEB! Hier die Sequenz: Darauf die Verfolgung des Taschendiebes durch die alarmierten Passanten, die von der Straße zusammenkommen oder aus den umliegenden Geschäften herausstürzen, alles mit schnellen Schnitten m