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Es werden Posts vom 2009 angezeigt.

Stanley Kubricks KILLER'S KISS vs BRANDED TO KILL von Seijun Suzuki

Beide Filme in körnigem Schwarzweiß. Da kann man eigentlich schon beginnen mit der Interpretation. Beide Filme: Noir-Adaptionen. Bei Kubrick mit Engagement: auch Melodram, Großstatdtfilm, Boxerfilm. Hitchcock. Genremixer. Die Helden geraten in die Malaise, aus der kommen sie kaum wieder raus; Schuld daran hat auch wieder einmal: die Frau. Bei Kubrick in blond, als Gegensatz zur allesumfassenden Düsternis, zum Grau des Mietzimmers hoch über den Straßenschluchten. Wer so lebt hat nur zeitweise einen Vertrag mit seinem Leben. Morgen können die Koffer schon gepackt sein, der Zug bestiegen und: wo geht's hin? In eine andere Großstadt, klar, auf's Land wäre keine Option. Bei Suzuki ganz anders: volle Konzentration auf das Noir-Drama. Wobei wenn man bei Suzuki sagt: Drama, dann meint man immer auch: Komödie. Aber mit dem ureigenen Suzukihumor. Ist ja nicht so, daß das direkt lustig wäre, was man da sieht. (Ausnahmen gibt es aber auch: in DETECTIVE BUREAU 2-3: GO TO HELL BASTARDS (1

Shall we Dance? / Dansu o shimashô ka? (Masayuki Suo, Japan 1996)

Shohei Sugiyama (Koji Yakusho) hat zunächst einmal alles erreicht in seinem Leben: Frau, Kind, Haus. Dennoch wird er zunehmend melancholischer und unzufriedener: eine unbekannte Sehnsucht treibt ihn um, er fühlt sich nicht erfüllt, Ansätze einer Depression machen sich bemerkbar. Da sieht er bei der allabendlichen Fahrt nach Hause durch das Fenster des commuter trains plötzlich das hellerleuchtete Fenster einer Tanzschule, und darin eine wunderschöne Frau. Die Sehnsucht bekommt einen Gegenstand... Schöne und eher ruhig-gemächliche (Erwachsenen-)Komödie, die sich das Thema Alltagsverkrustung und emotionaler Stillstand versus Mut zum Aufbruch stellt. Toll sind die ersten Tanzschritte mit anzusehen, und dann die halbe Drehung! Ja, so würde es auch mir ergehen, nähme ich jetzt an einem Tanzkurs teil. Daß der Film auch zurückhaltend von einer Liebesgeschichte erzählt und dadurch eine erotische Komponente erhält, macht ihn durchaus reizvoller. Allerdings konzentriert sich der Film fast aus

Snapshot Shorts Vol. 6

The Cat Returns / Neko no ongaeshi (Hiroyuki Morita, Japan 2002) Die zurückhaltende Schülerin Haru rettet einer Katze, die die Hauptstraße überqueren will, das Leben. Das gerettete Tier entpuppt sich als der mit menschlicher Sprache sprechende Katzenprinz Lune und verspricht Haru, daß sie für ihre mutige Tat belohnt werde. Daß sie den Thronfolger im Königreich der Katzen , so der deutsche Titel, ehelichen soll, ist zwar eine große Ehre, doch Haru hat sich ihren Gatten anders vorgestellt. Als sie schließlich entführt wird, da der gestrenge Katzenkönig ein zwar wohlwollender Regent ist, der aber keinen Widerspruch duldet, kann ihr nur eine kleine Truppe, angeführt vom Katzenbaron von Gikkingen, noch zur Hilfe kommen. Temporeiche, witzige, liebevolle, charmante und enorm kurzweilige Angelegenheit aus dem Hause Studio Ghibli, die wie so häufig die Türe aufstößt zu einer Fantasie-Welt, die gar nicht so weit von unserer eigenen entfernt liegen muß. Das zeigt vor allem auch der ernste un

Jun kissa Isobe / Authentic Café Isobe (Keisuke Yoshida, Japan 2008)

Als Yujiro Isobe, ein Bauarbeiter und liebenswerter, von seiner Frau getrennt lebender Loser eine Menge Geld erbt, entschließt er sich aus einer Laune heraus, ein Café zu eröffnen. Seine verantwortungsbewußte Tochter, die bei ihm aufwächst (und auf ihn aufpaßt), schlägt bei diesem Himmelfahrtsprojekt nur die Hände über dem Kopf zusammen: das kann ja nicht gut gehen! Doch nach und nach füllt sich das Kaffeehaus, vor allem Dank der hübschen Serviererin Kumiko, die, kurz berockt, die Gäste lockt. Auch ein gut aussehender Schriftstellerjüngling sitzt Tag für Tag an seinem Platz, und ein zartes Pflänzchen der Liebe sproßt in Tochter Sakikos Herzen; plötzlich ist das Kaffeehaus auch zu ihrem Mittelpunkt im Leben geworden. Doch dann kommt alles anders... Yoshida gelingt eine wirklich wundervoll inszenierte Komödie, die Dank ausgezeichneter Darsteller und extrem gut getimter, häufig leiser, Pointen enorm zu unterhalten weiß. Da das Leben aber keine Sahnetorte ist, schleicht sich zusehends

Violent Cop / Sono otoko, kyōbō ni tsuki (Takeshi Kitano, Japan 1989)

Als sich Takeshi Kitano mit Kinji Fukasaku, der den Film eigentlich drehen sollte, überwarf und dieser den Regieposten abgab, übernahm der völlig regieunerfahrene Hauptdarsteller des Films das Ruder, nachdem ihn der Produzent in lockerem Scherzton gefragt haben soll, ob er das nicht machen wolle. Ein Glücks- und ein Zufall, entstand doch in diesen Wirren der erste "echte" Kitano-Film - mit einer Filmcrew, die äußerst skeptisch war. Auch Kitanos Anweisungen, die Kamera nicht zu bewegen, stieß zunächst auf Unverständnis. Ein Element, das sich stilistisch durch alle Filme des Mannes ziehen wird, und das, ein weiteres Markenzeichen, dazu führt, daß die "Action", die Handlung, häufig Offscreen geschieht. Das Filmbild fängt das Geschehen eben gerade nicht ein, sondern präsentiert dem Zuschauer lediglich das Ergebnis. Dieser lakonische, "trockene" Inszenierungsstil fordert den Zuschauer in seiner Beteiligung und schockiert umso mehr, wenn dann, in einer späteren

Shanghai Baby

Ruhig war's hier in letzter Zeit!- das wird sich hoffentlich in nächster Zeit wieder etwas bessern. Ausreden gelten nicht, ich weiß,... verblasen hat mich trotzdem mein kleiner China-Urlaub. Hier ein schöner Blick auf Shanghai (das soll dann auch genügen):

Haeundae / Tidal Wave (Yun Je-gyun, Südkorea 2009)

Als sich ein Tsunami riesigen Ausmaßes der Küstenstadt Haeundae nähert, will niemand den Unkenrufen der verantwortungsvollen Wissenschaftler glauben schenken: vor allem der Bürgermeister nicht, der sich um den Tourismus sorgt (-> JAWS), sowie die Ex des Seismographen, die gerade Grundstücke in bester Lage verhökert. Von den großen Entwicklungen im Meere bekommt am Strand niemand etwas mit - die Sonne scheint und die Jugend ist mit dem Bewundern halbnackter Körper beschäftigt. Die Ortansässigen, die am Rande der Vergnügungsgesellschaft ihr Dasein fristen, sind eine eingeschworene Gemeinschaft - die als Personal auch im emotionalen Zentrum des Films stehen - und führen einen entschlossenen, wenn auch scheinbar erfolglosen Kampf gegen korrupte Bauunternehmer, die den letzten Meter Baugrund noch mit glitzernden Hotels zupflastern wollen. In diesem Soziotop sind die Beziehungswege verschlungen - da eine Liebe, dort ein Neider, einer säuft, der andere ist zu faul zum Arbeiten. Do

Tactical Unit: No Way Out / Kei tung bou deui: Juet lou (Lawrence Lau, HK 2009)

Und der alles entblößende Monitor des Fernsehers, der böse und übernah die Nacktheit aller zeigt. Rainald Goetz, Abfall für alle Teil 2 der von Johnny To produzierten PTU-Sequel-Fernsehserie mit Simon Yam und Maggie Siu als Helden geht in die Vollen. Auch Bewegung, Action, Reminiszenzen an das Bloodshed-Genre sind allenthalben auzumachen. Nachtphotographie, Neonreklame, die Temple Street, das Unbehaustsein derer, die sich mir einem Marktstand über Wasser halten, oder einem Brett vor der Tür für die paar Kleinigkeiten und die Waren dann im Hausflur die Wand entlang gestapelt zum Kauf anbieten. Aber vor allem anderen ist NO WAY OUT eine Tragödie. Die des geistig leicht behinderten Fai (Derek Tsang), seines Zeichens Fußvolk einer Triade, illegaler Zigarettenverkäufer, ständig auf der Flucht vor den Polizeistreifen der PTU und abhängig von der Bezahlungswilligkeit seiner meist nicht gerade zartbesaiteten Kundschaft. Der in Konflikt gerät mit der gegnerischen Lok-Triade, mit dem Hitzkopf C

BEAST COPS (Dante Lam, HK 1998)

Als sich der Bandenboss Big Brother Fai kurzzeitig aus dem Staub macht, übernimmt frecherweise dessen Ziehsohn Pushy Pin (Patrick Tam) seinen Posten und führt ein hartes Regiment im Vergnügungsviertel. Brother Tung (Anthony Wong), seines Zeichens korrupter und spielsüchtiger Polizist, versteht sich hervorragend darauf, die Machtverhältnisse im Viertel auszubalancieren und so ein illegales, aber dafür stabiles Miteinander zu garantieren. Als ihm ein neuer Chef vor die Nase gesetzt wird (Michael Wong, der Mann mit dem hölzernen Gesicht) muss er diesen erstmal einnorden. Unguterweise zeugt Cheung aber erstmal ein Kind mit der Ex von Big Brother Fai. So destabilisiert sich die Lage zusehends, und als Big Brother plötzlich wieder auftaucht geht die Hackerei mit den Macheten los. Was sich hier nach viel Handlung anhört, ist es eigentlich gar nicht. Der Film gefällt sich in ausgiebigen Nachtdarstellungen Hongkongs und in der peniblen Portraitierung seiner Charaktere. Insbesondere Anthony Wong

Außerasiatische Verirrungen Pt. 5 : TRAS EL CRISTAL / IM GLASKÄFIG (Agustí Villaronga, Spanien 1987)

Der in Spanien untergetauchte KZ-Arzt und Kindermörder Klaus kann auch im Exil seiner verhängnisvollen sadistischen und päderastenhaften Passion nicht abschwören und stürzt sich schließlich verzweifelt vom Dach seines Hauses. Fortan querschnittsgelähmt wird er von der Familie gepflegt und von einer Eisernen Lunge am Leben gehalten. Als der junge Angelo auftritt sein Pfleger zu werden, ändern sich schlagartig die Machtverhältnisse im Haus und ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit kehrt zurück. IM GLASKÄFIG ist ein wunderbar photographierter Film, dessen Bilder in ein tiefes Nachtblau getaucht sind. Die unheimliche Atmosphäre kontrastiert fantastisch mit dem leicht verwohnten aber doch prächtigen spanischen Herrenhaus, in dem die beiden Frauen, die Gattin Klaus' und die Tochter Rena die einzigen Lichtblicke scheinen. Die tiefen Furchen im Gesicht der Ehefrau und ihr permanentes Rauchen, bei dem sie hinter den Schwaden des Zigarettenrauchs undeutlich wird, deuten schon auf ihr S

Loft (Kiyoshi Kurosawa, Japan 2006)

Die Schriftstellerin Reiko versucht durch die Flucht aus der Großstadt in die Provinz einer bevorstehenden künstlerischen Blockade zu entkommen und landet mitten in einer Geistergeschichte, die nicht zu unwesentlichen Teilen mit einem Kriminalfall verknüpft ist. Denn außer ihr gibt es noch zwei andre aktive weibliche Wesen in diesem am Waldrand - ein phantastisches, leicht industriell anmutendes Setting - gelegenen Haus: eine tausend Jahre alte Mumie und ihre (un-)tote Vormieterin, eine ebenfalls junge Schriftstellerin, die von ihrem Lektor in dieses Haus gelotst wurde. Kurosawa baut sehr geschickt die Spannung auf: anstatt alle paar Minuten einen Schock sich entladen zu lassen, bricht er die Szene jedesmal einfach ab und schneidet auf einen anderen Handlungsstrang. Genauso verfährt er mit der Musik: aus einem unterschwelligen Schwelen türmt sich dissonanter Terror, bis dieser kurz vor dem Höhepunkt schlicht verpufft - ein Schnitt, und die Musik bricht ab. Das wirkt mitunter verstö

Mr. Sokrates (Jin-won Choi, Südkorea 2005)

Beknackte, anspruchslose Teenie-Gangsterkomödie, die sich ausschließlich mit der Wiederholung von Genrestandards begnügt. Sehr schlimm ist die Schauspielerei der Hauptfigur, deren Wandlung vom Ganoven zum Polizisten einer Läuterung gleichen soll, die im Film aber nur doof behauptet wird; leider ist diese Wandlung dermaßen flach und unglaubwürdig begründet, sodaß man der Handlung halt folgt, aber jeden Glauben an sie verloren hat. Billigste Schiene. Gegen Ende gesellt sich noch ein schlimmer reaktionärer Ton hinzu, so im Sinne das Gesetz ist das Gesetzt und das ist gut , bzw. willst du lieber als Dieb auf der falschen Seite oder als Polizist auf der richtigen sterben , usw. Da läuft einem der eine oder andere Schauer über den Rücken. Vom Style her ist alles natürlich wieder koreamäßig völlig gelackt. Sogar die Gefängniszelle hat einen besseren Parkettboden als ich hier zuhause. Da geht man doch gern in den Knast! Kommst du mit?

The Sniper / Sun cheung sau (Dante Lam, HK 2009)

Der Scharfschütze Lincoln ist bei einem Einsatz etwas übereifrig und erschießt leider den Falschen. Vier Jahre Knast bekommt er dafür und befindet sich auch nach seiner Ent lassung in mental instabiler Verfassung. Nun will er es seinem Rivalen, eben dem auf seine Position nachgerückten Hartman Fong, beweisen, bzw. das Leben schwer machen und unterstützt auf eigene Faust den Ausbruch eines Triadenbosses aus dem Gefängnis. Dante Lam hatte mich mit seinem JIANG HU und dem letztjährigen BEAST STALKER äußerst begeistert. SNIPER ist allerdings ganz anders: pathetische Musik, Waffenporno, Heldenverehrung, Männer mit Muskeln und Überzeugung im Kopf. Der fragile Terror aus BEAST STALKER ist ganz einer gelackten Hochglanzthrilleroptik gewichen, durch die sich nach und nach ein verschachtelter Plot entblättert. Was bei BEAST STALKER gut funktioniert hat; denn in diesem Film befand sich der Zuschauer auf Augenhöhe mit dem Protagonisten und hat über die Klärung des Falles auch die Hintergründe erfa

Mind Game / Maindo Gêmu (Masaaki Yuasa, Japan 2004)

Schon seit Ewigkeiten ist der Mangazeichner Nishi in die großbusige Myon verknallt - allein, es ihr zu sagen hat er sich noch nie getraut. Diese trifft sich nun mit ihm, um ihn von ihrer baldigen Heirat mit dem Lastwagenfahrer Ryo zu erzählen. Nishis Welt bricht zusammen. Ein letztes gemeinsames Essen in der Nudelbar steht an, doch da stürmen plötzlich zwei gewaltbereite Yakusa die Lokalität und Nishi muß sich endlich mal entscheiden, ob er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen möchte. In der Folge trifft er noch Herrn Gott und landet im Bauch eines riesigen Wals - an Höhepunkten wird in diesem Anime nicht gegeizt. So zeichnet sich MINDGAME auch zuvorderst durch die Aspekte Kreativität, Kunterbuntness und Hochgeschwindigkeit aus; und wenn man meint, man könne den Bildern immer trauen, dann hat man sich getäuscht. Denn wie der Titel schon sagt: sehr viel spielt sich in den Köpfen der Charaktere ab, und der Sprung in die imaginierte Welt ist nur ein Schnitt weit entfernt. Am Ende i

Daytime Drinking / Naj Sul (Young-seok Noh, Südkorea 2008)

Mit dem geliehenen Geld von seiner Mutter realisierte Noh diesen Independentfilm, bei dem er Regie führte, das Script schrieb, für den Schnitt verantwortlich war und die Musik selbst eingespielt hat. Auch der Cast setzt sich aus bisher völlig unbekannten Schauspielern zusammen. Herausgekommen ist eine recht ruhige, tragikomische Loserballade über einen Typen, dem die Freundin weggelaufen ist und der von seinen Freunden bei der Reise von Seoul in die Provinz Gangwon-do versetzt wird. Dort allerdings erlebt der unfreiwillig Herumziehende einige ziemlich interessante Sachen und muß sich in manch prekärer Situationen behaupten. Dabei bleibt der Film immer sehr am Boden und vermeidet allzu skurile oder unglaubwürdige Momente. Etwas mehr Tempo hätte ihm im langen Mittelteil aber nicht geschadet, da braucht es etwas Sitzfleisch. Dennoch ein gelungener Erstling.

Tactical Unit: Human Nature (Andy Ng, HK 2008)

HUMAN NATURE ist der dritte Teil der von Johnnie To produzierten PTU-Fortsetzungen für das Fernsehen. Und so ist denn auch die Regieleistung von Andy Ng nicht immer ganz sattelfest; soll heißen: nicht immer auf Spielfilmniveau. Doch in den Nachtszenen, beim Finale, sowie bei einer wahnsinnig rasanten Autoverfolgung kann man sich nicht beschweren - da bekommt man typisch klassisches HK-Kino vom Feinsten. Der Plot, der leider nicht immer ganz spannungsreich inzeniert wurde, ist eigentlich recht ordentlich: Lam Suet ist ein Cop der PTU, der sich durch Wettschulden in die Bredouille gebracht hat, und dummerweise die finanzielle Rettung mit Hilfe einer Gangsterbande von Festlanchinesen sucht, die bei einem Kurzbesuch eben mal kurz die Unterwelt aufmischt. Das Tolle am Film ist also neben o. g. Szenen, daß hier einmal nicht Simon Yam im Zentrum steht, sondern der zumeist in Nebenrollen besetzte, sehr sympathische Lam Suet Gelegenheit bekommt, seine Darstellerkünste zu präsentieren. Das macht

Snapshot Shorts Vol. 6

AGITATOR (Takashi Miike, Japan 2001) ...ist ein zunächst recht unübersichtliches Yakuza-Drama, das aber dann glücklicherweise in der zweiten Hälfte seiner langen Laufzeit ordentlich aufdreht und sehr zu unterhalten weiß. Die vielerorts negativen Kritiken kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen. Hat mir - möglicherweise im Kontrast zum direkt zuvor gesehenen CLOSED NOTE - sehr gut gefallen. RED CLIFF 1 / Chi bi (John Woo, HK 2008) Fulminantes Historienepos, das sehr gut ausbalanciert ist zwischen schneller und deftiger Action sowie penibler Figurenzeichnung. Die durchaus kitschige Inszenierung passt gut zum Genre, lediglich der enorm opulente Soundtrack regte meinen Unwillen. Aber so ist das wohl bei Bombastkino. BLIND MOUNTAIN / Mang shan (Yang Li, China 2007) Äußerst bedrückender Arthouse-Film über die gewaltsame Entführung zweier junger Frauen in Chinas Norden, wo sie dann an Bauernfamilien verkauft und zur Heirat gezwungen werden. Gerade in der Darstellung der ausw

Closed Note / Kurozudo noto (Isao Yukisada, Japan 2007)

Als ihre beste Freundin Hana aus der gemeinsamen Wohnung auszieht um ein Jahr im Ausland zu studieren, findet Kae Horii (Erika Sawajiri) zufälligerweise das Tagebuch der Vormieterin in einem geheimen Fach des aufklappbaren Spiegels an der Wand. In den folgenden einsamen Stunden beginnt sie das Tagebuch der Lehrerin zu lesen, ein Beruf den sie selbst ergreifen möchte, und wird immer tiefer in diese Biographie, diese Geschichte hineingezogen. Zeitgleich verliebt sie sich in einen hübschen jungen Mann, der komischerweise ab und an melancholisch vor dem Haus steht. Man muß kein Hellseher sein um den Plot des Filmes recht früh zu entschlüsseln. Allerdings, darauf kommt es auch nicht unbedingt an. Dieses ist ein typisches jun'ai - Melodrama für empfindsame Mädchen; also ein Liebesfilm über aufrechte Menschen mit reinem Herzen, die zu schüchtern sind um laut zu sprechen, deren Wohnungen stets tiptop aufgeräumt sind und denen der Beruf (ihre Aufgabe) viel bedeutet, die sowieso na

The Girls Rebel Force of Competitive Swimmers (Kôji Kawano, Japan 2007)

[Joshikyôei hanrangun / Attack Girls' Swim Team versus the Undead] Nach einer Impfung beim Schularzt bricht an einer japanischen Mädchenschule ein Zombievirus aus. Nur die Mitglieder des Schwimmteams scheinen resistent zu sein und kämpfen bald um ihr Leben... Kreisch! Ein wunderbarer Video-Trash-Film voll erlesener Splatterszenen und Softporno-Erotik, der auch in handwerklicher Hinsicht ziemlich überzeugt. Sicher, die große Vision hat noch gefehlt, aber variierende Schnittrhythmen und ein äußerst abwechslungsreicher Soundtrack lassen keine Langeweile aufkommen. Die Überdrehtheit erfährt gegen Ende einen miikeschen Höhepunkt, wenn aus Twist und Gegentwist des Doppelgängermotivs und einer alptraumhaften Gewalteruption aus dem Leben der Sexsklavinnen das Finale in Szene gesetzt wird. Die Blutdusche der inmitten von Leichenteilen nackt am Boden liegenden Protagonistin ist ein wunderbar eindrückliches Bild. Jetzt aber ab in den Pool, Schatz!

Freeze me (Takashi Ishii, Japan 2000)

Fünf Jahre nach einer Vergewaltigung in ihrem Heimatdorf wird die mittlerweile in Tokyo lebende Protagonistin von den einstigen Peinigern erneut heimgesucht. Wieviel kann ein Mensch ertragen?, scheint Ishii hier zu fragen. Die besondere Leistung besteht sicher darin, daß er aus einem Rape- & Revengemovie, deren es unzählige in der japanischen Filmhistorie gibt, einen behutsamen und beinah "leisen" Film zu machen versteht. Verstörend ist dabei nicht nur das ausgezeichnete, nuancierte Spiel der Harumi Inoue zwischen Erinnerung, Verzweiflung, Wut und Aufbegehren, sondern auch die Gestaltung der Peiniger, dreier extrem gewalttätiger Individuen mit ihren Ticks und Abgünden. Die mehrfach wiederholte, enorm zynische Prämisse, mal wieder ihre "alte Freundin Chihiro in Tokyo zu besuchen" gibt davon Zeugnis. Gegen Ende gönnt sich Ishii dann allerdings doch ein paar "Breast-shots", die er bislang diskret vermieden hatte. Allerdings erst ab dem Zeitpunkt, als

Snapshot Shorts Vol. 5

L - CHANGE THE WORLD (Hideo Nakata, Japan 2008) In seiner Öko-Terrorismus-Großtuerei inhaltlich schwachsinnig geraten und langweilig gefilmt. Der Schluß ist konsequenterweise zum Brechen und der Score, wie überhaupt im dritten Teil, nichtssagender, pathetischer Quark. Die Dynamik aus DEATH NOTE Teil 1 ist nicht vorhanden und das eingegangene Riskio aus Teil 2, Dinge falsch zu machen, fehlt völlig bei diesem uninspiriert heruntergekurbelten Sicherheitsgurtfilm. SLUMDOG MILLIONAIRE (Danny Boyle, GB 2008) Entweder war das Kamerastativ kaputt, oder der Kameramann vom Danny Boyle hatte nen verspannten Nacken. In diesem Film gibt es nur gekippte Bilder. Ach, und Spaß macht er auch. Und ein bißchen blöd ist er auch. Das ist aber egal, man schaut ihn sowieso nur ein mal. TOKYO! (Gondry /Carax /Bong, D/Fr/J 2008) Gelungene Kurzfilmcompilation wenn man gewillt ist, den prätentiösen Carax-Schwachsinn zu überspringen. Gondry macht das skurril übliche und verdreht seine liebenswerte

Under the Blossoming Cherry Trees (Masahiro Shinoda, Japan 1975)

Der Erzähler kündet von einer Geschichte von Unterdrückung, Wahnsinn und Mord: denn einst sei das Wandeln unter blühenden Kirschbäumen keine frühlingshafte Erquickung gewesen, sondern ein gefährliches Unterfangen, das die Dämonen wachrufe und den Flanierenden in den Wahnsinn treibe. Als ein Mörder und Dieb (Tomisabura Wakayama) einen vorüberziehenden Edelmann überfällt und meuchelt, ist er von der Schönheit der Ehefrau so in den Bann gezogen, daß er sie mit in sein Haus im Wald führt, und ihr unter ihrem autoritärem Regime völlig verfällt. Zuerst einmal bringt sie ihn dazu, seine neun Ehefrauen abzuschlachten. Aber das ist erst der Anfang... Shinoda, einer der Autorenfilmer der japanischen Nouvelle Vague, erzählt seine grausame Geschichte in wunderbaren Bildern, welche in ihrer Schönheit in groteskem Gegensatz zur Irren- und Geistergeschichte stehen. Dass die entführte Schöne bald die Herrin markiert und mit immer debileren Einfällen ihren Gatten in den Untergang treibt, erinnert

Afterlife / Wandâfuru raifu (Hirokazu Kore-eda, Japan 1998)

Angekommen in einem nüchternen Zwischenreich, müssen zehn Verstorbene den schönsten Moment ihres Leben auswählen, um mit dieser Erinnerung anschließend ins Jenseits einzugehen. Kore-eda ist ein Regisseur der vom Dokumentarfilm kommt. Das sieht man ihm auch bei seinen filmischen Mitteln im feature film an. Die Kreation irrwitziger Filmwelten ist nicht sein Ding. Stets führt die ruhige Kamera in langen Einstellungen "reales" Leben vor, das sich nicht den Gesetzen des Entertainments unterwirft. Lange Einstellungen, Stille, Respekt vor den Menschen, dem kleinen Moment des Besonderen. Seine Mittel der Authentizitätserzeugung wählt er gründlich: neben den bereits erwähnten technisch-strukturellen Komponenten ist es auch die Wahl der Schauspieler und Laiendarsteller, für die er sich enorm viel Zeit genommen hatte. So werden die Toten (etwa 10 Personen) allesamt von Laien dargestellt, die Kore-eda nach 500 geführten Interviews ausgewählt hatte. Zudem waren nur die Dialoge der

Sharasojyu / Shara (Naomi Kawase, Japan 2003)

Als Shuns Bruder beim Fange-Spielen und durch-die-Gassen-Rennen plötzlich verschwindet, bricht der Ernst in den Film ein. Außerdem will das bevorstehende Basara-Fest organisiert werden, in dessen Komitee Shuns Vater den Vorsitz inne hat. Die hübsche Nachbarstochter hat es auf Shun abgesehen und versucht diesen aus seiner Schüchternheit herauszulocken. Soweit die nüchternen Fakten. Gefilmt wir dieser Alltag in Nara mit extrem langen Einstellungen. Die Vermeidung des Schnitts ist Stilmittel der Autorin Kawase: minutenlang begleitet die Kamera die Protagonisten oder fängt auch mal klassisch anmutende japanische Petitessen ein - eine schöne Blume am Wegesrand, schwenken wir mal hin! Das Fehlen von Filmmusik und Beleuchtung ist obligatorisch, und am Ende sehen wir die Regisseurin selbst in der Rolle der Hochschwangeren, die ein Kind zur Welt bringen wird. So vermengen sich dokumentarisch anmutende Aufnahmen mit einem extrem künstlichen, besser: künstlerischen Stil, der uns scheinbar &qu

Little Cheung (Fruit Chan, HK 1999)

Der 9 Jahre alte Cheung wächst in der Gegend um die Portland Street im Hongkonger Stadtteil Mongkok auf: Arbeiterklasse, Armut, extreme Enge, Triaden. Das sind die lebensweltlichen Koordinaten. Als Deliveryboy hilft er seinem Vater im Schnellrestaurant aus und verkuckt sich ein wenig - wenn man das so nennen kann in diesem Alter - in seine Nachbarin Fan, Tochter illegaler Einwanderer aus den Philippinen. Sein Vater muß sich zudem gegen die Schutzgelderpressungen der lokalen Gang erwehren, und die Tage der Großmutter gehen langsam dem Ende zu. Der nicht im herkömmlichen Sinne existierende Plot handelt lose von diesen Erzählfäden, die immer wieder aufgenommen werden und doch auch alle zugleich stets präsent sind. Als Erzählerin dient eben jene Fan, die wie in einem Rückblick über Little Cheungs Kindheitsjahre, und so auch über die eigenen, erzählt. Dies kontrastiert stark mit Chans bekannnten stilistischen Mitteln des Authentischen: die Entscheidung für Laiendarsteller, für die Handkamer

Cowboy Bebop - The Movie (Shinichiro Watanabe, Japan 2001)

In einer fernen Zukunft hat die Menschheit eine gesellschaftlich hybride Megalopolis auf dem Mars erschaffen. Der Terrorist Vincent versucht jedoch mit Hilfe eines Krankheiterregers die Menschheit auszurotten. Ein Grüppchen Kopfgeldjäger um den Helden Spike macht sich daran, ihn zu fangen um die Belohnung zu kassieren. Ein utopischer Anime als Großstadtwestern, so vielleicht eine Kurzcharakterisierung. Ich mußte natürlich auch an EIN TRIO MIT VIER FÄUSTEN denken, das Team hier aufgepeppt mit einer großbusigen, schnellfeuernden Schönheit. Der Film bietet liebevolle Charakterzeichnungen und fulminante Actionsequenzen (Hochbahn-Szene), dazu ein funkiger Score aus Bebop, Jazz, Breakbeat und Klassik: sehr toll das alles. Im Vergleich aber zu heutigen Standards, Hintergrundtexturen etwa (TEKKONKINKREET sei genannt), wirkt er etwas passé, aber das stört ja nicht. Sehr deutlich wird der Westernkontext des Films: die Prärie ist die Stadt, das Pferd die motorisierten Fortbewegungsmittel,

The Drug Addicts / Xi du zhe (David Chiang, HK 1974)

Als der Drogendealer Kuan seinen besten Freund auf turkey in der Gosse wiederfindet, sperrt er ihn in einen Schuppen ein und zwingt ihm den Entzug auf - und rettet ihm damit sein Leben. Dies stürzt ihn zwangsläufig in tiefere moralische Konflikte und auch die lokale Polizei bedrängt ihn, auszusteigen. Helfen soll ihm Kuan, der nun wieder als Kung Fu-Ausbilder tätig ist. Klar, das Drogensyndikat ist not amused... David Chiangs erster Film als Regisseur zeichnet sich durch eine deutlich sichtbar in den 70ern angelegte Bildästhetik aus, in der viel durch das Licht und die Farbgebung erreicht wird. Strenge Kompositionen in sattem grün und rot wechseln mit kaum ausgeleuchteten Nachtszenen, in denen Kämpfe, die Jagd nach Drogen oder ein Entzug stattfindet. Zudem gesellt sich eine recht einstellungsreduzierte Kamera - da wird lieber geschwenkt und gezoomt, als nochmal eine neue Position eingerichtet und geschnitten. Von der Handlungs- und Spannungsseite her beginnt er recht stark. Leider abe