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Es werden Posts vom Januar, 2011 angezeigt.

Melancholia (Lav Diaz, Philippinen 2008)

" Why is there so much sadness and too much sorrow in this world? Is happiness just a concept? Is living just a process to measure man's pain? Are we ever going to see each other again? I'm not afraid of death. I'm more afraid that I won't see you again. '" Diese Worte, die als Motto des ganzen Films gelten können, schreibt Renato auf der panikartigen Flucht in sein Tagebuch, als er am Ende des Films in den Wäldern von Mindoro als linker Aktivist von militärischen Einheiten gejagt wird. Aber zu diesem Zeitpunkt befinden wir uns schon gut 7 Stunden im Film, ganz am Ende dieses langen achtstündigen Filmmonsters. Man sollte am Anfang beginnen... MELANCHOLIA ist ein Film, in dem schon zu Beginn mehrere Personen absent oder verschwunden sind. Diese werden vermisst, gesucht, betrauert. Der Ort: Sagada, eine kleine Stadt, in der wie zufällig die eben angekommene Prostituierte Alberta (Angeli Bayani) auf den Zuhälter Julian (Perry Dizon) trifft, die bei ih

Nausicaa aus dem Tal der Winde / Nausicaä of the Valley of the Wind / Kaze no tani no Naushika (Hayao Miyazaki, Japan 1984)

In einer nicht allzufernen postapokalyptischen Zukunft hat der Mensch die Erde im sogenannten Krieg der Sieben Tage des Feuers gründlich vernichtet . Die Völker kämpfen um ein Überleben, aber eben nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen die überall herumtreibenden giftigen Sporen, die von giftigen Pilzwäldern, dem sog. Meer der Fäulnis , abgesondert werden. Auch die Tierwelt hat sich nun endlich gegen die Aggressoren, also die Menschen, verschworen. Zumindest, was von ihnen übrig blieb: Insekten und allerlei mutiertes Viehzeuch, gefährlich sind vor allem die riesigen Ohmus, die als Horde auftretend, alles niederwalzen, was im Wege steht. Allein das zurückgezogen lebende Volk des Tales des Windes , welches von der Prinzessin Nausicaä regiert wird, hat sich seine Menschlichkeit bewahrt. Allen voran die Prinzessin, die auf ihrem Fluggleiter, der Möwe, für Recht und Ordnung sorgt. Sie ist eine der wenigen, die erkannt hat, dass der Mensch selbst an seinem Unheil Schuld hat. Ist er e

Fallen Angels / Duo luo tian shi (Wong Kar-Wai, Hongkong 1995)

Eine junge Frau (Michelle Reis) streift durchs nächtliche Hongkong: sie ist auf dem Weg in das heruntergekommene Hotel, in dem sie sich bei einem Job, und nur für diesen, einrichten. Die Bewegungen sind fließend, schnell, routiniert. Dann kommt er, der Killer (Leon Lai), bereitet sich vor, läßt sich Zeit, dann geht es los. Irgendwo muß immer irgendwer getötet werden. Mit mechanischer Präzision führt er den Auftrag aus, eine heiße Schießerei, Lebensgefahr, Schnelligkeit kommt vor Schönheit. Die Einsamkeit des Langzeitkillers. FALLEN ANGELS ist der Kinotrip schlechthin. Genre, Bilderrausch, offenes Erzählen. Hier wird nichts erklärt, alles geschieht, irgendwie, ohne begründet zu werden. Die Geschichte formt sich im Laufe des Sehens. Dass es eine Tragödie ist, merkt man erst später. Dazu noch eine Liebestragödie. Denn die Agentin ist in den Killer verliebt, er aber verbietet sich dies. Sie treffen sich nie, alles bleibt anonym, kaltes Geschäft. Da lernt er die Drifterin kennen. Blo

Dream Home / Wai dor lei ah yut ho (Pang Ho-Cheung, Hongkong 2010)

Da sich die Bankangestellte und Telefonverkäuferin Cheng Lai-Sheung (Josie Ho) das seit ihrer Kindheit ersehnte Appartment mit Meerblick an der Victoria Bay Hongkongs nicht leisten kann - und das obwohl sie sich mit zwei Jobs zu Tode arbeitet - greift sie zu dratischen Mitteln, um den Wert der Immobilien zu senken. Denn plötzlich werden mehrere Anwohner des Wohnturms auf grausam ermordete Weise aufgefunden. DREAM HOME zeichnet sich vor allem durch seine unglaubliche Brutalität vor dem Hintergrund einer hochaktuellen Gesellschaftskritik aus. Nicht nur werden wie fast überall in China historische Stätten durch den sogenannten Turbokapitalismus vernichtet, sondern auch die altbekannte Schere zwischen arm und reich wird immer größer, der Druck auf das Individuum steigt exponentiell. Da noch mitzuhalten, ist für kaum einen der Charaktere des Films mehr möglich. Vor diesem Hintergrund entwickelt Pang (EXODUS, BEYOND OUR KEN) einen satirischen Slasherthriller, der sich erst nach und nach

In Public / Gong gong chang suo (Zhang Ke Jia, China 2001)

In diesem Kurzfilm von nur 30 Minuten gibt es keinen handelsüblichen Plot, keine Darsteller, keine Beleuchtung, keine Filmmusik. Nur eine Kamera und ihr Dokument. Ein Busbahnhof: einige warten, andere kommen an. Ein Mann ist nervös, dann empfängt er seine Frau und seinen Sohn, die von der Reise zurückkehren. Dann eine Bushaltestelle in einer vom Kohlebergbau grau gewordenen Stadt. Ständig fahren schwer beladene Laster vorbei. Im Hintergrund die Stadt, Wohnblocks. Der Bus kommt, Menschen steigen aus, ein, eine Frau verpasst den Bus. Dann ein Bahnhofswarteraum, ein alter Funktionär sitzt grinsend im Rollstuhl, die Ticketfrau reißt Karten ab. Schnitt auf einen Tanzsaal, ältere Paare drehen sich im Kreis. IN PUBLIC ist also dokumentarisches Kino, ein weiteres Puzzleteil in Jia Zhang-kes Projekt, das zeitgenössische China durch eine Form des dokumentarischen Realismus zu erfassen und darzustellen. Ein Film, der in seiner nüchternen Teilhabe des Alltags vor den Kopf stoßen mag. Eine

A Conversation With God (Tsai Ming-Liang, Taiwan 2001, Video, 30')

Die Grundidee Tsais war es, ein sogenanntes menschliches "Medium" zu filmen, das mit den Göttern in Kontakt steht. Erhofft hatte er sich, dies mit der Kamera einfangen zu können. Ästhetisch ein einfacher, realistischer Videokamerablick: die Kamera als Auge. Auf einem Motorroller sitzend beginnt er zu filmen, und auf seinem Weg durch die nächtliche Stadt geschieht alles mögliche Unerwartete: so wird er aufgehalten von einer rituellen Prozession, in der ein junger Mann durch Geißelung in einen tranceartigen Zustand gerät oder von einem Karaoke-Spielhaus, bei dem das Licht ausfällt, usw. In der zweiten Hälfte wird der Film ruhiger und er konzentriert sich auf Details: Blätter, Mücken, tote Fische im Gras. Er filmt menschenleere Straßenunterführungen und verfaulte Fische am Flußufer; schließlich das Medium, das in faszinierender Weise spastische Segnungen ausspricht und in Trance mit einem Pinsel Bilder vollschmiert (die vermutlich anschließend verhökert werden). Abfertigung wie