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Es werden Posts vom Januar, 2014 angezeigt.

HERRMANN (Reda, Deutschland 2012)

Ein nicht mehr ganz junger Familienvater, der aus der linksalternativen Szene zu stammen scheint und der  mittlerweile wohl ziemlich in der Bürgerlichkeit angekommen ist, verabschiedet sich eines Abends von seiner Frau/Freundin und seinem bereits schlafenden Kind, da er noch auf einen Geburtstag will. Sein halb schelmisch-unterwürfig ausgedrückter Wunsch, anschließend noch kurz aufs Konzert zu gehen (dem ein echtes Begehren zugrunde zu liegen scheint, da seine Stimme schon zu zittern beginnt), wird von der verantwortungsbewußteren, vernünftigen Herzdame mit Stirnrunzeln weggeknutscht. Vermutlich kennt auch sie das Lied von der Punkband Oma Hans, wo die Mädchen auf dem Konzert einfach besser küssen als sonstwo. Da muss sie gar nicht mehr viel zu sagen, es liegt alles in ihrem Blick: er soll halt endlich mal erwachsen werden, dieser Berufsjugendliche. Schließlich gibt es jetzt Familie. Und eigentlich hatte er ja auch schon kapituliert, bevor er überhaupt den Mund aufgemacht hat. Da

A Touch of Sin / Tian zhu ding (Jia Zhangke, China/Japan 2013)

Der sympathische Minenarbeiter Dao (Jiang Wu) schultert irgendwann das Gewehr, als es ihm schließlich reicht. Eingepackt hat er die Waffe in eine Decke mit dem Motiv eines Löwen, der dann auch einmal überraschend brüllt (eine der schönen irrealen Spitzen, in die es die Filme Jias immer wieder hineintreibt). Und so geht er durch eine Kleinstadt in der Provinz Shanxi um dem korrupten Minenbesitzer, der nichts Besseres zu tun hat, als mit seinem Wohlstand zu protzen, seine Meinung zu geigen. Aus dem Reden, dem vergeblichen, und dem Arbeitskampf um Besserung der Verhältnisse für die Kohlenkumpel war freilich nichts geworden und Dao hat beschlossen, dass er das nicht mehr mit sich machen lässt. Vorher aber schon war er bei einem umgekippten Tomatenlaster einem Mopedfahrer begegnet, einem Wanderarbeiter, der von drei jugendlichen Kriminellen überfallen worden war. Dieser aber hatte sich ebenfalls gewehrt und die drei Diebe kurzerhand erschossen. Der Film wird später die

Bethlehem (Yuval Adler, Israel 2013)

Ein Film mit einem Anfang, aber ohne ein Ende. Urplötzlich erstirbt das Licht, die Leinwand wird schwarz, der Abspann rollt an zu den zurückhaltenden ambienten Technobeats, die schon mehrfach unheilvoll dräuend auf die Stimmung des Zuschauers schlugen - und das, obwohl hier die Sonne scheint und der Himmel stets blau ist. So wie es aufgehört hat, wird es weitergehen. Da es kein Ende geben kann in diesem unauflösbar gewaltsamen Konflikt, in dem der politische immer auch ein persönlicher ist. Das Motiv der Rache führt zur Endlosspirale der Gewalt, die schon gar nicht dadurch zunichte gemacht werden kann, dass man ein Haus abreisst oder den lange gejagten Anführer einer palästinensischen Widerstandsbrigade eliminiert. Draußen, auf der Straße, wo die Soldaten den Menschenjägern den Rücken decken sollen, da rücken schon die Vermummten an, die Steine schleudern - und es ist nur eine Frage der Zeit, bis geschossen wird. Auch kugelsichere Westen bringen da nichts, wie sich zeigen wird.