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Es werden Posts vom Juli, 2015 angezeigt.

BiFan 2015: Love & Peace (Sion Sono, Japan 2015)

When a man loves a turtle: Salaryman Ryo Suzuki (Hiroki Hasegawa) wird von allen Kollegen permanent gemobbt. Kein Wunder, macht er doch fast alles falsch, hängen ihm tagein, tagaus die Mundwinkel herab und seine Schüchternheit versucht er hinter den langen Haaren zu verbergen. Außerdem hat er sich in eine Brillenschlange verkuckt, ebenfalls, natürlich, eine Außenseiterin (Kumiko Aso). Zum Trost für dieses trübe Dasein wendet sich der Einzelgänger abends an seine Schildkröte namens Pikadon (Pika, Pika-chan), die er auf dem Dach gefunden hat. Sie hat immer ein offenes Ohr für ihn und ist ihm treu ergeben. Dass "Pikadon" auch der Name einer Atombombe ist, lernt man bald aus dem Fernsehen und lacht über die groteske Schere zwischen Bezeichnung und Bezeichnetem - ahnt dabei natürlich die Wandlung zum Kaiju-Monsterfilm voraus. Das kommt dann auch, aber viel später. Davor wird das Tier per Toilette genrefilmgemäß unfreiwillig entsorgt und landet in der Kanalisation beim Weih

BiFan 2015: Korean Independents - The Stone / Dol (Cho Se-rae, Südkorea, 2014)

Was erstmal am stärksten wirkt: Die Hände hämmern die Steine aufs Spielbrett, und nur bei äußerster Erregung landet einer im Nirgendwo. Go ist ein Brettspiel großer Konzentration und Könnerschaft, und wenn einer mal durchdreht, dann kann er kein Meister sein. Vielleicht ist er dann "military level 3", wie einer der Gangster im Film, einer, dem die Selbstbeherrschung in den entscheidenden Momenten fehlt. Das kann und soll man moralisch lesen als Metapher auf das Leben. Der Film bietet das an. Allerdings sind auch die Go-Spieler, die zu bescheiden sind, sich "Meister" zu nennen, nicht immer auf dem Pfad der Erleuchtung. Häufig sind es abgerissene Gestalten, die bei getürkten Matches die Kontrahenten ausnehmen. Diese Gambler sind dann eben auch schon Kleingangster, auch wenn die sich das nicht eingestehen wollen. THE STONE ist ein fulminanter, dreckiger kleiner Independent-Film, gedreht mit dem Geld eines privaten Mäzens, wie beim anschließenden Q&A zu

9413*, Hongkong/Seoul-Tagebuch, Teil 3

Es scheint, als habe die mediale Propaganda-Maschinerie ihr Ziel erreicht: Während sich für einen Flug nach Okinawa am Schalter nebenan früh eine beachtliche Warteschlange bildet, sind wir auf dem Flug nach Seoul insgesamt zu fünfzehnt - 10 maskierte Passagiere, 5 unmaskierte Crew-Mitglieder. Nun ist es ein früher Flug einer regionalen Hongkonger Billig-Airline, voll wäre das Flugzeug auch unter normalen Umständen wohl nicht gewesen. Dennoch hat die Situation etwas Gespenstisches. Am Flughafen in Incheon dann ist davon wenig zu spüren. Eine Schleuse zum Temperaturmessen, ein paar Maskierte hier und da, aber sonst business as usual, so scheint es. Mein erster Eindruck von Seoul nach der knapp vierzigminütigen Fahrt in die Stadt: größer, weitläufiger als Hongkong und auch gemächlicher, einschließlich der wahrscheinlich langsamsten Rolltreppen, die es irgendwo auf der Welt gibt. Und was die nächsten Tage immer wieder zum Hindernis wird: fehlende Sprachkenntnisse allenthalben, hier Korea