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Es werden Posts vom Oktober, 2012 angezeigt.

Running in Madness, Dying in Love / Kyoso Joshi-ko (Kôji Wakamatsu, Japan 1969)

Noch ein Film von '69, laut IMDb der elfte in diesem Jahr - da kann man nur Beifall klatschen, wie aktiv Wakamatsu in diesem Jahr, überhaupt in diesen Jahren war. Meine Sichtung des Filmes fiel traurigerweise auf seinen Todestag. Mittags las ich zum ersten Mal die Nachricht, dass der in Tokyo von einem Taxi angefahrene Regisseur im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen sei. Kurze Zeit später bestätigten das auf Facebook verschiedene verläßliche Stellen. Abends gab es bereits die ersten Nachrufe. Auch in RUNNING IN MADNESS, DYING IN LOVE stirbt einer: nämlich ein Polizist. Der Film eröffnet mit dokumentarischen Szenen der Jugendrevolte, den Unruhen in Tokyo während der Anpo Proteste. Schwarz-weiße Dokumentarbilder jagen sich, blitzlichtartig werden Zeitungsmeldungen dazwischen geschnitten, atemlose Montage. Dann: plötzlich Farbe. Ein junger Mann rennt völlig erschöpft eine Straße entlang, es ist Nacht, er ist verletzt, Blut läuft über das Gesicht. In einer langen Ei

Guilty of Romance / Koi no tsumi (Sion Sono, Japan 2011)

 In den dunklen, nur vom Neon der Reklametafeln des tokioter Vergnügingsviertels erhellten Nachtbildern kann man sich als Zuschauer verlieren. So wie sich die Figuren dieses Films verloren haben und auf de Suche nach Erlösung aus ihrer desolaten Situation sind. Sion Sono hat mit GUILTY OF ROMANCE einen äußerst hypnotischen Film geschaffen, in dem die Geschichten dreier Frauen zusammenfinden. Drei Frauen, die auf unterschiedliche Weise zu sich selbst kommen wollen, und deren Schicksal irgendwie mit dem brutalen Mord an einer Unbekannten zusammenhängt, deren Leiche am Anfang des Films von der Polizistin gefunden wird. Abgetrennte Gliedmaßen, abgetrennter Kopf. Nur der Rumpf bleibt übrig, an den die mechanischen Teile aus dem Ersatzteillager einer Schaufensterpuppe gefügt sind. Später dann werden ihre Überreste gefunden, in einer Sporttasche, aber da is der Film bald zwei Stunden alt. In diesem Film, der in wie hyperrealistischen Bildern des Exzesses sowohl innerhalb des Genrefilm

The Notorious Concubines / Kinpeibai / Chinesischer Liebesreigen / Die sechs Frauen des Ching (Kôji Wakamatsu, Japan 1969)

Wakamatsus erotisches Historienepos THE NOTORIOUS CONCUBINES basiert lose auf einem chinesischen Sittenroman mit pornographischem Inhalt namens Jin Ping Mei (aka The Golden Lotus (US-Titel)) aus der Spätzeit der Ming-Dynastie des 16. Jahrhunderts. Um der Zensur zu entgehen wurde die erzählte Zeit ins 11. Jahrhundert in die Provinz Shandong verlegt, in der ein reicher Apotheker (im Film ein unersättlicher Aristokrat) etliche außerhäusliche Affären pflegt, obwohl auf ihn zuhause bereits sechs Ehefrauen warten. Im Roman werden angeblich über 100 explizite Sexszenen ausgeführt, im Film sind es ein paar weniger, die allerdings einige exploitative Genüsse versprechen. Jedoch, es kommt alles anders. Irgendwie als Kostümfilm angelegt, vermag hier nichts so recht zu überzeugen. Bis auf ein paar Oberweiten ist nichts zu sehen, etwas Blut hin und wieder und unscharfe Orgienszenen. Der moralische Verfall ist also das, was eigentlich schockiert. Oder auch nicht. Fraglich ist, ob die ungeschnit

Project K - The Korean Filmfestival - in Frankfurt am Main

Eine sehr feine Veranstaltung wurde hier ins Leben gerufen: das koreanische Film- und Kulturfestival Projekt K startet diesen Freitag in Frankfurt auf dem Uni-Gelände (dort, wo auch immer die Nippon Connection stattfand) und es werden insgesamt 19 Filme gezeigt vom 12.10. - 14.10.12 (auf dem Campus Bockenheim im Studierendenhaus). Die Filmauswahl ist nicht allzu ausgefallen - wer sich im Filmland Korea auskennt, hat sicherlich schon einiges davon gesehen. Für den Neueinstieg oder eine Wiederbegegnung aber eine großartige Sache. Es finden sich aber auch einige Perlen, etwa kann man der Deutschlandpremiere von Kim Ki-duks PIETA beiwohnen, oder einem Screening des just erschienenen ARCHITECTURE 101. Alles in allem läuft da beinah jeder koreanische Film, der in den letzten Jahren internationale Bekanntheit errungen hat, sei es MOTHER, THIRST, CHASER, OLDBOY oder einer meiner liebsten Filme des Jahres 2011: Na Hong-jins genialer THE YELLOW SEA. Das Festival sollte man sich nicht entgehe

24 City / Er shi si cheng ji (Jia Zhangke, China 2008)

In der chinesischen Stadt Chengdu wird eine riesige Fabrikanlage abgerissen um einem modernen Appartmentkomplex Platz zu machen. 24 CITY folgt drei Generationen von Fabrikarbeitern und deren Angehörigen, die alle von diesem Ereignis persönlich betroffen sind. Entweder, weil sie ihren Job verlieren, oder weil ihren Eltern der Lebensmittelpunkt genommen wird. Denn in dieser Fabrik und auf dem Fabrikgelände waren sie aufgehoben, hatten alles, was man brauchte: Arbeit, Wohnraum, Märkte, Sportplätze, Schwimmbad und Kino. Die ehemalige Flugzeugturbinenfabrik ("Fabrik 420"), die in den letzten Jahren alles mögliche herstellte, war also das alltägliche und gewohnte Zentrum vieler Menschen, und wie etwa auch in STILL LIFE geht es Jia darum, wie mit dem Vergessen, den Erinnerungen umgegangen wird, und wie diese sozialbiographischen Aspekte an Orte geknüpft sind. Was mit ihnen passiert, wenn die Orte verschwinden. In STILL LIFE z.B. verschwindet eine Stadt in den Fluten des aufgest