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Es werden Posts vom März, 2009 angezeigt.

Snapshot Shorts Vol. 4

End Of Love Simon Chung, HK/China 2009 / Verzaubert Filmfestival Fantastische Aufnahmen aus den Hochhausschluchten Hongkongs eröffnen einen sehr sehr traurigen Film über den 22jährigen Ming und seinen Freund Yan, eine Beziehung, die sich über die Zeit von etwa zwei Jahren hinzieht und durch Höhen und Tiefen geht, konkret: Drogenrausch und Prostitution, Entzug und neue Freundschaften, ein Aufbäumen und ein neuerliches vor den Hund kommen. Dabei alles geerdet und nie ins Skandalon überhöht, aber konzentriert und emotional auf den Punkt inszeniert. Wahnsinnig toller Gitarrenscore. Wahnsinnig traurig. Groß. The Midnight Meat Train Ryuhei Kitamura, USA 2008 Ausgezeichneter Terrorizer, der nicht den Fehler begeht, gegen Ende alles Geschehen in einem rationalisierenden Twist aufzulösen, sondern im Gegenteil selbstbewußt in der vorgelegten Marschroute noch eine Schippe drauflegt. Hat mir bis auf kleinere überzeichnete Ausrutscher (Augenszene) hervorragend gefallen, insbesondere auc

Sweet Rain / Accuracy of Death (Masaya Kakei, Japan 2008)

Takeshi Kaneshiro spielt einen Grim Reaper, einen Todesengel, der stets noch ein paar Tage mit seinen Kandidaten auf Erden verbringt, bevor er die Entscheidung treffen muß, ob sie nun sterben müssen oder weiterleben dürfen. In drei Episoden, welche lose miteinander verknüpft sind, wird uns hier von menschlichen Schicksalen erzählt. Die zweite, eine Yakuza-Story, fällt dabei thematisch etwas aus dem Rahmen und hat auch einige Längen. Inszeniert ist das Ganze als romantische Horrorkomödie (irgendwie), in die Kaneshiro mit seinem Overacting sehr gut paßt. Nette Ideen machen den Film liebenswert, auch wenn der Schluß etwas zu sehr auf die Gefühlsdrüse drückt. Nichts Großes also, habe aber schon deutlich Schlechteres gesehen; jedoch auch Besseres: DEAD LIKE ME etwa, was hier wohl Pate gestanden haben dürfte. SWEET RAIN geht aber trotzdem voll in Ordnung.

Falten und Fallen: Außerasiatische Verirrungen Pt. 3

Inside / À L'intérieur (Alexandre Bustillo / Julien Maury, Frankreich 2007) Nach einem Autounfall, bei dem der Vater ihres noch ungeborenen Kindes ums Leben kommt, wird die hochschwangere Sarah (Alysson Paradis) in der Nacht vor der Geburt, die zudem die Vorweihnachtsnacht ist, von einem schwarz gekleideten Christkind heimgesucht. Einer bösen Hexe gleich erscheint eine unheimliche Frau (Béatrice Dalle) am Wohnzimmerfenster und bedroht die eben entschlummerte Schwangere. Die herbeigerufene Polizei funktioniert zwar kurzzeitig als retardierendes Moment, als Aufschub, doch im Folgenden geht es Sarah an den Kragen, also: an den Bauch, um genau zu sein. "La femme" will das Kind. Die in der ersten Hälfte aufgebaute Spannung ist dermaßen unerträglich groß, man beginnt sich selbst zusammenzukrümmen, das eigene "innen", das Kind, zu schützen. Als dann die Grenzverletzungen geschehen und in das Innere vorgedrungen wird, viermal genau (das Haus, das Badezimmer, der Körper

Blood on the Flag, Teil 4

Wie schon in KICHIKU angedeutet, dann weiter in SASORI aufgefallen, das entsprechende Bild in TEKKONKINKREET dummerweise nicht gepostet, habe ich jetzt in ELF UHR NACHTS / PIERROT LE FOU von Jean-Luc Godard noch eine japanische Flagge erspäht, die aus einem Blutfleck besteht (dank Schere im Hals): - ein Motiv, das sich später in der Szene mit dem im Kino lesenden Belmondo wiederholt, genauer: im lustigen Seemannshütchen des gelangweilten Matrosen: Man beachte im übrigen die strenge Farbkomposition im unteren, wie insbesondere die Geometrie im oberen Screenshot.

Ichi (Fumihiko Sori, Japan 2008)

Eine blinde Schwertkämpferin (Haruka Ayase) hilft einem unbeholfenen Samurai bei einem Angriff mehrerer Gauner aus der Patsche. Der rivalisierende Clan hält ihn daraufhin für einen Helden und stellt ihn als Bodyguard an, doch stellt sich heraus, daß er unfähig ist, sein Schwert zu ziehen. Dies wird durch eine psychische Blockade verhindert, deren Ursprung in der Kindheit liegt. Doch die blinde Samurette ist nicht weit, denn nach und nach hat sich auch ihr Herz für ihn entflammt. Es wird viel zitiert in diese Film - unzählige Szenen kennt man aus den klassischen und modernen Samuraifilmen. Das ist zunächst ganz spannend, spart der Film doch auch nicht mit überzeichneten Charakteren, die ihn in Richtung Groteske rücken. Mit zunehmender Laufzeit entdeckt der Film allerdings seinen Hang zur poetischen Langsamkeit und kann nur mit Mühe seine überlange, zweistündige Laufzeit beenden. Auch immer deutlicher werden große Schwächen im Rhythmus, die ihn mehrfach ausbremsen, sodaß man teils scho

Vibrator / Vaibureta (Ryuichi Hiroki, Japan 2003)

Die hübsche Rei versorgt sich eines Nachts mit Alkohol in einem Supermarkt - dort sieht sie Okabe, den jungen Mann mit Gummistiefeln und den blondierten Haaren. Sie kann den Blick nicht mehr von ihm lassen, und folgt ihm, einem plötzlichen Instinkt folgend, auf den Parkplatz hinaus, bis zu seinen Lastwagen und dann weit weg auf einem mehrtägigen Trip von Tokyo nach Niigata an der westlichen Nordseite Honshus. Pinku-Eiga - Experte Hiroki legt hier zwei Filme nach dem bahnbrechenden TOKYO TRASH BABY (2000) ein gesellschaftskritisches Drama zur Lage der japanischen Jugend vor. Nachdem die vaterlose Generation durch die schwerstarbeitenden Familienoberhäupter in ein sinnentleerte Existenz gestoßen wurden, schlagen sie sich orientierungslos durch das Leben: als Freelance-Journalistin und als anstellungsloser Lastwagenfahrer. Zwei freeita-Jobber ohne gesicherte Existenz, stellvertretend für Japans lost generation . Daß Hiroki die Suchenden auf ein Roadmovie schickt - in den Zustand des

Shonen / The Boy (Nagisa Oshima, Japan 1969)

In SHONEN zeigt Oshima ausschnittartig den Versuch eines 10jährigen Jungen, ein Leben für sich und seinen 3jährigen Bruder zu finden und zu leben, das von einer desolaten und zerstörten Familiensituation geprägt ist. Traditionelle Modelle von 'Familie' haben sich aufgelöst, der Patriarch ist ein Gauner, der seine Vorherrschaft nur unter äußerster Rücksichtslosigkeit und Anwendung körperlicher und vor allem: seelischer Gewalt mehr schlecht als recht erhalten kann. So scheint die emporkommende Frau, die gerissen ihre Fähigkeiten auszunutzen weiß, nach Erlangung der Macht vor allem erst einmal eines zu tun: den ehemaligen Patriarchen davonzujagen. In diesem Gefüge muß sich nun das Brüderpaar positionieren. Die Kleinfamilie schlägt sich mit einer besonders radikalen Art der Gaunerei durch's Leben: die Mutter wirft sich an vorbeifahrende Autos und simuliert dadurch schwere Verletzungen, als ob sie tatsächlich angefahren worden wäre. Der Gatte, der im Hintergrund gewartet