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Posts mit dem Label "Jia Zhang-ke" werden angezeigt.

A Touch of Sin / Tian zhu ding (Jia Zhangke, China/Japan 2013)

Der sympathische Minenarbeiter Dao (Jiang Wu) schultert irgendwann das Gewehr, als es ihm schließlich reicht. Eingepackt hat er die Waffe in eine Decke mit dem Motiv eines Löwen, der dann auch einmal überraschend brüllt (eine der schönen irrealen Spitzen, in die es die Filme Jias immer wieder hineintreibt). Und so geht er durch eine Kleinstadt in der Provinz Shanxi um dem korrupten Minenbesitzer, der nichts Besseres zu tun hat, als mit seinem Wohlstand zu protzen, seine Meinung zu geigen. Aus dem Reden, dem vergeblichen, und dem Arbeitskampf um Besserung der Verhältnisse für die Kohlenkumpel war freilich nichts geworden und Dao hat beschlossen, dass er das nicht mehr mit sich machen lässt. Vorher aber schon war er bei einem umgekippten Tomatenlaster einem Mopedfahrer begegnet, einem Wanderarbeiter, der von drei jugendlichen Kriminellen überfallen worden war. Dieser aber hatte sich ebenfalls gewehrt und die drei Diebe kurzerhand erschossen. Der Film wird später die...

24 City / Er shi si cheng ji (Jia Zhangke, China 2008)

In der chinesischen Stadt Chengdu wird eine riesige Fabrikanlage abgerissen um einem modernen Appartmentkomplex Platz zu machen. 24 CITY folgt drei Generationen von Fabrikarbeitern und deren Angehörigen, die alle von diesem Ereignis persönlich betroffen sind. Entweder, weil sie ihren Job verlieren, oder weil ihren Eltern der Lebensmittelpunkt genommen wird. Denn in dieser Fabrik und auf dem Fabrikgelände waren sie aufgehoben, hatten alles, was man brauchte: Arbeit, Wohnraum, Märkte, Sportplätze, Schwimmbad und Kino. Die ehemalige Flugzeugturbinenfabrik ("Fabrik 420"), die in den letzten Jahren alles mögliche herstellte, war also das alltägliche und gewohnte Zentrum vieler Menschen, und wie etwa auch in STILL LIFE geht es Jia darum, wie mit dem Vergessen, den Erinnerungen umgegangen wird, und wie diese sozialbiographischen Aspekte an Orte geknüpft sind. Was mit ihnen passiert, wenn die Orte verschwinden. In STILL LIFE z.B. verschwindet eine Stadt in den Fluten des aufgest...

In Public / Gong gong chang suo (Zhang Ke Jia, China 2001)

In diesem Kurzfilm von nur 30 Minuten gibt es keinen handelsüblichen Plot, keine Darsteller, keine Beleuchtung, keine Filmmusik. Nur eine Kamera und ihr Dokument. Ein Busbahnhof: einige warten, andere kommen an. Ein Mann ist nervös, dann empfängt er seine Frau und seinen Sohn, die von der Reise zurückkehren. Dann eine Bushaltestelle in einer vom Kohlebergbau grau gewordenen Stadt. Ständig fahren schwer beladene Laster vorbei. Im Hintergrund die Stadt, Wohnblocks. Der Bus kommt, Menschen steigen aus, ein, eine Frau verpasst den Bus. Dann ein Bahnhofswarteraum, ein alter Funktionär sitzt grinsend im Rollstuhl, die Ticketfrau reißt Karten ab. Schnitt auf einen Tanzsaal, ältere Paare drehen sich im Kreis. IN PUBLIC ist also dokumentarisches Kino, ein weiteres Puzzleteil in Jia Zhang-kes Projekt, das zeitgenössische China durch eine Form des dokumentarischen Realismus zu erfassen und darzustellen. Ein Film, der in seiner nüchternen Teilhabe des Alltags vor den Kopf stoßen mag. Eine ...

Snapshot Shorts Vol. 7

What Time is it There? (Tsai Ming-Liang, Taiwan 2001) -- fantstisch stiller Arthausfilm, der beinah alles Preziose umschifft. Beinah - doch etwas Pathos darf gerne sein, um der Fernenliebe Gestalt zu verleihen. Schön gefilmt und der Film mit dem Aquarium. Bright Future / Akarui Mirai (Kiyoshi Kurosawa, Japan 2003) -- Aquarium, diesmal samt Qualle. Metaphorik à la Kurosawa. Allegorien im Sekundentakt und aufeiandrprallende Bildwelten. Darunter kriecht der creepige Horror. Auch hier: wunderschöne Bilder in einem kaum verständlichen Film. Da sind wohl mehrere Sichtungen nötig. Violence at High Noon / Daylight Phantom Killer / Hakuchu no torima (Nagisa Oshima, Japan 1966) -- Oshima macht das wieder sehr geschickt: in der Tarnung eines Serienkiller-Thriller-Plots verbirgt sich eine Studie über zwischenmenschliche Abgründe, eine Analyse von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen in "Liebes-"Beziehungen, und ganz politisch: die Erzählung über das Scheitern einer linken, autar...