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Posts mit dem Label "Anurag Kashyap" werden angezeigt.

Raman Raghav 2.0 / Psycho Raman (Anurag Kashyap, Indien 2016)

 Was an Anurag Kashyaps Serienkiller-Thriller Psycho Raman (aka. Raman Raghav 2.0 ) zuerst auffällt, ist der harte Gegensatz der Eröffnungsszene in der Diskothek mit der darauffolgenden Stille, in der man zum ersten Mal dem Killer Raman (Nawazuddin Siddiqui) begegnet: während der Polizist Raghavan (Vicky Kaushal) ein Gefangener der Beats und der Drogen ist, die er eingeworfen hat, ist Raman in einem Zimmer eines Abbruchhauses vor den Toren Mumbais eingesperrt. Dort spricht er mit sich selbst mit wehleidiger Stimme, was ihm Schlimmes widerfahren sei. Er probt das richtiggehend, wie ein Schauspieler. Dann ruft er ein paar Jugendliche um Hilfe herbei, die dort gerade Cricket spielen wollten. Sein Vortrag ist so überzeugend, dass sie ihn gleich befreien. Raman darauf, mit einem leisen Lächeln im Gesicht, ausgezehrt und mit schwarzen Augenrändern, streunt durch das Gelände, eine wilde Brache voller wilder Pflanzen umgeben von Ruinen – es ist beinah eine Idylle, eine I...

No Smoking (Anurag Kashyap, Indien 2007)

Anurag Kashyaps mit dem experimentellen Filmemachen spielender Film nach einer Story von Stephen King ("Quitters Inc.") und im hippen Geiste eines THE GAME von David Fincher folgt dem Protagonisten namens K, "just K" (John Abraham), auf einer Höllenfahrt in die Abgründe Kalkuttas bzw. seiner eigenen Seele - und das nur, weil er mit dem Rauchen aufhören soll. Die Gattin drängt ihn. Denn Rauchen tut er wie ein Schlot, hat sich schon einen Ersatzlungenflügel von seinem Bruder einfügen lassen müssen. Und dennoch raucht er nicht nur nach dem Sex, sondern auch vor demselben. Und bei einem reichen, gut aussehenden Schnösel wie K ist eigentlich immer "vor dem Sex". Dass der Film bald anfängt zu nerven, wenn er von Stilbruch zu Stilbruch springt, verwundert nicht: zu wenig zwingend wirkt das alles, zu wenig plausibel oder herausgearbeitet. Selbstverliebtes Filmemachen. Warum zum Beispiel immer wieder Szenen mit den Comic-Sprechblasen im Bild? Warum die schwarz...

Gangs of Wasseypur (Anurag Kashyap, Indien 2012) / pt. 1

Am Ende ist es ein Tanz im Feuer, im Feuergefecht, wenn Godfather Sardar Khan, Hauptfigur in diesem Epos, wie in einem Todesballett sich um sich selbst dreht, herumgewirbelt wird von den Kugeln, die seinen Körper durchlöchern. "The Killer" von John Woo fällt einem da ein, im Hintergrund die grellgelben Feuer- und Explosionswolken oder die Zeitlupentode bei Sam Peckinpah - bei Anurag Kashyap aber ohne das Pathos, das vielen westlichen Zuschauern zu pappig ist. Hier sind die Bilder grobkörnig, schlicht und direkt in ihrer Bedeutung, die nur sie selbst sind und als tiefere Lesart den Verweis auf die ihnen ähnlichen Filmbilder zulassen - aber nicht auf religiöse Elevatio, Verklärung oder gar auf eine Erlösung hinweisen. Und so ist auch der Begriff "Epos" eigentlich zu unscharf für diesen doch sehr langen Film, denn Epik trifft nicht den narrativen Gestus dieses Films, der in sich elliptisch ist, voller Auslassungen, sprunghaft, wenig erklärt und sowieso nicht wie e...

That Girl in Yellow Boots (Anurag Kashyap, Indien 2010)

Das junge Mädchen Ruth aus England (Kalki Koechlin) reist nach Indien um ihren Vater zu finden. Der hatte ihr zum Abschied einen mysteriösen Brief hinterlassen, allerdings ohne seinen Aufenthaltsort mitzuteilen. In Mumbai findet sie Arbeit in einem Massagesalon und verdient sich dort das Geld, um weitere Nachforschungen über den Vermissten anzustellen. Dass sie dort auch sexuell ausgebeutet wird, versteht sich: für einen "Handshake" gibt es ein extra Taschengeld. Ihr zwielichtiger Freund ist ein kokainabhängiger Strauchdieb, der sie permanent bedrängt und natürlich dann auch in Schwierigkeiten bringt. Allein schon deswegen, weil er sich mit dem Boss einer Drogenbande anlegt. THAT GIRL IN YELLOW BOOTS ist eine zwiespältige Angelegenheit. Einerseits lassen sich in diesem Film sehr viele bis zum Klischee erstarrten Motive finden - das dreckige, verkommene Mumbai, das Mädchen aus der Fremde in der Großstadt, das in die Prostitution rutscht, der Wahnsinn der Abhängigen, usw ...