Direkt zum Hauptbereich

Posts

Posts mit dem Label "Kim Ki-duk" werden angezeigt.

Wild Animals (Kim Ki-duk, Südkorea 1997)

Eigentlich darf man über den Film gar nichts Wohlüberlegtes schreiben. Denn er selbst ist ein unbändig ruppiges Stück größter Orientierungslosigkeit und Verzweiflung, voller willkürlicher Zufälle, energetischen Eruptionen, höchster Gewalt, intimster Zärtlichkeit und grotesker Brutalität. Er wirft den Zuschauer von der einen Gefühlslage in die entgegengesetzte, unterlegt mit 80er Synthi- und arabischem Folklore-Pop. Grundiert mit der Verzweiflung zweier illegaler koreanischer Künstler (einer ein ehemaliger Soldat), die im "Milieu" von Paris zu Kleinkriminellen und schließlich zu Mördern werden. Die Frauen in diesem Film sind zwar allesamt begehrenswerte Wesen, müssen aber viel Leid und Gewalt ertragen und flüchten dann doch immer wieder in die Arme der falschen Männer. Und letztlich gilt auch für diese Männerbande, die ihre Homoerotik gut zu verbergen weiß: bros before hoes . Dennoch bringt der eine den anderen beinahe um. Schon für diesen frühen Film (davor gibt es nur n...

Moebius (Kim Ki-duk, Südkorea 2013)

Schon bei den Filmfestspielen von Venedig hatte Kim Ki-duks jüngster veröffentlichter Film für ordentlich Tumult gesorgt. Denn auch dieser ist wieder, nach dem großartigen Pièta von 2012 und dem überirdischen Arirang von 2011, nichts für sensible Vorschulkinder. Runterreduziert auf den Mikrokosmos Kleinfamilie, gutbürgerlich mit schönem Haus (= Anwesen) und mit permanent drohendem bourgeoisem Ennui gesegnet, rastet eines Tags die Gattin aus (toll: Lee Eun-woo in einer Doppelrolle), als sie ihren Mann beim Fremdgehen mit der Besitzerin eines Krämerladens (ebenfalls Lee, jetzt mit glatten Haaren) in der Nähe erwischt. Den Sohn interessiert das alles wenig, er läuft alienated und wie paralysiert durch seine Spätpubertät, blättert in Mangas und masturbiert, ja, irgendwie auch aus Langeweile. Bei der Attacke auf den Gatten (Cho Jae-hyun, aus Kims Address Unknown und Bad Guy ) unterliegt sie dann aber, worauf sie in einer Kurzschlußhandlung die Gewalt auf den Sohn umlenkt und dem klei...

Pieta / 피에타 (Kim Ki-duk, Südkorea 2012)

Im heruntergekommenen Industrieviertel Cheonggyecheon inmitten Seouls arbeitet Lee Kang-do als Geldeintreiber für einen Kredithai. Kang-do gilt bei den Schuldnern als "Der Teufel", da er äußerst skrupellose Methoden anwendet, um an das ausstehende Geld zu kommen: er bricht ihnen rücksichtslos die Gliedmaßen oder verstümmelt sie - meist vor Augen der Angehörigen. Dazu nutzt er häufig deren Werkstatt-Maschinen, Stanzgeräte, Industriebohrer, Blechschneider, Walzen, usw. Oder geht mit ihnen auf eine Bauruine und stößt sie vom dritten Stock hinab. So kann Kang-dos Chef die Invaliditätsversicherung kassieren. Die Schuldner werden jedoch meist lebenslang zu Krüppeln. Und Kang-do zum meistgehassten Mann des Viertels. Plötzlich jedoch taucht eine Frau namens Min-sun auf, die vorgibt, Kang-dos Mutter zu sein - der glaubt ihr nicht, und reagiert mit aggressivster Brutalität auf die Kontaktversuche. Doch dann beginnt er sich zu öffnen, und plötzlich ist da jemand in seinem Leben. Ka...

Dream / Bi-mong (Kim Ki-duk, Südkorea 2008)

Das Kino des Kim Ki-duk läßt sich in Konstanten lesen; eine prominente ist das schicksalhafte Verknüpftsein der Protagonisten. Eine Beziehung, die durch das Oeuvre hinweg in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen gedacht, und dann zumeist gewaltvoll ausgelebt wird: nicht nur auf so offensichtliche Weise wie in SEOM, sondern auch als Beziehung der Abhängigkeit wie in BIRDCAGE INN, der Schicksalsgemeinschaft in ADDRESS UNKNOWN, in Form der Ausbeutung wie in BAD GUY, der Erkenntnis wie in BOM, YEORM, GAEUL, GYEOWOOL… GEURIGO BOM, der Einsamkeit wie in BIN-JIP, des Egoismus wie in HWAL, oder des Verlassenwerdens wie in TIME. In DREAM findet sich erneut eine durch Schmerzen initiierte Verbindung: bei einem Autounfall lernen sich die Protagonisten kennen; er hat ihn geträumt, sie ihn schlafwandelnd ausgeführt. Eine unheilige Verbindung, die die Figuren nicht nur dazu zwingt, ihr ganzes Leben einem möglichen Wahn und Irrsinn unterzuordnen, sondern auch einer, der von Gewalt gesä...

Time / Shi gan (Kim Ki-duk, Südkorea 2006)

Mit Kim Ki-duk geht es immer weiter. Vermutlich werde ich mir noch seinen vierzigsten Film ansehen, wenn es denn soweit kommen sollte. Schließlich war er einer der Regisseure, die ich als erstes entdeckte, als ich vor Jahren damit begann, stärker Asienfilme zu schauen. Eing eprägt hat sich da natürlich die Kombination aus künstlerisch wunderschön gemachten Bildern mit so ziemlich der härtesten Brutalität, die man nur aushalten kann. Insbesondere ADDRESS UNKNOWN und BIRDCAGE INN meine ich damit, aber auch den etwas zu sehr stilisierten THE ISLE. Der Ton seiner Filme hat sich etwas gewandelt über die Jahre, zum Glück, ist ruhiger geworden. Ein Film wie 3Iron ist ein Gottgeschenk, einer wie THE BOW, in dem er sich doch auch ein wenig selbst wiederholt und, manche meinen ja streng, im Kreise dreht, vielleicht weniger. Sehe ich nicht ganz so, aber ich bin da auch sehr offen. Mit TIME geht Kim zurück in die Großstädte und beschäftigt sich mit dem Schönheitswahn einer sich auf das Aussehen au...