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Es werden Posts vom Mai, 2017 angezeigt.

Nippon Connection 2017 ~ Love lost and found in Hakodate: Over the Fence von Nobuhiro Yamashita (2016)

 Eine Frau (Yu Aoi) rennt über die Straße, sie streitet sich mit ihrem Begleiter – er soll sich gefälligst mehr um die Kinder kümmern. Plötzlich führt sie einen abgehackten Stakkato-Tanz auf, der, wie man später erfährt, das Balzritual eines (Vogel) Straußes ist. Aus einiger Entfernung betrachtet Joe Odagiri diese absurde Szene und fragt sich  – wie der Zuschauer – ob diese Frau noch alle Tassen im Schrank hat. Er selbst hat Tokio vor ein paar Monaten den Rücken gekehrt, nachdem ihn seine Frau mitsamt der Tochter nach einem tragischen Vorfall bereits vor Jahren verlassen hatte. Nun ist er traumatisiert und arbeitslos und muss an einem Lehrgang zur Schreinerlehre teilnehmen, um weiter Arbeitslosengeld zu beziehen. Mit ihm eine ganze Reihe von Berufsjugendlichen, und diese gründen eine Softball-Mannschaft, da auch die sportliche Fitness vom Staate vorgeschrieben ist. Allerdings stehen sie lieber rauchend in der Ecke und unterhalten sich über alles mögliche, vor allem aber das L

Nippon Connection 2017 ~ Vom langsamen Sterben in der Sperrzone: La Terre Abandonnée von Gilles Laurent (2016)

 Eine Großaufnahme eines faltigen Gesichts. Gestochen scharf, übergroß das Portrait des Mannes, der mit gesenktem Kopf an einem Holztisch sitzt und den Tag Revue passieren lässt. Er war draußen, hat hart gearbeitet, das Feld bestellt. Die Hunde gefüttert und die Kühe versorgt. Er hat das alles alleine gemacht, denn außer ihm ist sonst niemand mehr hier. Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima ist die Gegend verseucht, zur Sperrzone erklärt worden. Der Mann wohnt in seinem Geburtshaus, es steht irgendwo in der Nähe der Kleinstadt Tomioka. Die Schiebetür zum Garten ist offen, es weht ein leichter Wind. Sonnenstrahlen auf den Tatami-Matten, ein Falter stirbt im Spinnennetz am Dachbalken. Ein Geigerzähler knarzt. 0.33 Mikrosievert radioaktive Belastung. Bis ich 90 Jahre alt werde, bin ich sowieso schon tot. Da kann ich auch hier bleiben. Ein Gesicht im Gegenlicht, Wolken ziehen vorüber, die Zikaden. Der Soundtrack der ländlichen Provinz. Der Mann schläft ein.  Es ist ein Idy

17. Nippon Connection Filmfestival in Frankfurt - Das Programm

 Das Programm des Japanischen Filmfestivals Nippon Connection steht fest! Und es ist wieder einmal eines, das an Höhepunkten nicht arm ist. Neben der Hauptschiene, den Filmen der Sektion Nippon Cinema mit den vielen Publikumsmagneten, besonders interessant - wie letztes Jahr - die paar kleineren Filme, von denen man noch nie gehört hat und die sich hauptsächlich in der Reihe Nippon Visions tummeln - eine Sektion eigens für Independentkino und Filmdebüts abseits des Mainstreams.  Einige möchte ich hier direkt erwähnen: etwa die Komödie Dynamite Wolf von Kohei Taniguchi, in der ein Grundschüler seine Liebe zum Wrestling entdeckt; Eriko, Pretended von Akio Fujimura, in dem eine erfolglose Schauspielerin von Tokio nach Hause zurückkehrt und sich sowohl einer Familientragödie als auch ihrem glücklosen Lebensplan stellen muss; oder die von mir heiß erwartete Dokumentation Raise Your Arms and Twist über die Popgruppe NMB 48 (ein Klon der enorm erfolgreichen Mädchensupergruppe AK

Visaaranai / Interrogation (Vetrimaran, Indien 2015)

  Visa(a)ranai ist ein Film, der bisweilen kaum auszuhalten ist: wegen den enormen psychischen Grausamkeiten, wie auch der exzessiven körperlichen Gewalt. Ein Film der mit zunehmender Laufzeit wie kaum ein anderer das krebsartig wuchernde Geschwür der Korruption in Indien darlegt. In den Behörden, den Polizeistellen, allen öffentlichen Diensten, die mit einander unter einer Decke stecken. Exemplifiziert wird das am Schicksal dreier Freunde, die wie verlorene Zugvögel als Wanderarbeiter ihre Heimat, den Bundesstaat Tamil Nadu, verlassen, um sich im nördlich gelegenen Andra Pradesh als Tagelöhner zu verdingen. Dort geraten sie aber schon bald in Polizeigewalt und müssen für irgendein anderes Verbrechen den Kopf hinhalten, da der dortige Kommissar aus politischen Gründen einen Fahndungserfolg nachweisen muss. Oder auch nur deswegen, um die eigene Karriere nicht zu beschädigen. Einmal im System gefangen, ist es den eingeschüchterten Tamilen kaum mehr möglich, sich aus dem s