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Es werden Posts vom Januar, 2012 angezeigt.

Ohayo (Satoshi Kon, Japan 2008)

In diesem nur einminütigen, eleganten Kurzfilm gewährt Satoshi Kon einen beinahe schon intimen Blick auf eine jungen Frau, die am Morgen nach ihrer Geburtstagsparty erwacht und noch nicht ganz bei sich ist; tatsächlich "neben sich steht" (Wahrnehmung des fragmentierten Ichs, vgl. PERFECT BLUE) und erst nach der Dusche zu sich selbst findet. Der Film ist Teil eines Omnibus-Films von 15 weiteren einminütigen Kurzfilmen mit dem Titel ANI*KURI 15, der für den japanischen Fernsehsender NHK Networks hergestellt wurde. Satoshi Kon ist im August 2010 tragischerweise an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben; von vielen wird er zu den wichtigsten zeitgenössischen Animationsfilmkünstlern gezählt. Hier geht es zu diesem berückend schönen Film: * click *

There's Only One Sun (Wong Kar-Wai, HK/USA 2007)

Einen hypnotischen Agenten- und Verschwörungsthriller in nur 10 Minuten hat Wong da gedreht, einen Promofilm für den Philips "Ambilight Aurea" Fernseher (welcher freilich nun unsere "Sonne" sein soll). Für die Agentin, deren Auftrag es ist, sich an den russischen Spion (?) heranzumachen aber ist es dieser Mann, der sie zum Umdenken und so beinah die Mission in Gefahr bringt. Der Film vereint viel von dem, was sich der Zuschauer von Wong Kar-Wai verspricht: magnetische Atmosphäre, elegisches Pacing, kräftige, übersaturierte Farben und deren Überblendung, alles in einem futuristischen Retrosetting, festgehalten aus ungewöhnlichen Kameraperspektiven. Am Ende ist da dann doch die Sache mit dem Bildschirm, aber seht selbst . Nach meinem Dafürhalten ein toller Film. Oder ist das jetzt der totale Ausverkauf?

Ikiru - Einmal wirklich leben (Akira Kurosawa, Japan 1952)

Es ist für mich schon sehr erstaunlich, wie ungeteilt positiv die Resonanz zu Kurosawas Filmen der "mittleren Werkphase" ist, die Zeit, in der seine sogenannten "Hauptwerke" entstanden. Insbesondere ein Film wie IKIRU, der nun wirklich keine herausragende, sondern eine vor allem recht alltägliche, eigentlich sehr banale Geschichte erzählt. Die immer wieder hervorgehobene menschliche Qualität vor allem dieses Films, was immer diese Verkürzung auch genau bezeichnen mag, sei etwas ganz besonderes. Vor allem haben wir es hier mit einem in Routine und Pflichterfüllung erstarrten Individuum zu tun, das in einem kafkaesken Behördenalltag gefangen ist (immer wieder ins Bild gesetzt mit den sich hoch auftürmenden Akten und Papierstapeln, die sogar das Fenster verdecken und alles Sonnenlicht rauben), einem Individuum, das erst aufgrund seiner Krankheit, die unweigerlich zum Tode führen wird, die Verkrustungen aufbrechen kann, in denen es sich jahrelang eingerichtet, das

Atman (Toshio Matsumoto, Japan 1975)

ATMAN ist ein experimenteller Kurzfilm Matsumotos ( FUNERAL PARADE OF ROSES ), der sich durch eine extreme Reduktion des Settings, sowie einer übersprudelnden Üppigkeit der filmischen Mittel, gefangen in einem stilistischem Konzept, auszeichnet. Der Film überzeugt vor allem durch seine Rigorosität, mit der er sein ästhetisches und filmtechnisches Programm durchzieht, und weiß ansonsten mit einer Offenheit seiner Bedeutung zu verstören. Was soll dieser Atman (der hier auch für die inkarnierte Person steht), ein hinduistischer Begriff der indischen Philosophie, der für das "Bewußtsein", das "Selbst" steht und auch im Buddhismus gebräuchlich ist, der sich im Westen wohl am besten als "Seele" übersetzen lässt, hier in einem japanischen Experimentalfilm? Der Atman befindet sich auf einer Fläche, ähnlich eines ausgetrockneten Flussbetts. Um ihn: Berge, Bäume, der Himmel. Die Kamera fährt in unzähligen Cannonball-Shots gegen den Uhrzeigersinn um die Figur h

Ocean Waves / Umi ga Kikoeru / Flüstern des Meeres (Tomomi Mochizuki, Japan 1993)

Der Regisseur von Maison Ikkoku Kanketsuban , dem Kino- und Abschlussfilm zur in Japan extrem erfolgreichen, 96-teiligen Anime-Serie um ein studentisches Wohnhaus in dem das Chaos regiert, inszeniert hier einen Film für das Studio Ghibli, der mich in seiner Erinnerungsstruktur und den Bildgestaltungen sehr an Tränen der Erinnerung / Omohide poro poro (1991) von Isao Takahata erinnert. Der Student Taku Morisaki reist von Tokyo in seine Heimatstadt Kochi und sieht auf dem gegenüberliegenden Bahngleis seine damalige Mitschülerin Rikako, die ihn damals erst in die Verzweiflung getrieben hatte (bei einer Klassenfahrt nach Hawaii und einer Reise nach Tokyo), und in die er sich dann - obwohl es seinem besten Freund ebenso erging - unsterblich verliebt hat. Dies zu erkennen hat etwas gedauert, da er mit seinem emotionalen Haushalt nicht ganz im Reinen war. Doch spätestens dann nach dem Klassentreffen in eben jenem Kochi, ist ihm alles völlig bewußt. Zurück in Tokyo wiederholt sich die Sze

Asu no Taiyo / Tomorrow's Sun (Nagisa Oshima, Japan 1959)

TOMORROW'S SUN ist eine Rarität: ein früher Kurzfilm Oshimas, der im Stil eines Trailers gemacht ist. Freilich zu einem Film, der nicht existiert. Man sieht ein junges Mädchen, das sich in einen Jungen verliebt und auf einer Theaterbühne allerhand spannende Gefahren überstehen muss, um ihren Angebeteten zu bekommen. Das ist alles recht klamaukig, voller toller visueller Einfälle, ein Revue-Film mit Gangstern im Frack und mit Kanonen und Tanz und Gesang - allerdings konnte ich keine Untertitel auftreiben, und es wird recht viel gesprochen, erzählt, erläutert und von einem engagierten Mädchenchor vorgetragen. Beinahe wähnt man sich in einem Film von Yasuzo Masumura. Hier ein paar Screenshots, die ein wenig den Plot illustrieren und die fantastische gestalterische Bildkraft Oshimas verdeutlicht: Zwei Jahre vor diesem Film entstand Masumuras KUCHIZUKE / KISSES (1957), der immer wieder gerne (vereinfacht) zum Auftakt der Japanischen Nouvelle Vague erklärt wird, ein Film in