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Posts mit dem Label "Akira Kurosawa" werden angezeigt.

Shichinin no Samurai / Seven Samurai (Akira Kurosawa, Japan 1954)

Japan, 1587: ein kleines Bauerndorf wird regelmäßig jedes Jahr nach der Ernte von einer skrupellosen Räuberbande überfallen, die in ihrem Terror nicht nur die Lebensmittelvorräte entwendet, sondern auch junge Frauen und Mädchen entführt, um sie zu Versklaven und nach Gutdünken zu mißbrauchen. Auch der eine oder andere Bauer muss bei diesen Attacken sein Leben lassen. Die Farmer sind mittlerweile dermaßen eingeschüchtert, dass an eine Gegenwehr nicht mehr zu denken ist. Doch ein paar wackere Gesellen setzen sich schließlich gegen die alle Dörfler lähmende Angst durch, und nachdem sie den weisen Dorfältesten um Rat angesucht haben, reisen sie in die nächste Stadt um Samuraikrieger für ihre Sache anzuheuern. Sie sollen ihnen bei der diesjährigen Ernte gegen die Banditen Schutz gewähren. Verarmte, hungrige und herrenlose Samurai gibt es zuhauf, doch haben die Dorfbewohner fast nichts zu bieten: drei Reismahlzeiten am Tag, ein Dach über dem Kopf und einen Kampf gegen eine Übermacht, der ka...

Ikiru - Einmal wirklich leben (Akira Kurosawa, Japan 1952)

Es ist für mich schon sehr erstaunlich, wie ungeteilt positiv die Resonanz zu Kurosawas Filmen der "mittleren Werkphase" ist, die Zeit, in der seine sogenannten "Hauptwerke" entstanden. Insbesondere ein Film wie IKIRU, der nun wirklich keine herausragende, sondern eine vor allem recht alltägliche, eigentlich sehr banale Geschichte erzählt. Die immer wieder hervorgehobene menschliche Qualität vor allem dieses Films, was immer diese Verkürzung auch genau bezeichnen mag, sei etwas ganz besonderes. Vor allem haben wir es hier mit einem in Routine und Pflichterfüllung erstarrten Individuum zu tun, das in einem kafkaesken Behördenalltag gefangen ist (immer wieder ins Bild gesetzt mit den sich hoch auftürmenden Akten und Papierstapeln, die sogar das Fenster verdecken und alles Sonnenlicht rauben), einem Individuum, das erst aufgrund seiner Krankheit, die unweigerlich zum Tode führen wird, die Verkrustungen aufbrechen kann, in denen es sich jahrelang eingerichtet, das...

Hakuchi / The Idiot (Akira Kurosawa, Japan 1951)

Dostojewskijs Roman Der Idiot , die literarische Vorlage des Filmes, ist ja schon keiner, der sich durch eine besonders actionreiche Handlung auszeichnet; hier befindet man sich meist in Innenräumen, und dabei im Dialog. Das Lesen wird zudem durch ein riesiges Figurenarsenal erschwert, mit dem man in der russischen Literatur aber eigentlich immer zu kämpfen hat - und woran man sich erst gewöhnt, wenn man ein paar dieser Mammutepen genossen hat. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Kurosawas Adaption nicht gerade mit mitreißender Handlung hausieren gehen kann. Auch hier befindet man sich vornehmlich im Dialog und zumeist innerhalb der Gebäude - Kurosawa hat aus St. Petersburg das sturmumtoste, tiefverschneite Hokkaido gemacht. Eine kleine Messerszene mit dem irren Mifune ist das Heftigste an Action, was der Film zu bieten hat. Ansonsten darf man minutenlang Setsuko Haras Augen zuschauen, wie sie sich mit Tränen füllen. Und das ist wirklich sensationell, was sie hier bietet. Völlig ...

Rashomon (Akira Kurosawa, Japan 1950)

Zu RASHOMON, einem der unbestrittenen Meisterwerke der Filmgeschichte, ist bereits soviel geschrieben worden, dass ich mich da gerne etwas zurückhalten möchte. Glaube sowieso, da nichts Neues beitragen zu können, was nicht bereits woanders besser formuliert worden wäre. Um aber nicht ganz auf einen Eintrag zu verzichten (und vielleicht den einen oder anderen - der ihn noch nicht kennt - davon zu überzeugen, sich den Film anzusehen), möchte ich hier aus den ersten 10 Minuten eine Reihe von Screenshots zeigen, die einen Einblick in die visuelle Schönheit des Filmes vermitteln könnten - jenseits all der Bilder, die in immergleicher Folge im Netz und sonstwo publiziert werden. Nun folgen zwei Serien, in der die Kamerabewegung nachvollzogen wird. In der ersten aus einer ganz ungewöhnlichen Perspektive, bei der man sich beinah den Hals verrenkt, und die scheinbar so gar nicht auf den Bildausschnitt achtet. Kurosawa ínteressiert hier die Bewegung, das stetig tiefere Eindringen in den ...

Shubun / Scandal (Akira Kurosawa, Japan 1950)

Die in dem Boulevardblättchen "Amour" publizierte Photographie eines Paparazzos und die dazugedichtete Liebesgeschichte über eine bekannte Sängerin (Yoshiko Yamaguchi) und einen Maler (Toshiro Mifune) löst einen Skandal aus, als die beiden Geschädigten den Mut fassen, sich zu wehren und eine Klage anzustrengen. Ihr Anwalt (Takashi Shimura) ist allerdings ein Trinker und Spieler, der sich unbedachterweise in die Abhängigkeit des Amour-Herausgebers begibt und gezwungen wird, die Interessen seiner Klienten nur pro forma zu vertreten. Doch der Maler Aoye vertraut ihm weiterhin. SHUBUN, Kurosawas Kommentar zur wiedererlangten Pressefreiheit, beginnt wie eine Liebesromanze, die sich in starken Bildern entfaltet; die Motorradfahrt sei genannt, die erste Annäherung der Protagonisten, Mifunes außerordentliches Screen-Charisma. Als freidenkender, selbstbewußter Künstler scheint er Bäume ausreißen zu können, und man erwartet eine spannungsgeladene Tragikomödie. Doch leider geht der ...

Stray Dog / Nora Inu (Akira Kurosawa, Japan 1949)

Während einer äußerst heißen Hitzewelle ist der Polizist Murakami (Toshiro Mifune) auf der Jagd nach seiner Waffe, die ihm in einem vollgepackten Bus geklaut wurde. Der ältere und wesentlich erfahrenere Kommissar Sato (Takashi Shimura) nimmt ihn dabei unter seine Fittiche. Wieder sind es die Lehrjahre des Protagonisten, die im Fokus dieser filmischen Éducation liegen. Wieder gibt es einen Lehrer, der den jungen Wilden, moralisch Redlichen zu bändigen und zu zähmen hat. Denn Murakami nimmt die Sache mit dem Diebstahl ernst, beinah zu ernst. Was in anderen Kulturen einfach als dummer Zwischenfall abgetan würde, oder mindestens als Unglück, für das er letztlich nichts kann, so ist dies hier ganz und gar nicht der Fall: Murakami fühlt sich für den Verlust moralisch verantwortlich und möchte die Scharte dieser "Schande" wieder ausgleichen. Demnach fühlt er sich auch für all die Untaten verantwortlich, die mit seiner Waffe begangen werden. Als dann auch noch ein Mord geschieht, ...

The Quiet Duel / Shizukanaru ketto (Akira Kurosawa, Japan 1949)

Während des Krieges operiert der junge Arzt Kyoji Fujisaki (Toshiro Mifune) in einem Lazarett auf einer der Inseln im Südpazifik einen verwundeten Soldaten, und schneidet sich in einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit mit dem Skalpell in den Daumen. Später stellt sich heraus, dass besagter Soldat die Syphilis hat und Kyoji infiziert hat. Nach dem Krieg kehrt Kyoji nach Tokyo in das kleine Familienspital zurück, wo er sich neben seinem Vater (Takashi Shimura) um die Kranken kümmert. Die hübsche Misao (Miki Sanjo), die sechs Jahre auf ihn gewartet hatte, ist enorm enttäuscht, als Kyoji die Verbindung lösen will. Er könne es nicht verantworten, dass das Mädchen auf die (damals unsichere) Genesung des Kranken warte, und so ihr Leben ruiniere. Sagen allerdings kann er ihr das nicht, da er mit Recht vermutet, dass sie, aufopferungsbereites Wesen das sie ist, auf ihn warten würde. Der Film zerfällt offensichtlich in zwei Teile: auf den extrem atmosphärischen Beginn im Lazarett, der dur...

Drunken Angel / Engel der Verlorenen / Yoidore tenshi (Akira Kurosawa, Japan 1948)

Im verwüsteten Nachkriegstokyo geht der Armenarzt Sanada (Takashi Shimura) der hehren Pflicht nach, auch den Allerärmsten medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Katastrophale hygienische Zustände sind eine der Ursachen für schnell sich ausbreitende Seuchenkrankheiten. Auch der junge Gangster Matsunaga (Toshiro Mifune) sucht eines abends den Doktor auf: er habe in einen rostigen Nagel gegriffen. Sanada erkennt sofort, was für ein Nichtsnutz vor ihm sitzt und operiert also ohne Spritze. Dass Matsunaga beinah ohnmächtig wird vor Schmerzen liegt daran, dass ihm Sananda eine Kugel aus der Hand holt. Auch die Moralpredigt läßt nicht lange auf sich warten - und ein Abhören der Brust, da Matsunaga zum Husten neigt, bringt hervor, dass er an Tuberkulose erkrankt ist. Um sein Leben zu retten, einer Person, die ihm einerseits zuwider ist und die er andererseits bedauert, legt sich Sanada nicht nur mit Matsunaga an, der ihm die schlechte Nachricht nicht glauben will - Alkohol und Zigaretten si...

One Wonderful Sunday / Subarashiki nichiyôbi (Akira Kurosawa, Japan 1947)

An einem Sonntag treffen sich die beiden Verlobten Yuzo (Isao Numasaki) und Masako (Chieko Nakakita) im teilweise zerstörten Nachkriegstokyo und versuchen trotz des geringen Budgets, das ihnen zur Verfügung steht, einen schönen Tag zu verbringen. Dies gelingt nur bedingt, da sich ihnen einige Hindernisse in den Weg stellen. Im Zentrum des Filmes steht die lebenslustige Masako, die mit ihrer natürlichen Art immer wieder auf's Neue versucht, Yuzo zu begeistern. Oft genug schluckt sie -angesichts der Widrigkeiten- dabei den Kloß im Hals hinab, macht gute Miene zum bösen Spiel, entwirft Pläne, träumt von der Zukunft und ist voller Hoffnung. Doch Yuzo kann die Euphorie oft nicht teilen, allzu schnell resigniert er: die Sorge um das Geld liegt wie ein Ballast auf dem Dasein. Sehr bedrückend ist die lange Szene, in der die Liebenden zu ihm in das kleine Zimmer zurückkehren, wo sie niedergeschlagen herumhocken. Die Armut hat sich in ihrer lähmenden Kraft voll entfaltet. Yuzo ist am...

No Regrets for Our Youth / Waga seishun ni kuinashi (Akira Kurosawa, Japan 1946)

Als ein Universitätsprofessor (Denjiro Okochi) im Jahr 1933 seine Stelle verliert, da er als Linksaktivist die Studentenproteste gegen die Invasion Japans in der Mandschurei unterstützt, muss sich seine verwöhnte Tochter Yukie (Setsuko Hara) zwischen zwei Studenten entscheiden, in die sie sich verkuckt hat, die aber ganz unterschiedliche Lebenspläne haben und völlig unterschiedliche Laufbahnen einschlagen werden. Noge (Susumu Fujita) ist ein engagierter politischer Provokateur, der das Schicksal in die Hand nimmt - ein Mann der Tat. Itokawa (Akitake Kôno) jedoch ist ein schüchterner, zurückhaltender junger Mann, der die Beamtenlaufbahn einschlagen wird: er wird Staatsanwalt. Yukie, temperamentvoll wie sie ist, wird sich gegen den Verstand und für das Gefühl entscheiden. Doch als Noge während eines Protestmarsches von Faschisten verschleppt wird, gerät auch sie in die Mühlen des Polizeiapparats (schmierig: Takashi Shimura) und findet sich plötzlich als Kollaborateurin im Gefängnis wied...

Sanshiro Sugata 2 / Judo Saga 2 / Zoku Sugata Sanshiro (Akira Kurosawa, Japan 1945)

Als Sanshiro einem Rikschafahrer zu Hilfe kommt, der sich mit einem amerikanischen Seemann angelegt hat, pariert er dessen Boxtechnik mit Leichtigkeit und befördert ihn -wie in Teil 2 bereits sein Lehrer- mit einem Schulterwurf ins Hafenbecken. Die amerikanischen Besatzer fühlen sich herausgefordert und entsenden ihren stärksten Boxer um gegen den größten Judoka Japans (Sanshiro Sugata) anzutreten. Als dieser einem Kampf im amerikanischen Konsulat als Zuschauer beiwohnt, ist er entsetzt ob der brutalen Gewalt, die dieser Technik inhärent ist. Ebenso ist er abgestoßen von der Schreienden und johlenden Menge, die dem Kampfe beiwohnt. Mit der Finesse und dem respektvollen Umgang eines Judokampfes hat das alles nichts zu tun. So zumindest will es der japanische wartime Patriotismus, der alles Japanische zur Hochkultur verklärt, und alles Westliche, Amerikanische verdammt. Entsprechend wird der japanische Judoka von dem amerikanischen Boxer niedergemetzelt, wie es brutaler nicht sein ...