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Es werden Posts vom Juni, 2020 angezeigt.

Labyrinth of Cinema (Nobuhiko Obayashi, Japan 2019) ~ im Rahmen der Nippon Connection 2020

Ein meisterlicher Schwanengesang des kürzlich verstorbenen, japanischen Ausnahmeregisseurs Nobuhiko Ôbayashi, der mit einer irren Plotkonstruktion das Ende des Kinos (aka. des letzten Kinos in seiner Heimatstadt Onomichi) mit den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs vor allem auf Okinawa kurzschließt - und der die japanischen Kriegsverbrechen thematisiert, die dort stattgefunden haben. Gräueltaten, die allzu häufig unter den Tisch gekehrt werden. Nur um dann im Finale mit der Schauspieltruppe nach Hiroshima zu springen, um seine Erzählung mit dem Atombombenabwurf zu beschließen. Dazwischen packt er nicht weniger als so gut wie die gesamte japanische Filmgeschichte von der Stummfilmzeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Sadao Yamanaka und Yasujiro Ozu sitzen im Lehnstuhl und unterhalten sich im Jenseits über ihre Filme und die "gescheiterten" Karrieren, wobei die berühmt gewordene Sentenz nicht fehlen darf, Ozu selbst sei nur ein "Tofu-maker" eines Alltagskinos, da

A Life Turned Upside Down: My Dad's an Alcoholic (Kenji Katagiri, Japan 2020) ~ im Rahmen der Nippon Connection 2020

 Was wie eine beschwingte Komödie beginnt, gerät allzubald zur Tragödie. Hätte man ahnen können, denn die Rollenwahl des Schauspielers Kiyohiko Shibukawa ist selten frei von gebrochenen Charakteren.  So auch hier: ein Familienvater, der sich, wie in Japan üblich, viel zu wenig um seine Familie kümmert, dafür umso mehr um seinen Job, bringt eben diese an den Rand des Zusammenbruchs. Weshalb? Ganz einfach: die Gewohnheit, abends noch ein paar Gläser trinken zu gehen, wird irgendwann zur Sucht. So ist bald jede Ausrede recht, um sich total ins Orbit zu schießen. Und am Anfang ist der Film auch inszeniert wie ein Sommerwind, der frisch durchs Fenster hereinweht. Wie sollte man diesem Charakterkopf mit dem Dauergrinsen und den hochgezogenen Augenbrauen auch böse sein! Doch er treibt seine Frau in den Wahnsinn, bzw. zunächst in den religiösen Fanatismus, und seine beiden Töchter in die innere Isolation. Hauptsache, er kann mit seinen Saufkumpanen die Mühen das Alltags mit ordent

The Journalist (Michito Fujii, Japan 2019) - im Rahmen der Nippon Connection 2020

 Wie japanische Kommunikation funktioniert. Das Unausgesprochene zwischen den Wörtern und das Lesen des leeren Raums, das ist etwas, was man sehr schön in diesem Film beobachten kann. Ein Film, in dem eine Reporterin mit einem regierungsinternen Mitarbeiter einen Skandal aufdeckt. Beide Figuren, mit beschädigten Biographien, befinden sich an Schwellenmomenten in ihrem Leben. Sie merken, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Und so wird in diesem Film die Aufdeckung des Falls kurzgeschlossen mit dem Entwicklungsprozeß, der das eigene, persönliche Leben betrifft. Das ist ziemlich gut gemacht und steigert sich bis gegen Ende in ein tolles, sprachloses Finale. Nicht so gut hingegen ist das aufdringlich entmenschlichte Color-Grading des Films, das jede Wärme in schattig kalten Blautönen erstickt. Auch die rasenden Untertitel, die nicht nur dem dialoglastigen Film folgen müssen (wenn mal geredet wird, dann atemlos und unter Druck), sondern auch den vielen eingespielten Te