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Es werden Posts vom Februar, 2018 angezeigt.

Drifting In and Out of Frames: YEAH (Suzuki Yohei, Japan 2018)

 Das Mädchen Ako (Elisa Yanagi) ist so etwas wie ein Geist, ein Geist auf der Suche nach der Schwester, vielleicht auch ihrer Mutter - das ist lange nicht klar. Sie wandelt durch die Landschaften dieses ländlichen Vororts. Die Einwohner scheinen sie zu kennen, behandeln sie wie ein verwirrtes Mädchen. Der Film aber behandelt sie wie eine Geistererscheinung und blendet sie immer wieder aus dem aktuellen Filmbild langsam aus. Sie verschwindet nach und nach und entstofflicht sich. Was sie wirklich ist - lebendig oder tot - das weiß man lange Zeit nicht in Yohei Suzukis schönem Film.  In einzelnen Miniaturen führt uns YEAH in die Welt der Anti-Heldin ein. Ein  Spielplatz, ein kleiner Imbiss, ein Parkplatz. Eine ranzige Junggesellenbude. Eine ziemlich statische Kamera gibt den einzelnen Szenen einen formal-ästhetischen Zusammenhang, wie auch die etwas ausgebleichten, pastellartigen Farbtöne. Dazu das Gemurmel von Ako, die ständig etwas vor sich hin brabbelt. Sie scheint offe

Komödiantisches Debüt: PORT OF FLOWERS von Keisuke Kinoshita (Japan, 1943)

 Wenn zwei Hochstapler aufeinandertreffen, dann ist für einiges Tohuwabohu gesorgt! In Keisuke Kinoshitas Debütfilm ist ebendies der Fall: die beiden Männer, die sogar unter demselben - falschen - Namen auf einer Insel vor Kyushu landen, planen deren Einwohner um ihr Hab und Gut zu prellen. Mit dem Bau einer Schiffswerft, um genau zu sein.  Was sich zunächst wie ein federleichter Sommerfilm ausnimmt, bekommt aber dann schnell dunklere Töne, wenn man das Figurenarsenal und deren persönliche Schicksale besser kennenlernt. Ob also der Plan der Ganoven gelingt - das kann man in unserem Podcast nachhören. Mit Thomas von Schöner Denken habe ich mich über diesen Film unterhalten. Diese Besprechung ist außerdem der Auftakt zu einer kleinen Kinoshita-Privatretrospektive, und also zu einer Reihe von Podcasts, die wir zu diesem Thema erstellen wollen. Hier geht es also zum Podcast von Port Of Flowers . Viel Vergnügen! Michael Schleeh ***

Im Wahnsinn nachtdunkler Farben: The Ghost Bride (Chito S. Rono, Philippinen 2017)

  The Ghost Bride ist einer der unzähligen philippinischen Grusel-Horror-Filme, die in ihrer tendenziell dilettantischen Machart hochsympathisch sind, auch weil es ihnen immer wieder gelingt, für Abwechslung und damit Überraschung zu sorgen: immer wieder spektakulär tolle Bilder, die aus einem Wust aus TV-Film-Optik herausragen, komische Geister aus dem südostasiatischen Raum (hier auch aus der chinesischen Mythologie) inmitten unzähliger amerikanisierter Jump-Scares, saturierte Farben verstörender Alpträume in einem Einheitsgrau der Bildgestaltung. Plötzlich hervorbrechend gutes Schauspiel in einem bisweilen an Overacting leidenden und an Ungelenkheiten krankenden Geisterfilm. Also Dinge, die verstören, faszinieren, begeistern. In einem Film, der streckenweise ziemlich öde, der in seiner Narration behäbig ist, und bei dem man immer wieder den Überblick verliert. Weil er vollgestopft ist mit Nebenhandlungen. Es ist eine typisch philippinische, schwer in sich verästelte Überforderu

Digi-Tech und Geta-Klappern: SUMMER WARS von Mamoru Hosoda (Japan, 2008)

 "Die Eröffnung, ein wilder Strudel der Farben auf weißer Leinwand. Chaos. Vorbeirauschende Symbolketten und glitzernde Schwärme von Abziehbildchen, blinkende Icons und Avatare, die aufeinander zujagen, in rasanten Kurven wie bisher nur Raumschiffe durchs All schossen, außer Kontrolle oder doch nicht – und in der Mitte, da dreht sich der große Katzen-Bodhisattva. Mit leichtem Grinsen und einem Om auf den Lippen. Irgendwie auch debil wahnsinnig zwischen Digimon und Doraemon und chinesischer Winke-Katze. Im digitalen blank space von Summer Wars , an dem Ort im digitalen Netz, an dem alles zusammenkommt. Im Herzen aller Anwendungen, aller mobilen Dienste, aller Apps und jedes digitalen Contents, dort gibt es den einen Punkt, der die Welt zusammenhält: es ist Oz, der neue Mittelpunkt der Erde. Und wenn er kollabiert, dann geht sprichwörtlich nichts mehr. Nirgendwo."   Für die japanische Kulturwebseite Tanuki Republic habe ich mir Mamoru Hosodas SUMMER WARS ange