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Es werden Posts vom März, 2013 angezeigt.

HKIFF: Petal Dance / ペタル ダンス (Hiroshi Ishikawa, Japan 2013)

Wie aus der Zeit gefallen ist der Schauplatz dieses Dramas, und so auch der ganze Film. Irgendwo in der Provinz, wo nichts passiert und wo viel Wind über einsame Straßen fegt, verliert die Protagonistin Haraki (Shiori Kutsuna)  ihren Job in einer tristen Boutique und muß sich neu orientieren. Ihr wippender Schritt auf dem Bahnsteig wird von einer anderen jungen Frau fehlinterpretiert – sie wirft sich auf sie, um sie vor einem Suizid zu bewahren. Dabei bricht sie sich einen Finger. Aus Ausgleich für ihr tatkräftiges Einschreiten bietet Haraki sich an, diese und eine Freundin, die sich gerade von ihrem Mann getrennt hat, zu einer ehemaligen Collegefreundin zu chauffieren, die einen Selbstmordversuch hinter sich hat und sich nun auf dem Weg der Besserung befindet. Die drei machen sich auf in den Norden Japans und bald fängt es an zu schneien. PETAL DANCE ist so etwas wie der Inbegriff des statischen Verhuschtendramas. Beinahe alle Charaktere sind extrem zurückgenommen, bei jed

HKIFF: Poor Folk (Midi Z, Taiwan/Myanmar 2012)

Ein Film, der eigentlich aus drei Erzählsträngen besteht, und die ineinander übergleiten. Unterteilt in Kapitel mit Titeln wie Arme Menschen, Amphetamin, und Grenzgänger. Independent-Regisseur Midi Zs zweite Feature-Filmarbeit gibt einen sehr eindrücklichen, privaten, und detailscharfen Einblick in die Leben seiner Protagonisten, die im Dreieck Thailand, China, und Burma (Myanmar) auf der Suche nach einem ebensolchen besseren sind. In einer der Geschichten wird ein junges Mädchen verkauft, damit die Familie überleben kann, und die in Bangkok irgendwelchen Leuten „zuarbeiten“ soll. In einer anderen geht es um einen thailändischen Fremdenführer, der, so nonchalant er ist, auch dunkle Geschäfte im Sinn hat. Und der in einer weiteren Geschichte sich als Drogenimporteur profiliert. Oder als Menschenschlepper auf dem Motorrad. „I got three jobs“, sagt er an einer Stelle – auch er muss sich also durchschlagen. Jedenfalls, und das ist das Besondere am Film, geht es nicht um die „Opfer“,

HKIFF 2013: Outrage Beyond (Takeshi Kitano, Japan 2012)

Direkt an den ersten Teil anknüpfend, beginnt OUTRAGE BEYOND mit der Entlassung Otomos (Takeshi Kitano) aus dem Knast. Eingeleitet wird dieser Film, in dem es ausschließlich um Intrigen geht, mit einem Mord. Eine Leiche findet sich in einem im Hafen versenkten schwarzen Wagen. Dann knallt in großen roten Lettern der Filmtitel über den chromschwarzen Hintergrund. Und Otomo, der eigentlich aussteigen will, wird wieder hineingezogen in die Malaise. Sein ehemaliger Rivale Kimura mit den Narben im Gesicht wird zum Aniki, zum Bruder, und gemeinsam planen sie gegen Kato, den Kopf des Sonno-Yakuza-Kartells vorzugehen. Soweit, so klassisch. Und wie im ersten Teil, der schon durch seine ungewöhnlich verlaberte Art etliche Zuschauer vor den Kopf stieß, geht es hier mit der Enttäuschung von Erwartungshaltungen weiter. OUTRAGE BEYOND braucht ewig, bis es mal knallt. Und das ist gut so. Kitano, der hier wieder in Personalunion das Drehbuch verfasste, den Film gedreht hat, und anschließend a

HKIFF: Will You Still Love Me Tomorrow? (Arvin Chen, Taiwan 2013)

Ironischerweise ist es ausgerechnet Weichung (Richie Jen), der leitende Angestellte eines Brillenfachgeschäfts, der die Dinge in seinem Leben unscharf sieht. Und das, obwohl er keine Brille benötige, wie er an einer Stelle sagt. Er hat sich eingerichtet in seinem Leben mit Ende 30, Anfang 40. Er hat einen ordentlichen Job, eine hübsche, beruflich erfolgreiche Frau (die umwerfende Mavis Fan) und einen kleinen Sohn Namens Awan. Man führt ein gesittetes, modern bürgerliches Leben in Taiwan und regt sich allenfalls über die Schwester auf, die unentschlossen durchs Leben taumelt, da sie sich in Liebesdingen nie wirklich entscheiden kann. Immerhin will sie jetzt San San heiraten, einen harmlosen aber liebevollen Eigenbrötler mit Trottelfrisur. Dass Weichung immerzu melancholisch und wie in einem ruhigen Fluß durch den Tag geht, daran hat er sich gewöhnt. Dass ihm etwas fehlen könnte, das bemerkt er erst, als ein junger Mann (Lawrence Ko) in seinem Geschäft auftaucht, und in den er sich

HKIFF: The Great Passage (Yuya Ishii, Japan 2013)

In dieser ruhigen Tragikomödie voller quirky characters geht es vor allem um den Außenseiter und Bücherwurm Majime (Matsuda Ryuhei), der als Angestellter eines Tokyoter Verlages in dessen Dictionary-Abteilung abgeschoben wird. Diese befindet sich neben dem chrom- und stahlglänzenden, repräsentativen Haupthaus in einem seltsam verwunschenen und mit Ranken bewachsenen Nebengebäude, das sich zwar etwas Charme erhalten hat, aber doch recht runtergekommen ist. Die Situation in der Abteilung ist prekär: wer braucht heute noch ein Wörterbuch? Man steht vor einem Rechtfertigungsproblem und auch innerhalb des Verlags wird bereits überlegt, ob sich der Erhalt dieses unrentablen Geschäftszweigs überhaupt noch lohne. Da kommt ein rettender Gedanke: Vom Abteilungsleiter geplant ist ein ganz neues Wörterbuch, das die aktuellsten Entwicklungen moderner Jugendsprache aufnimmt und zur Diskussion stellt; ein Wörterbuch im Fluß, als Momentaufnahme, dicht dran an den Menschen und hochaktuell. Als „Schi

Aido: Slave of Love (Susumu Hani, Japan 1969)

Here are some pictures I took during a private screening of Susumu Hani's extremely rare and seldom seen feature film  AIDO - SLAVE OF LOVE , which is the movie Hani made after the famous NANAMI: INFERNO OF FIRST LOVE. The film is beautifully shot, completely absorbing and structurally abandoning all narrative consensus - it is somehow - for most of the time - a subjective trip into the mind of the protagonist Shusei (Kenzo Kawarasaki). As you can asume, a dreamlike state predominates the film; and with its' devotion to extensively focussing on the details of the body while making love, presented in detailed close-ups, aswell as its' beautifully daring setpieces, it reminded me to some extent of Toshio Matsumoto's experimental oeuvre, as for example in his short film PHANTOM . AIDO was submitted to the competition-section of the 19th Berlin International Film Festival (aka Berlinale) - a fact that is quite astonishing, if you consider the direction the main section of

Nishi-Ginza Station (Shohei Imamura, Japan 1958)

NISHI-GINZA EKI-MAE hat es sehr schwer in der internationalen Filmkritik. Vorausgesetzt, er wird überhaupt besprochen. Dieser generell als Nebenwerk abgetane frühe Film sei eine Auftragsproduktion, was natürlich für den (westlichen?) Kritiker schonmal der Grund allen Übels darstellt. Immer dem Geniegedanken anhängend, mindestens aber dem Auteurbegriff folgend (den ich ebenfalls zumeist vertrete), könne der Film ja nichts sein, er sei ein ferngelenktes Industrieprodukt und nicht der Genialität des libre penseurs entsprungen, des Freidenkers . Dabei wird zum einen übersehen, dass beinahe die komplette japanische Filmgeschichte eine Studiofilmgeschichte ist; eine, in der der überwiegende Großteil der Filme in Abhängigkeitsverhältnissen entsteht, da alle Beteiligten am Film Angestellte eben jener Studios sind (wodurch sich auch der enorme Output der japanischen Regisseure erklärt); zum anderen wird ausgeblendet, dass die Vorgaben, die Imamura einzuhalten hatte, lediglich die Einbindung

Ein Lied um Mitternacht - chinesische Filmgeschichte von 1929 bis 1964

Noch bis 31. März findet im Berliner Kino Arsenal eine Filmreihe zur frühen chinesischen Filmgeschichte statt [ Programm ], die von und mit den Leuten von The Canine Condition kuratiert worden ist. Besonders schön finde ich, dass es häufig auch Einführungen zu den Filmen geben wird, um diese historisch besser verorten zu können. Hier werden definitiv Schätze zu sehen sein, die so vorher noch nie zu sehen waren und bald wohl auch nicht mehr zu sehen sein werden. Also Hingehen wenn möglich, ist oberste Cineastenpflicht. Glücklicherweise habe ich den einen oder anderen Film als DVD und werde vielleicht aus der Ferne eine begleitende Sichtung zuhause durchführen. Das Kinoerlebnis ist aber mit Sicherheit so nicht zu ersetzen. Hier noch ein Textauszug von der Homepage: Die Filmreihe "Ein Lied um Mitternacht – Chinesische Filmgeschichte von 1929 bis 1964" erschließt einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland erstmals einen größeren Zusammenhang chinesischer Filmge