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Posts mit dem Label "Toshio Matsumoto" werden angezeigt.

Atman (Toshio Matsumoto, Japan 1975)

ATMAN ist ein experimenteller Kurzfilm Matsumotos ( FUNERAL PARADE OF ROSES ), der sich durch eine extreme Reduktion des Settings, sowie einer übersprudelnden Üppigkeit der filmischen Mittel, gefangen in einem stilistischem Konzept, auszeichnet. Der Film überzeugt vor allem durch seine Rigorosität, mit der er sein ästhetisches und filmtechnisches Programm durchzieht, und weiß ansonsten mit einer Offenheit seiner Bedeutung zu verstören. Was soll dieser Atman (der hier auch für die inkarnierte Person steht), ein hinduistischer Begriff der indischen Philosophie, der für das "Bewußtsein", das "Selbst" steht und auch im Buddhismus gebräuchlich ist, der sich im Westen wohl am besten als "Seele" übersetzen lässt, hier in einem japanischen Experimentalfilm? Der Atman befindet sich auf einer Fläche, ähnlich eines ausgetrockneten Flussbetts. Um ihn: Berge, Bäume, der Himmel. Die Kamera fährt in unzähligen Cannonball-Shots gegen den Uhrzeigersinn um die Figur h...

Funeral Parade of Roses / Bara no soretsu (Toshio Matsumoto, Japan 1969)

 Der Film ist ein Portrait der japanischen Gay-Szene Ende der bewegten Sechziger Jahre. Der Transvestit Eddie rivalisiert mit einer Drag-Queen um die Gunst des Nachtclubbesitzers Gonda (Kurosawa-regular Yoshio Tsuchiya), der sich auch im Drogenmilieu durchzusetzen weiß. Doch im Fokus steht Eddie: seine Leidenschaften, seine Vergangenheit, die Eltern, die Hoffnungen auf die Zukunft. Matsumotos Film (über dessen früheren Kurzfilm THE WEAVERS OF NISHIJIN ich hier etwas geschrieben habe ) ist beachtlich in mehrer Hinsicht: nicht nur stellt er einen der sehr frühen, von der Art Theatre Guild produzierten Film dar, der somit unabhängig von der japanischen Filmindustrie produziert und realisiert werden konnte und darauf in den ATG-eigenen Kinos zu sehen war, sondern ist in seinem künstlerischen Anliegen deutlich dem Avantgarde-Film verpflichtet. Matsumoto, der sich zuerst auf dem Feld der Malerei versuchte und über die Photographie und den Dokumentarfilm zum Spielfilm kam, hatte sich in...

The Weavers of Nishijin (Toshio Matsumoto, Japan 1961)

Dieser frühe Dokumentar-Kurzfilm des Filmexperimenteurs Matsumoto, dessen ATG-Film FUNERAL PARADE OF ROSES (1969) ein klein wenig Weltruhm erlangt hat, ist keinem nüchternen Realismus verpflichtet, sondern zeigt in experimentellen s/w-Bildern die Herstellung von Kimonos in einer Fabrik, einer Weberei (in Osaka?), bei der Methoden der traditionellen Herstellung an manuellen Webstühlen denen der industriellen an Vollautomaten mit Lochkartensystem gegenübergestellt werden. Doch zunächst stellt Matsumoto Bilder der industriellen Fertigung beinah beschwingten, schaukelnden Flaneursbildern entgegen, deren Aufnahmen offensichtlich bei Wanderungn durch die engen Arbeiterviertel entstanden sind. Eine klarer moralischer Kommentar wird hierbei vermieden, eine Aussage verweigert. Da Bild und Ton sich häufig widersprechen, werden Bedeutungsebenen geöffnet: poetische Bilder werden durch die bedrohliche Tonspur gebrochen, oder vice versa. Auch Darstellungen industrialisierter und mechanisierter M...