Der koreanische Actionthriller ist für mich eine besonders angenehme Angelegenheit, denn zumeist weiß man, was man bekommt (und wird dennoch oft genug überrascht): nämlich handwerklich hochwertiges, oft mitreissendes Actionkino, das mit einer Plotline gesegnet ist, die irgendwie auch immer gleich ist. Manchmal gibt es einen Ausreisser - nach unten wie mit SECTOR 7, aber auch nach oben wie zuletzt mit dem überragenden THE YELLOW SEA. Üblicherweise aber bleibt alles auf nicht gerade originellem, dafür dennoch ansprechendem Niveau. Dass mir solche Filme in der Regel mehr Spaß machen als ihre Pendants aus USA, liegt nicht nur daran, dass die koreanische Kultur letztlich doch fremder ist als die amerikanische (und es so mehr zu entdecken gibt), sondern auch daran, dass selbst im Mainstreamkino immer noch Elemente durchschlagen, von denen man das nicht erwarten würde. Die eine oder andere künstlerische Radikalität etwa, unerhörte Ruppigkeiten, die im Westen nicht denkbar wären, oder die Hingabe an die Geschwindigkeit. Eine Überraschung in die eine oder andere Richtung eben. TROUBLESHOOTER jedoch bleibt über weite Strecken leider ziemlich enttäuschend.
Flashback-Biographie im Blitzlichtgewitter: Verkürzungsstrategien des Mainstreamkinos. |
Regieneuling Kwon legt gut los mit seinem Film über einen Privatdetektiv (= ex-Cop), der sich zum Spezialist für pikante Fälle entwickelt hat, und der bei einem Auftrag in einen Mordfall hineingezogen wird, dabei zum Hauptverdächtigen wird und immer tiefer in den Schlamassel gerät. Je mehr er strampelt, desto tiefer versinkt er im Morast der Verwicklungen, der Korruption, der Unübersichtlichkeit. Dem Zuschauer geht es ganz ähnlich, der erst gegen Ende, als sich der Plot zu klären beginnt, wieder in die Erzählung einsteigt. Dass der Film aber aufgrund seiner allzu extensiven Ausreizung von Genrestandards bald sehr zu langweilen beginnt, ist unentschuldbar. Denn die Verwicklungen reichen freilich bis hinein in die obersten Politikspitzen und der Chef-Bösewicht kann natürlich nur, wer hätte es gedacht, die schöne, reservierte Dame im Kostüm sein. Sie hält die Fäden zusammen und spinnt ihr Netz aus Intrigen, das der "einfache" Mann unter Beschuss schließlich unter Aufbietung aller Kräfte zu zerreissen weiß.
Die Dame hinter diesem Netz (einem Vorhang) ist allerdings tot. |
Besonders unangenehm aber ist TROUBLESHOOTER immer dann, wenn er versucht, Atmosphäre zu erschaffen. Normalerweise eine Stärke der Koreaner, die durch die Technik des Weglassens häufig große Wirkung erzielen, kommt dieser Film wie einer aus Hollywood daher: hier ist ständig Beschallung angesagt. Die Musik macht tatsächlich den ganzen Film kaputt. Besonders schlimm ist das in den Actionszenen und vor allem in den Momenten, wo man sich für diese warmläuft: ein wie an amerikanischen Polizeiserien geschultes Orchester bläsert sich in dramatisierende Crescendi hinein, die völlig deplatziert wirken in einem hochmodernen Thriller, der völlig ästhetisiert und oberflächenlackiert ist. Eine weitere Auswirkung: das Geschehen wird so seiner Ernsthaftigkeit beraubt. "Es passieren zwar üble Dinge, aber so schlimm wird es wohl nicht werden", denkt man sich unwillkürlich. Der Film demontiert sich in diesen Momenten selbst. Nichts mehr von der beinharten Qualität koreanischer Magengrubenschläge, die einen so richtig ausknocken. Hier wird alles gemildert zu etwas, das nicht wirklich ernstzunehmen ist. Was natürlich schade ist, und bald darauf auch vom Film selbst widerlegt wird. Denn Konsequenzen haben die Aktionen hier schon, nur werden sie ihrer Ernsthaftigkeit beraubt. Letztlich bleibt eine überstrapazierte Handlung in einem missglückten Arrangement - lediglich der sympathische und völlig überzeugend agierende Hauptdarsteller Kang Tae-sik (Sol Kyung-gu) ist ein Grund, sich diesen TROUBLESHOOTER anzuschauen. Ob das ausreicht, muss jeder selbst entscheiden - denn völlig missraten ist der Film sicherlich nicht.
Der verständnisvolle Blick des Polizisten: das Netz ist entwirrt, die Ordnung wiederhergestellt. |