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Es werden Posts vom Oktober, 2013 angezeigt.

Pieta / 피에타 (Kim Ki-duk, Südkorea 2012)

Im heruntergekommenen Industrieviertel Cheonggyecheon inmitten Seouls arbeitet Lee Kang-do als Geldeintreiber für einen Kredithai. Kang-do gilt bei den Schuldnern als "Der Teufel", da er äußerst skrupellose Methoden anwendet, um an das ausstehende Geld zu kommen: er bricht ihnen rücksichtslos die Gliedmaßen oder verstümmelt sie - meist vor Augen der Angehörigen. Dazu nutzt er häufig deren Werkstatt-Maschinen, Stanzgeräte, Industriebohrer, Blechschneider, Walzen, usw. Oder geht mit ihnen auf eine Bauruine und stößt sie vom dritten Stock hinab. So kann Kang-dos Chef die Invaliditätsversicherung kassieren. Die Schuldner werden jedoch meist lebenslang zu Krüppeln. Und Kang-do zum meistgehassten Mann des Viertels. Plötzlich jedoch taucht eine Frau namens Min-sun auf, die vorgibt, Kang-dos Mutter zu sein - der glaubt ihr nicht, und reagiert mit aggressivster Brutalität auf die Kontaktversuche. Doch dann beginnt er sich zu öffnen, und plötzlich ist da jemand in seinem Leben. Ka

Im Labyrinth der glänzenden Oberflächen: Im Sang-soos THE TASTE OF MONEY (Südkorea, 2012)

Wo man sich in diesem riesigen Haus aufhält, wird einem nie so recht klar - es ist ein verschachteltes System aus Räumen, Durchlässen, Gängen und Fluren, Treppen, Winkel und Etagen. Hoch über der Stadt Seoul, von der man nur das Glitzern der Lichter in der Nacht wahrnimmt, und das Im Sangsoo wie das Leuchten von Los Angeles inszeniert, hat sich diese Familie eingerichtet, eine superreiche Industriellenfamilie, die einem mächtigen Energiekonzern vorsteht. Auch innerhalb des Gebäudes ist alles aseptisch museal gehalten, High-End und Designkunst, sogar beim Frühstück ist alles genau austariert. Man hält sich mehrere Hausangestellte, und wie schon in Im Sangsoos letztem Film HANYO, THE HOUSEMAID, der ein Remake des koreanischen Megaklassikers von Kim Ki-young ist (und der meines Erachtens zu den besten Filmen der Filmgeschichte zählt), stehen diese Personen, die eigentlich nur Nebenfiguren sind und die man nicht bemerken soll, im Zentrum der Erzählung. Im Sang-soos Film ist nun al

The Neighbors / 이웃사람 (Kim Hwi, Südkorea 2012)

Das Debut des koreanischen Regisseurs Kim Hwi verfolgt eine nur mäßig interessante Prämisse: was wäre, wenn in d(ein)er Nachbarschaft ein Serienmörder leben würde? Und auch wer der Übeltäter ist, weiß der Zuschauer folgerichtig schon von Beginn des Filmes an. Der Thriller lebt also nicht davon, wovon der klassische Kriminalroman seinen Stoff bekommt: dass eine Tat aufgeklärt und der unbekannte Täter gefasst wird. Ganz im Gegenteil: in THE NEIGHBORS sind diese Fakten bekannt. Hier geht es nun darum, weshalb der Täter so lange nicht überführt wird, obwohl alle merken, dass mit dieser Person etwas nicht stimmt. Mit jemandem, der mitten in der Gemeinschaft eines Appartmentkomplexes lebt.  Obiges Plakat spricht also Bände - nicht umsonst ist der Täter inmitten der anderen Charaktere abgebildet. Womit der Regisseur natürlich einen Allgemeinplatz in Szene setzt, etwas, worüber in jedem Revolverblatt und jeder Enthüllungssendung im TV kollektiv der Kopf vor Entrüstung geschüttelt wird:

Poongsan / 풍산개 (Juhn Jai-hong, Südkorea 2011)

Juhn Jai-hong ist einer der Protégées von KIM Ki-duk, der mit seinem Debut BEAUTIFUL reüssierte und der bei des Meisters BREATH die Rolle des Regieassistenten eingenommen hatte. BEAUTIFUL hatte ich mir damals nicht angeschaut, da ihm von mehrfacher Seite der Vorwurf des Kunstgewerbefilms vorauseilte, und meine Vorbehalte mir wohl den Film verhagelt hätten. POONGSAN jedoch galt als spannender Thriller, der zudem mit wenig Geld entstanden sei und durch den großen Einsatz aller am Projekt Beteiligter erst möglich wurde. Angeblich hatten die Darsteller auf eine Bezahlung verzichtet und waren nachher an den Einspielergebnissen beteilgt. Poongsan , nordkoreanisch für "Hund", bezeichnet freilich den Protagonisten (Yoon Kye-sang), der einmal im Film von einem Geheimagenten als solcher bezeichnet wird, der die Zigarettenmarke selbigen Namens raucht und der wie ein nicht einzufangendes Tier - dies der Plot des Films - dazu in der Lage ist, heimlich die entmilitarisierte Zo

Harus Reise / Haru's Journey / Haru tono tabi (Masahiro Kobayashi, Japan 2010)

Der Film beginnt mit der Außenansicht eines kleinen Wohnhauses, leicht heruntergekommen, wie es in vielen Ortschaften auf dem Land zu finden ist. Ein paar rote Flecken, die einsamen Blumen vor der Tür. Heraus stakst der Großvater, sichtlich aufgebracht, im Mantel, bereit weg zu gehen. Seine Hüfte ist kaputt, ein Bein zieht er stark nach. Haru kommt dann heraus, sie schreit ihm nach, hat eine rote, gesteppte Jacke an und einen Ruksack auf dem Rücken. Sie rennt hinter ihm her, er hört sie nicht in seiner Wut, die Kamera schwenkt, man sieht, sie sind am Meer, ein Fischerdorf, der Wind bläst, die Küste. Ein Jahr vor Fukushima, ein Jahr vor den Flutwellen des Erdbebens. Jetzt ist das alles Geschichte, der Film ein Dokument. Wie der Ort genau heißt, erfährt man nicht im Film. Es muss aber nördlich von Sendai sein, denn dort stehen sie wenig später am Bahnhof, irgendwo auf dem Weg nach Ishinomaki, eine Stadt, die traurige Berühmtheit deswegen erlangt hat, da die Zerstörung des Tsunami do

PROJECT K - Koreanisches Filmfestival Frankfurt 2013

Dieses Jahr findet zum zweiten Mal das sich auf das zeitgenössische koreanische Kino spezialisierende Filmfestival PROJECT K in Frankfurt am Main statt. Der Einfachheit halber zitiere ich aus dem Ankündigungstext: Project K – The Korean Film Festival 2nd Edition, wird erneut vom Verein Project K e.V. ausgerichtet. Dabei entsteht vom 17. bis 20. Oktober 2013, auf dem Universitätscampus Bockenheim, abermals eine koreanische Insel. Unter dem Motto „4 Days in Seoul“ wird das Veranstaltungsgebäude entsprechend der koreanischen Hauptstadt in verschiedene Viertel unterteilt. Itaewon, Namdaemun, Hongdae, Myeong-dong und Insa-dong entfuhren die Besucher in eine koreanische Welt innerhalb Frankfurts. Neben einer großen und abwechslungsreichen Auswahl an Filmen soll die koreanische Kultur, ihre moderne sowie auch die traditionelle Seite, den Besuchern auf anschauliche Weise nähergebracht werden. Zu sehen sind neben etlichen Blockbustern und Mainstream (THE THIEVES, THE BERLIN FIL

Zombie 108 / Z-108 qi cheng (Joe Chien, Taiwan 2012)

Wenn man nach dem Knall aufwacht, dann ist alles anders. Große Zäsur. So wie auch in SIDE EFFECTS von Soderbergh - wo einem der Knall aber nur verkaufen soll, es sei alles anders -, ein Film,  der als companion piece eher schlecht zu ZOMBIE 108 passt. Aber der Knall findet sich eben auch dort. Auch mit dem Auto. Hier jedoch ist nach dem Autounfall alles anders. Der Gatte tot, das Kind davongelaufen. Die Protagonistin "erwacht" in einer neuen Welt (siehe 28 DAYS LATER), aber in einer Welt des Untergangs. Die Creditsequenz erklärt es dann auch: schief gelaufene Experimente mit militärischen Kampfstoffen sind schuld, und jetzt ist das moderne Taipei ein Kriegsschauplatz. Shopping Days are over. Laut Werbemaschine ist ZOMBIE 108 das "first taiwanese zombie movie ever", und es wird auch Zeit, dass jede Filmindustrie der Welt endlich ihre eigene Zombiekultur ausbaut. Es geht schleißlich darum, Geld zu verdienen. Schade ist dann nur, dass der Film so stark an westlich