In NRW machen jetzt bald die Freibäder auf, aber das interessiert mich herzlich wenig, seit die nette Yvonne von Gegenüber, damal vor gut 35 Jahren, meine Einladung ausschlug auf ein Dolomiti-Eis mit mir ins Freibad zu kommen. Freibäder sind seitdem nicht mehr mein Ding.
Umso erfreulicher ist es, dass das Festivalteam der Nippon Connection auch in Zeiten der Corona-Pandemie nicht alles "auf Pause" gestellt hat, sondern weiterhin an die Notwendigkeit guter Filme glaubt und uns Japanophilen das Festivalprogramm per Internet zur Verfügung stellen wird. Eine großartige Entscheidung, denn wie hätten wir Dürstende sonst durchs Jahr kommen sollen? Und: so war auch die ganze Arbeit nicht vergeblich. Auch nicht schlecht.
Also: Nippon Connection Online. Wir sind gespannt auf die Umsetzung. Und ein bisschen ein Wermutstropfen ist freilich auch dabei, denn gerade die Nippon Connection ist ein Festival, das sich durch seine Location, die charaktervolle Spielstätte, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Anwesenden auszeichnet. Dass alle miteinander in Kontakt kommen: Besucher, wie Kritiker, wie das Orga-Team. Mittlerweile freue ich mich sogar schon auf die schlechtgelaunte Tante, die das Café im Mousonturm betreibt. Nun gut. Man kann nicht alles haben. Mit buddhistischer Genügsamkeit erinnern wir uns an vergangene Ausgaben und konzentrieren uns heute auf die aktuellen Filme. Denn es gab bereits eine erste Vorankündigung:
+ Family Romance, LLC von Werner Herzog, neulich noch in Cannes
+ Labyrinth of Cinema von Regielegende Nobuhiko Obayashi, der leider kürzlich verstorben ist
+ Dancing Mary, der neue Film von Sabu (Mr. Long, Monday, Dangan Runner)
Der Themenschwerpunkt Female Futures - Neue Frauenbilder in Japan hört sich äußerst interessant an. Angekündigt sind bislang:
+ Shape of Red von Yukiko Mishima (Dear Etranger, Memory of Antique Books)
+ My sweet Grappa Remedies von Akiko Ohku (Tremble all you want, Marriage Hunting Beauty)
+ This Planet is not my Planet von Miwa Yoshimine
+ i-documentary of the Journalist von Tatsuya Mori
Außerdem soll eine Podiumsdiskussion mit japanischen Regisseurinnen per Stream von der (von mir hoch verehrten) Filmkritikerin Maggie Lee (Variety) moderiert werden, der man live beiwohnen können soll. Richtig spannend.
Auch die jedes Jahr stattfindenden Workshops, Konzerte und Vorträge fallen nicht unter den Tisch, sondern sollen unter der Rubrik Nippon Connected virtuell erlebbar sein. Ich bin sehr gespannt, wie dann das Gesamtpaket ausschauen wird. Ich hoffe, die Server brechen nicht zusammen.
Und zum Abschluß: ein dickes Dankeschön bereits jetzt an das Festival-Team, das dieses Jahr mit ganz anderen, schwierigen Herausforderungen zu kämpfen hat, wie sonst üblich. Aber immerhin kann man so besser vor dem Ventilator sitzen, denn eines ist sicherlich jedes Jahr gleich: die Sonne brennt vom Himmel, dass es einen ins dunkle Kino treibt. Also: Rolladen runter, Laptop an.
Michael Schleeh
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