Wie japanische Kommunikation funktioniert. Das Unausgesprochene zwischen den Wörtern und das Lesen des leeren Raums, das ist etwas, was man sehr schön in diesem Film beobachten kann. Ein Film, in dem eine Reporterin mit einem regierungsinternen Mitarbeiter einen Skandal aufdeckt.
Beide Figuren, mit beschädigten Biographien, befinden sich an Schwellenmomenten in ihrem Leben. Sie merken, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Und so wird in diesem Film die Aufdeckung des Falls kurzgeschlossen mit dem Entwicklungsprozeß, der das eigene, persönliche Leben betrifft. Das ist ziemlich gut gemacht und steigert sich bis gegen Ende in ein tolles, sprachloses Finale.
Nicht so gut hingegen ist das aufdringlich entmenschlichte Color-Grading des Films, das jede Wärme in schattig kalten Blautönen erstickt. Auch die rasenden Untertitel, die nicht nur dem dialoglastigen Film folgen müssen (wenn mal geredet wird, dann atemlos und unter Druck), sondern auch den vielen eingespielten Textnachrichten, die auf Fernsehern und Monitoren parallel laufen.
Dass der Film in Japan so viele Lorbeeren eingefahren hat, dürfte weniger an seiner künstlerischen Qualität, sondern vor allem an seiner politischen Message liegen. In einem Land, in dem kritische Töne häufig unerwünscht sind und in dem man gefälligst in der Masse mitlaufen soll, scheint das Bedürfnis nach kritischen Tönen, nach Individualität und Zwischenmenschlichkeit groß zu sein. Kälte und Isolation führen zur Katastrophe, wofür sinnbildlich der Suizid einer der Figuren stehen könnte. Ein sehenswerter Film, aber so kalt wie Gletschereis.
Michael Schleeh
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