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Musashi Miyamoto / Samurai I (Hiroshi Inagaki, Japan 1954)

Takezo (Toshiro Mifune) und Matahachi, zwei jugendliche Grünschnäbel, wären ach so gerne richtige Samurai und rennen begeistert in den Krieg. Man will sein Mannsein beweisen und gerät unverblümt in die bekannteste spätmittelalterliche Schlacht Japans: in den Kampf von Sekigahara (1600). Diese markiert historisch den Wendepunkt von der chaotischen Sengoku-Zeit hin zur (gewalttätig) befriedeten Tokugawa-Periode. Mehr tot als lebendig überleben sie das Gemetzel, und eines müßte selbst ihnen klar sein: zum Samurai ist es ein weiter Weg. Hier wiederholt sich Mifunes Begehr, denn im bekannteren Seven Samurai von Kurosawa -entstanden im selben Jahr!- spielt er die ganz ähnliche Rolle eines Bauernlümmels, der so gern ein Samurai wär. Er tollt herum, schreit, grimassiert, strampelt mit den O-Beinen und holt die Laute ganz tief hinten aus der Kehle heraus. Denn er wird gejagt und verfolgt. Takezo rennt. Nur einmal, da baumelt er an einem Baum 15 Meter über dem Boden: der weise Mönch Takuan hat ihn gefangen, und will ihn zum "echten" Samurai erziehen, und dazu ist erstmal die mentale Einstellung wichtig, wie wir wissen. Takezo sieht das allerdings anders, und wird zu seinem eigenen besten für drei Jahre in einen Raum gesperrt, in dem sich nur Bücher befinden. Eigentlich eine schöne Vorstellung. Doch das Schwert juckt, und die Zeit wird auch zur harten Prüfung, da Akemi ein zartes Pflänzchen der Liebe in sein Herz gepflanzt hat. Am Ende wird er als gereifter Samurai aus dem Schloß entlassen, um sich Ruhm und Ehre auf seinen Wanderungen zu verdienen.
Fantastisch gefilmt, tolle Naturaufnahmen in schöner kräftiger Farbe wechseln mit etlichen Kämpfen, bei denen Takezo häufig gegen eine Übermacht an Gegnern bestehen muß. Verknüpft ist alles mit einer sehr melodramtischen Liebesgeschichte, die sich um mehrere Ecken windet, bis sich die richtigen finden. Der Film ist bisweilen sentimental und auch altbacken, aber auf eine schöne Art und Weise; man denke an Doktor Schiwago. Und dann kommen ja noch zwei Teile...

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Tora-san: Our Lovable Tramp / Otoko wa tsurai yo / Tora-San 1 (Yoji Yamada, Japan 1969)

Nach zwanzig langen Jahren des Umherstreifens kehrt Torajiro (Kiyoshi Atsumi) nach Hause zurück: nach Shibamata, einem Vorort von Tokyo. Seine Schwester Sakura (Chieko Baisho) lebt mittlerweile bei Onkel und Tante, da die Eltern verstorben sind. Dort wird er mit offenen Armen empfangen, auch wenn alle wissen, was er für ein Herumtreiber ist. Sakura steht kurz vor der Hochzeit mit dem Sohn eines reichen Industriellen. Somit wäre für ihre Absicherung gesorgt. Zum gemeinsamen Essen mit dessen Eltern nimmt sie Tora als Begleitung mit; das allerdings war ein Fehler: in fantastisch kopfloser Weise betrinkt er sich und ruiniert mit seiner gespielten weltläufigen Gesprächsführung die Zusammenkunft - er verstößt in jeder Form gegen die gebotene Etiquette. Wie er auch im Folgenden, wenn er sich in die Brust wirft, um etwas für andere zu regeln, ein pures Chaos schafft und alles durcheinander bringt. Der Film allerdings ist keine reine Komödie. Denn Tora werden die Verfehlungen vorgehal

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine schöne

Kandagawa Wars / Kandagawa Inran Senso (Kiyoshi Kurosawa, Japan 1983)

Zwei aufgedrehte Mädels beobachten mit ihren Ferngläsern des Nachts nicht nur die Sterne am Firmament, nein, sondern auch den Wohnblock auf der anderen Seite des Flusses gegenüber. Dort nämlich spielt sich Ungeheuerliches ab: ein junger Mann, der sich für Godard, John Ford, Deleuze und seine Querflöte interessiert, wird von seiner Mutter in regelmäßigen Abständen zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Diese inzestuöse Schweinerei können die beiden nicht mehr länger tolerieren und so planen sie, den Unterdrückten aus seiner Sexhölle zu befreien - um ihn selbst zu besteigen, quasi als Heilmittel. Dabei haben sie nicht bedacht, dass der junge Herr vielleicht sogar ganz glücklich war mit seinem Muttersöhnchenstatus. Einmal fremdgegangen, will er sich direkt von der Brücke stürzen. Zudem wäre auch im eigenen Bette zu kehren: denn eine der beiden aufgeweckten Freiheitskämpferinnen wird selbst recht ordenlich unterdrückt. Ein ekliger Brillentyp, sowas wie ihr Freund, besteigt sie in unersättli