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Es werden Posts vom Juli, 2010 angezeigt.

Shubun / Scandal (Akira Kurosawa, Japan 1950)

Die in dem Boulevardblättchen "Amour" publizierte Photographie eines Paparazzos und die dazugedichtete Liebesgeschichte über eine bekannte Sängerin (Yoshiko Yamaguchi) und einen Maler (Toshiro Mifune) löst einen Skandal aus, als die beiden Geschädigten den Mut fassen, sich zu wehren und eine Klage anzustrengen. Ihr Anwalt (Takashi Shimura) ist allerdings ein Trinker und Spieler, der sich unbedachterweise in die Abhängigkeit des Amour-Herausgebers begibt und gezwungen wird, die Interessen seiner Klienten nur pro forma zu vertreten. Doch der Maler Aoye vertraut ihm weiterhin. SHUBUN, Kurosawas Kommentar zur wiedererlangten Pressefreiheit, beginnt wie eine Liebesromanze, die sich in starken Bildern entfaltet; die Motorradfahrt sei genannt, die erste Annäherung der Protagonisten, Mifunes außerordentliches Screen-Charisma. Als freidenkender, selbstbewußter Künstler scheint er Bäume ausreißen zu können, und man erwartet eine spannungsgeladene Tragikomödie. Doch leider geht der

Stray Dog / Nora Inu (Akira Kurosawa, Japan 1949)

Während einer äußerst heißen Hitzewelle ist der Polizist Murakami (Toshiro Mifune) auf der Jagd nach seiner Waffe, die ihm in einem vollgepackten Bus geklaut wurde. Der ältere und wesentlich erfahrenere Kommissar Sato (Takashi Shimura) nimmt ihn dabei unter seine Fittiche. Wieder sind es die Lehrjahre des Protagonisten, die im Fokus dieser filmischen Éducation liegen. Wieder gibt es einen Lehrer, der den jungen Wilden, moralisch Redlichen zu bändigen und zu zähmen hat. Denn Murakami nimmt die Sache mit dem Diebstahl ernst, beinah zu ernst. Was in anderen Kulturen einfach als dummer Zwischenfall abgetan würde, oder mindestens als Unglück, für das er letztlich nichts kann, so ist dies hier ganz und gar nicht der Fall: Murakami fühlt sich für den Verlust moralisch verantwortlich und möchte die Scharte dieser "Schande" wieder ausgleichen. Demnach fühlt er sich auch für all die Untaten verantwortlich, die mit seiner Waffe begangen werden. Als dann auch noch ein Mord geschieht,

Up the Yangtze (Yung Chang, Canada 2007)

Als der Wasserstandspegel des Yangtze aufgrund des Drei-Schluchten-Staudamms bedrohlich ansteigt, ist die Existenzgrundlage der Familie Yu gefährdet. Sie bewirtschaften ein kleines Maisfeld - eigentlich ein größerer Garten - nahe des Flußufers, und wohnen in einem Haus, das de facto ein besserer Bretterverschlag ist. Viel anderes bleibt der Familie auch nicht übrig, wurde sie doch während der Kulturrevolution aus dem Heimatdorf vertrieben. Da sie sich nun aber quasi illegal am Yangtzeufer niedergelassen haben, steht ihnen auch keine Kompensation für die Umsiedelung zu (wobei fraglich wäre, ob sie diese überhaupt erhalten würden). Die Hoffnungen liegen also auf Tochter Yu Shui, die mit 16 Jahren auf einem Kreuzfahrtschiff als Mädchen für alles anheuert, und die mit dem verdienten Geld bald die heimische Familie versorgen muss. Der Dokumentarfilm portraitiert ihre ersten drei Monate auf dem Schiff zwischen wohlgenährten Touristen, engagierten Kollegen, Englischkursen und Mehrpersonensch

The Quiet Duel / Shizukanaru ketto (Akira Kurosawa, Japan 1949)

Während des Krieges operiert der junge Arzt Kyoji Fujisaki (Toshiro Mifune) in einem Lazarett auf einer der Inseln im Südpazifik einen verwundeten Soldaten, und schneidet sich in einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit mit dem Skalpell in den Daumen. Später stellt sich heraus, dass besagter Soldat die Syphilis hat und Kyoji infiziert hat. Nach dem Krieg kehrt Kyoji nach Tokyo in das kleine Familienspital zurück, wo er sich neben seinem Vater (Takashi Shimura) um die Kranken kümmert. Die hübsche Misao (Miki Sanjo), die sechs Jahre auf ihn gewartet hatte, ist enorm enttäuscht, als Kyoji die Verbindung lösen will. Er könne es nicht verantworten, dass das Mädchen auf die (damals unsichere) Genesung des Kranken warte, und so ihr Leben ruiniere. Sagen allerdings kann er ihr das nicht, da er mit Recht vermutet, dass sie, aufopferungsbereites Wesen das sie ist, auf ihn warten würde. Der Film zerfällt offensichtlich in zwei Teile: auf den extrem atmosphärischen Beginn im Lazarett, der dur

Drunken Angel / Engel der Verlorenen / Yoidore tenshi (Akira Kurosawa, Japan 1948)

Im verwüsteten Nachkriegstokyo geht der Armenarzt Sanada (Takashi Shimura) der hehren Pflicht nach, auch den Allerärmsten medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Katastrophale hygienische Zustände sind eine der Ursachen für schnell sich ausbreitende Seuchenkrankheiten. Auch der junge Gangster Matsunaga (Toshiro Mifune) sucht eines abends den Doktor auf: er habe in einen rostigen Nagel gegriffen. Sanada erkennt sofort, was für ein Nichtsnutz vor ihm sitzt und operiert also ohne Spritze. Dass Matsunaga beinah ohnmächtig wird vor Schmerzen liegt daran, dass ihm Sananda eine Kugel aus der Hand holt. Auch die Moralpredigt läßt nicht lange auf sich warten - und ein Abhören der Brust, da Matsunaga zum Husten neigt, bringt hervor, dass er an Tuberkulose erkrankt ist. Um sein Leben zu retten, einer Person, die ihm einerseits zuwider ist und die er andererseits bedauert, legt sich Sanada nicht nur mit Matsunaga an, der ihm die schlechte Nachricht nicht glauben will - Alkohol und Zigaretten si

Funeral Parade of Roses / Bara no soretsu (Toshio Matsumoto, Japan 1969)

 Der Film ist ein Portrait der japanischen Gay-Szene Ende der bewegten Sechziger Jahre. Der Transvestit Eddie rivalisiert mit einer Drag-Queen um die Gunst des Nachtclubbesitzers Gonda (Kurosawa-regular Yoshio Tsuchiya), der sich auch im Drogenmilieu durchzusetzen weiß. Doch im Fokus steht Eddie: seine Leidenschaften, seine Vergangenheit, die Eltern, die Hoffnungen auf die Zukunft. Matsumotos Film (über dessen früheren Kurzfilm THE WEAVERS OF NISHIJIN ich hier etwas geschrieben habe ) ist beachtlich in mehrer Hinsicht: nicht nur stellt er einen der sehr frühen, von der Art Theatre Guild produzierten Film dar, der somit unabhängig von der japanischen Filmindustrie produziert und realisiert werden konnte und darauf in den ATG-eigenen Kinos zu sehen war, sondern ist in seinem künstlerischen Anliegen deutlich dem Avantgarde-Film verpflichtet. Matsumoto, der sich zuerst auf dem Feld der Malerei versuchte und über die Photographie und den Dokumentarfilm zum Spielfilm kam, hatte sich in frü