ATMAN ist ein experimenteller Kurzfilm Matsumotos (FUNERAL PARADE OF ROSES), der sich durch eine extreme Reduktion des Settings, sowie einer übersprudelnden Üppigkeit der filmischen Mittel, gefangen in einem stilistischem Konzept, auszeichnet.
Der Film überzeugt vor allem durch seine Rigorosität, mit der er sein ästhetisches und filmtechnisches Programm durchzieht, und weiß ansonsten mit einer Offenheit seiner Bedeutung zu verstören. Was soll dieser Atman (der hier auch für die inkarnierte Person steht), ein hinduistischer Begriff der indischen Philosophie, der für das "Bewußtsein", das "Selbst" steht und auch im Buddhismus gebräuchlich ist, der sich im Westen wohl am besten als "Seele" übersetzen lässt, hier in einem japanischen Experimentalfilm? Der Atman befindet sich auf einer Fläche, ähnlich eines ausgetrockneten Flussbetts. Um ihn: Berge, Bäume, der Himmel. Die Kamera fährt in unzähligen Cannonball-Shots gegen den Uhrzeigersinn um die Figur herum, die mit ihrer dämonischen Maske, die in ihrer Ikonographie und im Filmkontext direkt an Kaneto Shindos ONIBABA denken lässt. Sie zoomt in wilden Bewegungen auf die Fratze, die Farben ändern sich permanent (wobei ein kräftiges Rot in den Hintergründen vorherrscht), die abstrakte Musik (Ichiyanagi mit einem pulsierenden, disharmonisch elektronischen Score) ändert die Tonlage, den Rhythmus, die Geschwindigkeit: Impulse für die Kamera, die Bewegung in der Distanz, in der Geschwindigkeit und im Bildausschnitt zu variieren. Immer wieder ein Wirbelwind, ein Fluss, dann Stop-Motion in verschiedenen Frequenzen. Und immer wieder erinnert der Film an die Ästhetiken moderner Musikvideos.
Ein verstörender, visuell beeindruckender und trotz seiner Reduktion erstaunlich interessanter Kurzfilm eines großen japanischen Underground-Filmemachers und Videokünstlers, dessen Oeuvre viel mehr Aufmerksamkeit zu wünschen wäre.