Der Regisseur von Maison Ikkoku Kanketsuban, dem Kino- und Abschlussfilm zur in Japan extrem erfolgreichen, 96-teiligen Anime-Serie um ein studentisches Wohnhaus in dem das Chaos regiert, inszeniert hier einen Film für das Studio Ghibli, der mich in seiner Erinnerungsstruktur und den Bildgestaltungen sehr an Tränen der Erinnerung / Omohide poro poro (1991) von Isao Takahata erinnert.
Der Student Taku Morisaki reist von Tokyo in seine Heimatstadt Kochi und sieht auf dem gegenüberliegenden Bahngleis seine damalige Mitschülerin Rikako, die ihn damals erst in die Verzweiflung getrieben hatte (bei einer Klassenfahrt nach Hawaii und einer Reise nach Tokyo), und in die er sich dann - obwohl es seinem besten Freund ebenso erging - unsterblich verliebt hat. Dies zu erkennen hat etwas gedauert, da er mit seinem emotionalen Haushalt nicht ganz im Reinen war. Doch spätestens dann nach dem Klassentreffen in eben jenem Kochi, ist ihm alles völlig bewußt. Zurück in Tokyo wiederholt sich die Szene auf dem Bahngleis erneut, er rennt hinüber und nach einem kurzen Moment der Orientierungslosigkeit und einen Kameraschwenk später finden sich die beiden Liebenden.
Ocean Waves braucht seine Zeit, um in Fluss zu kommen. Und zu Beginn ist nicht ganz klar, worauf der Fokus der Erzählung liegt. Das liegt auch daran, dass die Verwirrung des Erzählers durch das Eintauchen in die Erinnerungen und durch die personale Erzählperspektive die Übersicht verhindert und sich auf den Zuschauer überträgt, dieser (s)eine klare Linie finden muss. Aber wenn die Figuren sortiert sind, sich das Buddy Movie zur Schulromanze reduziert, klären sich die Verwirrungen. Die Musik ist etwas dick aufgetragenes Klaviergeplänkel - nicht im Sinne der Orchestrierung, sondern im Sinne eines emotionalen Aufschwingens durch minimalmusikalische Plinkerperlmelodien. Dies wirkt bisweilen unnötig kitschig und lässt ungute Vermutungen bezüglich der ursprünglich angesteuerten Zielgruppe aufkommen - Ocean Waves ist einer der wenigen Fernsehfilme des Studios. Jedoch, mit ein wenig Geduld ist auch das immer wieder überstanden und letztlich gibt es in diesem unprätentiösen, nostalgischen Film genug Momente und Szenen, an denen man sich erfreuen kann.
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