Direkt zum Hauptbereich

Asu no Taiyo / Tomorrow's Sun (Nagisa Oshima, Japan 1959)


TOMORROW'S SUN ist eine Rarität: ein früher Kurzfilm Oshimas, der im Stil eines Trailers gemacht ist. Freilich zu einem Film, der nicht existiert. Man sieht ein junges Mädchen, das sich in einen Jungen verliebt und auf einer Theaterbühne allerhand spannende Gefahren überstehen muss, um ihren Angebeteten zu bekommen. Das ist alles recht klamaukig, voller toller visueller Einfälle, ein Revue-Film mit Gangstern im Frack und mit Kanonen und Tanz und Gesang - allerdings konnte ich keine Untertitel auftreiben, und es wird recht viel gesprochen, erzählt, erläutert und von einem engagierten Mädchenchor vorgetragen. Beinahe wähnt man sich in einem Film von Yasuzo Masumura. Hier ein paar Screenshots, die ein wenig den Plot illustrieren und die fantastische gestalterische Bildkraft Oshimas verdeutlicht:











Zwei Jahre vor diesem Film entstand Masumuras KUCHIZUKE / KISSES (1957), der immer wieder gerne (vereinfacht) zum Auftakt der Japanischen Nouvelle Vague erklärt wird, ein Film in dem sich eine Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen Bahn bricht, die ihren Ausdruck in wilden Fahrten auf dem Motorrad findet. Hier das Äquivalent dazu (bei Oshima sitzt allerdings die Frau vorne - was keine generelle Kritik an Masumuras Frauenrollen sein soll; gerade dessen Protagonistinnen sind später meist sehr starke, kämpfende Frauen):


Oshima schneidet lustigerweise dann direkt auf eine identische Fahrt auf dem Fahrrad - wer weiß, ob das ein ironischer Kommentar sein könnte?). Und am Ende kehren wir mit einem Rahmen zum Anfangsbild zurück. Winke winke!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...