Direkt zum Hauptbereich

How to Steal a Dog (Kim Sung-ho, Südkorea 2014)


  How to Steal a Dog ist eine niedliche und zugleich schwungvolle Neujahrskomödie aus Südkorea vom Regisseur von Into the Mirror (2003), die zum Jahreswechsel 2014/2015 in die dortigen Kinos gelangte. Entsprechend leichtfüßig kann man sich den Film dann auch vorstellen: hübsche Kinder in distress. Sie sind aus der Wohnung geflogen, die die Mutter nicht mehr bezahlen kann, weil ihr der Mann weggelaufen ist - und nun wohnen sie in einem kleinen, quitschebunten Lieferwagen. Hört sich idyllisch an, ist es in einer Großstadt aber nicht. Die Mädchen lesen dann in einer Anzeige, eine Neubauwohnung wäre für bereits 500 Won zu bekommen. Was natürlich Quatsch ist, das ist nur der Quadratmeterpreis, aber so wird die Story in Gang gesetzt. Man will via Belohnung an die nötige Knete kommen, am Besten indem man einen Hund entführt und ihn dann selbst zurück bringt. Da geht nun freilich alles schief, aber: es wird viel gelernt (auch die Erwachsenen lernen viel von ihren Kindern), Familien zusammengeführt oder -verbände zumindest gestärkt, Freundschaften geschlossen, auch wenn dieser eine Mann mit dem Motorrad ein komischer Kauz ist. Soziale Schranken werden abgebaut, Verantwortung wird übernommen.

Kurzum: How to Steal a Dog ist ein Familienfilm, der mit viel Tempo und Witz und Situationskomik zu überzeugen weiß und seine beiden süßen Hauptdarstellerinnen immer ins rechte Licht rückt. Strukturell ist alles schön vorhersehbar: da bleibt der Film seinem Genre treu, Überraschungen darf man hier nicht erwarten. Und so liegt es wohl an einem selbst, an der eigenen Erwartungshaltung, ob man das nun völlig gut gelungen findet (weil er alles das sehr gekonnt macht, was er tut), oder eben auch ein bisschen generisch öde (weil eben so wenig Überraschendes passiert). Wie gesagt: das betrifft nur die Struktur, inhaltlich wird einiges geboten (gedreht ist er nach einem Bestseller von Barbara O'Connor, der angeblich etwas dunkler und unangenehmer sein soll, als dieser Wohlfühlfilm) - was wohl auch die sehr gute Bewertung auf der IMDb plausibel werden lässt. Dort kommt der Film auf satte 7.1 Punkte. Das ist schon eine ganze Menge. Bemerkenswert ist außerdem die Beteiligung von Kim Hye-ja, die man nun nicht so wahnsinnig oft sieht und die in Bong Joon-hos großartigem Mother die Hauptrolle der älteren, verwirrten Dame gespielt hat. Ich selbst möchte How to Steal a Dog allerdings nicht uneingeschränkt empfehlen. Mir war er dann doch etwas zu stromlinienförmig und ich bin mir nicht sicher, was man aus dem Film für die Zukunft noch mitnehmen könnte, außer den Allgemeinplätzen, dass man Familien nicht auseinanderreissen sollte und Kinder nicht in einem Auto aufwachsen können. Ich fürchte, er gerät recht schnell in Vergessenheit.

Michael Schleeh


***

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...