Spectrum of Nostalgia is an experimental and autobiographical short-film of Taiwanese female director Chen Yi-chu (or -zu) with a running time of 24 minutes. Chen's approach is - by using old VHS-Tapes of her childhood - artistical: she cuts the tapes into small fragments of her past that seem to narrate a story which describe a problematic time in her youth. Rearranged, and softened by her own voice as a narrator, she comments on the developments from being the center of attention of the family to a horrible scenario in which her father loses his job and falls into depression.
She never accuses anyone or anything, but describes - formally aswell by arranging the cinematic snippets - the destructive energy that disrupts her family ties. She, too, poses the question what 'reality' is, and how it may be unconsciously translated into something different by our own memories. Chen Yi-chun basically asks, what is true and what is false, even if it is something that we, ourselves, experienced closely. The film does not have a real ending and comes to no definite conclusion, and it does not want to have one.
*
Spectrum of Nostalgia ist ein experimenteller und autobiographischer Film der taiwanesischen Regisseurin Chen Yi-chu, der aus einer Montage von VHS-Tape-Ausschnitten besteht, um die sich ein möglicherweise dunkles Geheimnis rankt. Dieses wird aber nie genauer ausgeführt, sondern eher angedeutet. Einmal etwa wird eine Krankheit thematisiert, dann ein andermal der Absturz des Vaters in Arbeitslosigkeit und Depression.
Vor allem aber wird das Verhältnis von der Wahrhaftigkeit der Erinnerung ausgelotet. Was war eigentlich Realität, und was ist modifizierende Erinnerung? Was echt, was gefälscht? Chen nutzt dazu immer wieder die Mittel der Montage, mit der sie den Filmfluss unterbricht, zerhackt, und zu anderen Einstellungen springt. Dadurch reisst sie den Zuschauer aus der Immersion heraus und zwingt ihn dazu, sich mit dem Gesehenen auseinander zu setzen. Ein "Genießen" des Filmes ist kaum möglich, dazu fordert der Film die Sehgewohnheiten zu sehr heraus.
Ungewöhnlich ist dann, dass der Film in seiner Aussage letztlich unklar bleibt, wenig prägnant, und mit seiner Offenheit am Ende eher zum Rätseln einlädt, als mit einem Paukenschlag zu enden, der einen Standpunkt vertritt. Man versteht am Ende zunächst nicht so recht, worauf die Regisseurin hinaus wollte. Oder wollte sie gerade das? Offenes Projekt: Leben. Was bleibt, ist der Eindruck eines fragmentierten Daseins, das sich selbst noch nicht sicher oder gewiß ist. Vielleicht: niemals sicher sein kann.
Michael Schleeh
***