Direkt zum Hauptbereich

Dream / Bi-mong (Kim Ki-duk, Südkorea 2008)


Das Kino des Kim Ki-duk läßt sich in Konstanten lesen; eine prominente ist das schicksalhafte Verknüpftsein der Protagonisten. Eine Beziehung, die durch das Oeuvre hinweg in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen gedacht, und dann zumeist gewaltvoll ausgelebt wird: nicht nur auf so offensichtliche Weise wie in SEOM, sondern auch als Beziehung der Abhängigkeit wie in BIRDCAGE INN, der Schicksalsgemeinschaft in ADDRESS UNKNOWN, in Form der Ausbeutung wie in BAD GUY, der Erkenntnis wie in BOM, YEORM, GAEUL, GYEOWOOL… GEURIGO BOM, der Einsamkeit wie in BIN-JIP, des Egoismus wie in HWAL, oder des Verlassenwerdens wie in TIME.

In DREAM findet sich erneut eine durch Schmerzen initiierte Verbindung: bei einem Autounfall lernen sich die Protagonisten kennen; er hat ihn geträumt, sie ihn schlafwandelnd ausgeführt. Eine unheilige Verbindung, die die Figuren nicht nur dazu zwingt, ihr ganzes Leben einem möglichen Wahn und Irrsinn unterzuordnen, sondern auch einer, der von Gewalt gesäumt ist. Um nicht mehr einzuschlafen, wird bald zu drastischen Mitteln gegriffen... Eine weitere Konstante in Kims Werk wird in DREAM durchbrochen: die Sprachlosigkeit. In diesem Film befinden sich die Anti-Helden in permanenter Kommunikation - oder zumindest in einem Versuch der Überwindung der Barrieren: wenn nicht in Worten, so doch mit den Körpern, oder in der geäußerten, ausgesprochenen Sorge um den anderen.

Dass hinter den Oberflächen der Körper die Psyche lauert, ist das zu bändigende Ungewisse. Visualisiert wird diese Grenze in beinah allen Bildern des Films: Blicke durch Scheiben, Figuren hinter Jalousien, schwach ausgeleuchtete Settings und die permanente Nachtsituation. Unter der Oberfläche der Figuren liegt das Geheimnis, das durch diese hindurchdringen will. Erst in der Nüchternheit der ausgeleuchteten Zelle kann es gelüftet und zugleich befriedet werden. Oder auf der kalten Nacktheit des gefrorenen Packeises. Das drastische Finale erinnert sehr an SEOM, in dem der Tod als Erlösung eine Rückkehr in den Schoß der Natur bedeutet. Zumindest für einen der beiden. 




Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...