Inside / À L'intérieur (Alexandre Bustillo / Julien Maury, Frankreich 2007)
Nach einem Autounfall, bei dem der Vater ihres noch ungeborenen Kindes ums Leben kommt, wird die hochschwangere Sarah (Alysson Paradis) in der Nacht vor der Geburt, die zudem die Vorweihnachtsnacht ist, von einem schwarz gekleideten Christkind heimgesucht. Einer bösen Hexe gleich erscheint eine unheimliche Frau (Béatrice Dalle) am Wohnzimmerfenster und bedroht die eben entschlummerte Schwangere. Die herbeigerufene Polizei funktioniert zwar kurzzeitig als retardierendes Moment, als Aufschub, doch im Folgenden geht es Sarah an den Kragen, also: an den Bauch, um genau zu sein. "La femme" will das Kind.
Die in der ersten Hälfte aufgebaute Spannung ist dermaßen unerträglich groß, man beginnt sich selbst zusammenzukrümmen, das eigene "innen", das Kind, zu schützen. Als dann die Grenzverletzungen geschehen und in das Innere vorgedrungen wird, viermal genau (das Haus, das Badezimmer, der Körper Sarahs, die Gebärmutter), fällt etwas von der Spannungslast ab, nur um sich im mittleren Drittel in Terror zu verwandeln. Dummerweise gerät die Atmosphäre im letzten Drittel etwas unter die Schere, denn hier wird jetzt auf kreative Körperzerstörung gesetzt, bevorzugt durch spitze Gegenstände.
Der Film wird farblich zunehmend roter, bis er in der Geburt des Kindes kulminiert, die einen Blutteppich auf der Treppe hinterläßt. So ist der Film um die beiden Oppositionen Hell-Dunkel, Licht-Schatten aufgebaut, die den beiden Figuren zugeordnet sind. Nicht umsonst ist es das Licht, das Feuer, das Sarah beinahe rettet. Die Photographin benutzt das Blitzlicht ihrer Kamera,
um Licht ins Dunkel der Wohnung zu brigen, als die Sicherungen demoliert wurden. Zugleich dokumentiert sie das Eindringen des Bösen durch Abbildung, woran man sicher noch einen schönen Mediendiskurs anschließen kann. Das Licht kann ihr das Leben retten, das Dunkel erhellen, den Gegner blenden, und dann ist es auch das Feuer aus der Spraydose, mit dem sie die Hexe verbrennt, als diese sich eine Zigarette anzündet.
Sarahs Rückzugsort ist außerdem das weißgekachelte Badezimmer, in dem die Helligkeit herrscht, in dem es Verbandszeug gibt, einen Spiegel zur Versicherung des eigenen Ichs. Schaut sie in den Spiegel, weiß sie, wer sie ist, für was und wen sie kämpft. So stellt ein Großteil der Handlung auch die Versuche des Eindringens der bösen Frau, die mit ihren langen herabhängenden schwarzen Haaren dem asiatischen Kulturkreis entlehnt scheint, in den Schutzraum, das Badezimmer dar. Dies kann ihr lange Zeit nicht gelingen. Ihre Erfolge stellen sich meist außerhalb des Raumes ein, etwa wenn Sarah zu fliehen versucht.
Besonders prägt sich ein Bild mit christlicher Symbolik ein: Sarah haut ein Loch in die Tür, um das Schränkchen wegzuschieben, mit dem die Hexe das Drehen des Türgriffes blockiert hatte. Selbstverständlich muß dies nach den Gesetzen des Genres schief gehen, sie kommt zurück und nagelt die Hand/den Arm mit der Schere jesusgleich in den Türrahmen. Sarah beging den Fehler sich mit der Hand aus dem Licht des Badezimmers in das Dunkel des Hauses zu begeben. Auch alle anderen Verletzungen wird sie innerhalb des Hauses erleiden, nicht aber im Badezimmer. Selbst die durch die Türe abgefeuerten Schüsse können ihr nichts anhaben. Auch die Hilfe des Polizisten erhält sie im hellen Raum; als er die Schwelle zum dunklen Flur übertritt, ermpfängt er sein Schicksal.
Der Soundtrack setzt sich nicht immer ganz stilsicher aus flächig bedrohlichen Elektronikflächen und wummernden Bässen zusammen. Einmal auch entwickelt sich eine Szene stilistisch in eine high-speed gecuttete Musikvideoästhetik hinein, sodaß mir der Begriff 'Marylin Manson' in den Kopf sprang. Und letztlich wird am Ende mehr auf Körperverletzung gesetzt, denn auf Atmosphäre. Das ist schade, denn das schwächt die Intensität des Gesamteindrucks. Die obligatorische Auflösung ist allerdings recht befriedigend, und weit von einem gewalttätig übergepfropften Twistende entfernt.
Gut, daß am Ende des Filmes wieder das Licht angeht.
Nach einem Autounfall, bei dem der Vater ihres noch ungeborenen Kindes ums Leben kommt, wird die hochschwangere Sarah (Alysson Paradis) in der Nacht vor der Geburt, die zudem die Vorweihnachtsnacht ist, von einem schwarz gekleideten Christkind heimgesucht. Einer bösen Hexe gleich erscheint eine unheimliche Frau (Béatrice Dalle) am Wohnzimmerfenster und bedroht die eben entschlummerte Schwangere. Die herbeigerufene Polizei funktioniert zwar kurzzeitig als retardierendes Moment, als Aufschub, doch im Folgenden geht es Sarah an den Kragen, also: an den Bauch, um genau zu sein. "La femme" will das Kind.
Die in der ersten Hälfte aufgebaute Spannung ist dermaßen unerträglich groß, man beginnt sich selbst zusammenzukrümmen, das eigene "innen", das Kind, zu schützen. Als dann die Grenzverletzungen geschehen und in das Innere vorgedrungen wird, viermal genau (das Haus, das Badezimmer, der Körper Sarahs, die Gebärmutter), fällt etwas von der Spannungslast ab, nur um sich im mittleren Drittel in Terror zu verwandeln. Dummerweise gerät die Atmosphäre im letzten Drittel etwas unter die Schere, denn hier wird jetzt auf kreative Körperzerstörung gesetzt, bevorzugt durch spitze Gegenstände.
Der Film wird farblich zunehmend roter, bis er in der Geburt des Kindes kulminiert, die einen Blutteppich auf der Treppe hinterläßt. So ist der Film um die beiden Oppositionen Hell-Dunkel, Licht-Schatten aufgebaut, die den beiden Figuren zugeordnet sind. Nicht umsonst ist es das Licht, das Feuer, das Sarah beinahe rettet. Die Photographin benutzt das Blitzlicht ihrer Kamera,
um Licht ins Dunkel der Wohnung zu brigen, als die Sicherungen demoliert wurden. Zugleich dokumentiert sie das Eindringen des Bösen durch Abbildung, woran man sicher noch einen schönen Mediendiskurs anschließen kann. Das Licht kann ihr das Leben retten, das Dunkel erhellen, den Gegner blenden, und dann ist es auch das Feuer aus der Spraydose, mit dem sie die Hexe verbrennt, als diese sich eine Zigarette anzündet.
Sarahs Rückzugsort ist außerdem das weißgekachelte Badezimmer, in dem die Helligkeit herrscht, in dem es Verbandszeug gibt, einen Spiegel zur Versicherung des eigenen Ichs. Schaut sie in den Spiegel, weiß sie, wer sie ist, für was und wen sie kämpft. So stellt ein Großteil der Handlung auch die Versuche des Eindringens der bösen Frau, die mit ihren langen herabhängenden schwarzen Haaren dem asiatischen Kulturkreis entlehnt scheint, in den Schutzraum, das Badezimmer dar. Dies kann ihr lange Zeit nicht gelingen. Ihre Erfolge stellen sich meist außerhalb des Raumes ein, etwa wenn Sarah zu fliehen versucht.
Besonders prägt sich ein Bild mit christlicher Symbolik ein: Sarah haut ein Loch in die Tür, um das Schränkchen wegzuschieben, mit dem die Hexe das Drehen des Türgriffes blockiert hatte. Selbstverständlich muß dies nach den Gesetzen des Genres schief gehen, sie kommt zurück und nagelt die Hand/den Arm mit der Schere jesusgleich in den Türrahmen. Sarah beging den Fehler sich mit der Hand aus dem Licht des Badezimmers in das Dunkel des Hauses zu begeben. Auch alle anderen Verletzungen wird sie innerhalb des Hauses erleiden, nicht aber im Badezimmer. Selbst die durch die Türe abgefeuerten Schüsse können ihr nichts anhaben. Auch die Hilfe des Polizisten erhält sie im hellen Raum; als er die Schwelle zum dunklen Flur übertritt, ermpfängt er sein Schicksal.
Der Soundtrack setzt sich nicht immer ganz stilsicher aus flächig bedrohlichen Elektronikflächen und wummernden Bässen zusammen. Einmal auch entwickelt sich eine Szene stilistisch in eine high-speed gecuttete Musikvideoästhetik hinein, sodaß mir der Begriff 'Marylin Manson' in den Kopf sprang. Und letztlich wird am Ende mehr auf Körperverletzung gesetzt, denn auf Atmosphäre. Das ist schade, denn das schwächt die Intensität des Gesamteindrucks. Die obligatorische Auflösung ist allerdings recht befriedigend, und weit von einem gewalttätig übergepfropften Twistende entfernt.
Gut, daß am Ende des Filmes wieder das Licht angeht.