Der Film beginnt mit einem Auftakt im 18. Jahrhundert: ein blinder Kaufmann leiht einem verarmten Samurai eine größere Summe Geldes. Als dieser seine Schulden nicht bezahlen kann, der Kaufmann aber auf Rückzahlung pocht, wähnt der Samurai seine Ehre beschmutzt und tötet in Raserei den hilflosen Gönner. Der Diener versenkt daraufhin die Leiche im nahegelegenen Kasane-Sumpf, nicht ohne Versuch, den Zorn des Verstorbenen durch Gebete zu begütigen. Was naturgemäß nicht gelingt - er kehrt zurück, erscheint dem Samurai als Wahnfigur, die sich vor die realen Personen schiebt, woraufhin er seine Gattin ermordet, anschließend sich selbst.
20 Jahre später setzt die Haupthandlung ein: der Sohn des Samurai, Shinkichi (Takashi Wada), wurde als Findelkind bei einem reichen Händler abgegeben und wuchs dort als demütiger Hausangestellter auf. Obwohl dessen Herkunft bekannt war. Er verliebt sich in die hübsche Tochter des Kaufmanns, Hisa (Noriko Kitazawa), die aber bereits versprochen ist. Ihre Shamisen-Lehrerin Miss Rui allerdings macht ihm Avancen, sodaß er sich auf eine halbherzige Affäre mit ihr einlässt. Als schließlich Hisa die kommende Heirat mit dem Ekelpaket zu fürchten beginnt, versucht sie Shinkichi durch einen Liebesschwur zur Flucht zu überreden: er sei ihre wahre Liebe. An Shinkichi wird von allen Seiten gerissen. Da klärt sich plötzlich auf, dass Rui die Tochter des ermordeten blinden Kaufmanns ist, Shinkichi aber der Sohn des Mörders. Als Rui schließlich auch noch Shinkichis Gefühle für Hisa gewahr wird, nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand...
Nakagawas Kasane-Kaidan ist eine der großen klassischen und populären Geistererzählungen der japanischen Filmgeschichte. Basierend natürlich auf einer literarischen Vorlage, einem Roman von Encho San'yuutei aus dem 19. Jahrhundert. Der nur eine gute Stunde andauernde Geisterfilm hat eine wunderbare Bildsprache, die trotz ihrer Einfachheit in Verwendung von Überblendungen eine schöne Sogwirkung entfaltet. Kein Wunder also, dass sich Regisseure wie Hideo Nakata für ihre Wiedergänger-Figuren an den Darstellungen ihrer Vorgänger orientierten und im modernen J-Horror-Film wieder aufleben ließen. Es sind also lediglich die Studiosets, der plörtzlich einsetzende Schneefall, die atmosphärische Beleuchtung und ein wenig Maske nötig, um diese archetypischen Bilder zu komponieren. Der Rest ist ein gutes Drehbuch. Wobei der emotionale Kern die Liebestragödie bildet, der nicht nur mit übernatürlichem Terror konfrontiert wird. Es sind durchaus auch die alltäglichen Horrorszenarien wie Verlustangst, die Dunkelheit, die Armut, die zur Spannungsgestaltung beitragen, oder, wie am Ende eindrücklich, das Ertrinken.
Der Stab im Sumpf, der so eindrücklich Sanshiro Sugata im gleichnamigen Film von Akira Kurosawa in der berühmten Szene sprichwörtlich "das Leben rettet", da er sich an ihm auf einen neuen (Lebens-)Weg besinnt, entgleit in Nakagawas KASANE SWAMP den Händen des Anti-Helden, woraufhin dieser von der Macht der Natur, der Geisterwelt, und seiner eigenen moralischen Verfehlungen in die Tiefen des Sumpfes gezogen wird. Wer sich für klassischen japanischen Horror interessiert, kommt an diesem Film nicht vorbei.