Direkt zum Hauptbereich

Come Rain, Come Shine / Saranghanda, saranghaji anneunda / 사랑한다, 사랑하지 않는다 (Lee Yoon-ki, Südkorea 2011)


In Lee Yoon-kis Film regnet es die ganze Zeit. Das soll man natürlich als "emotional landscape" lesen, denn das verheiratete Paar, das hier im Zentrum des Films steht, ist am Ende seiner Ehe angekommen. COME RAIN ist streng auf seinen nüchternen, ja wie mit einem Skalpell sezierten Plot reduziert. Enziger Handlungsort ist (abgesehen von der Autoszene am Beginn) das Haus des Ehepaars: äußerst nüchtern eingerichtet, funktional, kahle Wände, alles vom Besten. In diesem Film wird kaum gesprochen. Das Drama zeichnet sich nirgends so richtig ab, nicht mal auf den stoischen Gesichtern der Protagonisten. Sie, die zu ihrem Liebhaber zieht und bereits die Koffer gepackt hat. Er, der sich damit einverstanden erklärt und die Schuld, es soweit gekommen haben zu lassen, auch bei sich selbst sucht. Doch nun regnet es in Strömen, die Straßen sind überflutet, an ein Fortkommen ist nicht zu denken. Man sitzt fest in einem Zustand des Dazwischen, einem verhinderten Transitzustand, und kann doch die Zeit nicht für eine Annäherung oder Klärung nutzen. Man steht also rauchend am Fenster, schaut sich nochmal im Bürozimmer um, kocht ein kleines gesundes, letztes gemeinsames Mal. Spricht über das italienische Restaurant, das man gemeinsam eröffnen wollte - eine hirngespinstete kleine Phantasie ehemals Verliebter. Eine zugelaufene Katze und ihre kurz hereinschauenden Besitzer sorgen kurzzeitig für Ablenkung und etwas Dialogzeilen; doch ist die Situation ganz besonders ungemütlich, da hier das nachbarliche Kennenlernen mit dem privaten Abschiednehmen zusammenfällt und jeder Smalltalk bereits seine Aktualität verloren hat. Doch kurz darauf haben sich die Nachbarn wieder verabschiedet und Stille kehrt ein. Und der Klang des Regens plätschert leise zum durchwarteten Abend.

COME RAIN COME SHINEs größtes Problem ist, dass er sich selbst um seinen Plot, um jedes dramatisierende Element bringt. Wohl ist es interessant, sich einer solch fragilen zwischenmenschlichen Situation anzunehmen, doch bekommt man keinen Zugang zu den verschlossenen Figuren, kaum einen Mehrwert aus dem sich durch Stummheit auszeichnenden Aufschubsdrama. So erzählt der Film eigentlich von einer Absenz und lässt - man erfährt wenig über die Protagonisten - selbst viele Geschichten unerzählt. COME RAIN COME SHINE (genauer übersetzt: I LOVE YOU, I LOVE YOU NOT: was für ein unsäglicher, nichtssagender Titel übrigens!) ist gottseidank nicht kitschig und nie bedeutungsschwanger. Doch braucht es einigen guten Willen, um dieses schön photographierte Beziehungsdrama ohne Drama durchzustehen. Man wünschte sich wenigstens einen einzigen emotionalen Ausbruch. Aber so etwas traut sich hier keiner.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine schöne

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten, wie er um si

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra