Mit seinen stark verpixelten, grobkörnigen Bildern der Tristesse eines naturalistischen Alltags wirkt The Drudgery Train von Nobuhiro Yamashita (Linda, Linda, Linda, The Matsugane Potshot Affair) wie eine Independent-Produktion, die das Besondere im Trivialen findet. Es ist eine schwarze Komödie, der nie die Bitternis ausgeht, mit einem Hang zum Düsteren, Dunklen, der man immer auch zutraut, abstürzen zu können ins Üble, Böse, Brutale. Das Gegenmodell zum eigentlich sehr unsympathischen Helden Kanta Kitamachi (Mirai Moriyama), der nichts hinbekommt in seinem Leben und alles das, was um ihn herum an Positivem entsteht, kaputt machen muss, ist sein neuer Arbeitskollege Shoji Kusakabe (Kengo Kora aus A Story of Yonosuke (2014)), der sich zu seiner Ausbildung auf einer weiterführenden Schule was als Tagelöhner dazuverdient.
Kanta freundet sich mit ihm an, drängt sich ihm etwas auf (wie er das immer macht), führt ihn ans Trinken heran und dann auch irgendwann mal in die Stripbar hinein und auch ins Bordell. Shoji hat zwar Vorbehalte, will aber auch kein Spielverderber sein und findet dann Gefallen an den nächtlichen Extravaganzen. Das hat aber schnell ein Ende, als er sich ernstlich in ein junges Mädchen verliebt - doch eben da brandet Kantas Eifersucht auf, der selbst sein Verhältnis zu einer jungen Buchhändlerin namens Yasuko (Atsuko Maeda) nicht auf die Reihe bekommt. Er will immer mehr, als sie zu geben bereit ist. Und Kantas Ausbrüche sind nie weit, das spürt auch sie, wenn seinen Ansprüchen und Erwartungen nicht entsprochen wird - aber dann ist es auch wieder ihre schüchterne Höflichkeit, die sie keine klaren Grenzen ziehen lässt.
Das Script stammt von Shinji Imaoka, einem Meister des pinku eiga, des japanischen Erotikfilms, und mehr als einmal driftet der immer wieder sexuell aufgeladene Film in die dunklen Ecken des Rotlichtviertels. Letztlich bleibt der Film so etwas wie eine Mixtur aus Slacker-Komödie mit schwarzem Humor und Coming-of-Age-Film, doch die Grätsche zum Erotikkino durch verschiedene Grenzüberschreitungen wird mehrfach gesucht. Eine leichte Verunsicherung macht sich dann auch breit, man kann ihn kaum einschätzen, diesen herrlich tristen Film. Vor allem da Kanta immer weiter abstürzt, sich zusehends isoliert, vermehrt zurückgewiesen und dadurch zum Außenseiter wird. Dass es nicht lange dauert, bis er dann mal von zwei Yakuza-Gangstern in einer Nudelbar so richtig eins auf die Fresse bekommt, verwundert nicht. Eine Feelgood-Komödie ist der Film also keinesfalls, so richtig runterziehend ist er aber auch nicht - wenn auch für Kanta wenig übrigbleibt an Optionen, in einem Leben ohne jede Perspektive. Die er sich bedauerlicherweise selbst genommen hat.
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