Takashi Koizumi war Regieassistent bei Akira Kurosawa (bei den Filmen Ran, Kagemusha und Dreams) und Letter from the Mountain ist seine zweite, eigene Regiearbeit. Nach einer literarischen Vorlage vom japanischen Autor Keishi Nagi umgesetzt (Akutagawa-Preis 1988, keine Übersetzung), ist dies offenkundig ein sehr literarischer Film geworden, werden doch an einigen Stellen einige der großartigen Gedichte Kenji Miyazawas zitiert, die zum etwas getragenen, elegischen Ton des Films beitragen. Außerdem verliest der Protagonist Takao (Akira Terao) mehrfach die kurzen literarischen Beiträge eines krebskranken Mädchens (Manami Konishi als Sayuri), die für die lokale Zeitung schreibt. Er selbst ist ein Schriftsteller, der seit einer größeren Auszeichnung literarisch nichts mehr hinbekommen hat und mit sich selbst und seiner Schreibblockade ringt. Eine weitere Nebenfigur, ein älterer sensei, ein Professor, hat seine Bücher der Stadtbibliothek vermacht, weil er sich auf den Tod vorbereitet - er wartet darauf, so sagt er einmal, dass er von einem großen Wind in den Himmel gehoben wird. Die eigentliche Protagonistin des Films ist aber Takaos Gattin, die unter Panikattacken leidende Ärztin Michiko (Higuchi Kanako), die im Ort das lokale Krankenhaus wieder besetzen soll, obwohl sie selbst noch rekonvaleszent ist. Es ist eine Rückkehr aus der Metropole Tokyo in die Heimat Takaos, nach Shinshu in die ländliche Region der Präfektur Iwate. Eine Rückkehr zu den Ahnen.
Letter from the Mountain ist ein enorm schön gefilmter, subtiler und leiser Film, der Koizumis Status als großen japanischen Regisseur bestätigt. Dessen Erstlingswerk Ame Agaru basiert auf einem Skript von Akira Kurosawa, das er von ihm übernommen hatte. Hier nun eine ganz stille Ästhetik, mit einer Bewegung hin aufs Land, zur Natur, weg von der Stadt, die Augen öffnet - eine Veränderung, die die Protagonisten, die sich alle in einer Krise befinden, wieder zu sich finden lässt. Gerade auch dadurch, dass sie sich für andere einsetzen und ihnen zu helfen bereit sind. Schönerweise erzählt Koizumi aber ohne moralische Keule, auch wenn sich das in der Zusammenfassung etwas geballt nach Gutmenschenkino anhören mag. Es ist ein fließender Film, einer mit vielen offenen Möglichkeiten, zu denen er sich hinbewegen könnte, einer, der durch seine Humanität Vertrauen einflößt, auch weil er sich so sanft vorantastet. Zugleich aber überschattet die Präsenz des Todes und der Vergänglichkeit alles - eine Thematik als Gegenpol, die den Film in Balance hält. Und so geht es also eher darum, im Angesicht der Vergeblichkeit des menschlichen Tuns seinen Frieden mit dem Leben zu machen - und dem Lebensweg, den man eingeschlagen hat. Sehr, sehr schöner Film.
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