The Viral Factor ist ein überbordender Koloss. In gut zwei Stunden wird hier ein Actionfeuerwerk veranstaltet, das seinesgleichen sucht. Die Setpieces reihen sich dabei jedoch mit einer Regelmäßigkeit aneinander, dass es beinahe schon wieder langweilig wird. Zu allererst wird hier immer wieder verfolgt: zu Fuß, mit dem PKW, dem Kleinlaster, dem Motorrad, und dann, als Höhepunkt: mit Helikoptern durch die Hochhausschluchten Kuala Lumpurs, mit einer Ehrenschleife vor den Petronas Towers. Sightseeing à la Dante Lam. Dann freilich, wird ununterbrochen geschossen. Mit den unterschiedlichsten Feuerwaffen, und Waffennarren dürften hier ihre wahre Freude haben bei diesem "Gunporn". Die Tonspur hyperventiliert dazu. Die Produktion des Films verschlang über 200 Millionen HK$, gedreht wurde hauptsächlich in Malaysia und an einigen weiteren verschiedenen internationalen Schauplätzen, vor allem im Nahen Osten. The Viral Factor ist das Werk eines Big Budget-Regisseurs.
Der Plot ist ebenso aufgeblasen wie die Action, denn es überschneiden sich zwei, drei Handlungsstränge, aus denen man auch eigenständige Filme hätte machen können: die Haupthandlung führt den Helden Jo Man (Jay Chou), Polizist und Mitglied einer Spezialeinheit nach Kuala Lumpur, um den international agierenden Verbrecher Sean Wong (Andy On), sprich: Geschäftsmann, daran zu hindern, die Welt mit einem mutierten Pocken-Virus zu verseuchen. Sean war übrigens früher auch bei Jo Mans Spezialeinheit IDC. Das Antidot dazu bietet er aber ebenfalls an, verfügbar mittlerweile durch den Pharmakonzern eines weiteren Komplizen. Es geht also ums ganz große Geld. Nun ist es aber so, dass der von Jo Mans Mutter im Kindesalter verstoßene Vater samt ältestem Sohn sich ebenfalls ins Malaysia aufhalten, und sich dort als Kleinkriminelle durchschlagen. Bruder Man Yeung (Nicholas Tse) gerät dabei in Querelen mit Sean Wong und wird so in die Sache mit dem Virus hineingezogen. Was folgt: Zwei Brüder auf den gegenüberliegenden Seiten des Gesetzes. Neben dem ganzen Drumherum mit der Action ist der Film eigentlich auch eine Familiengeschichte, bei der die von einander entfremdeten und verfeindeten Parteien wieder zueinander finden. Zu allem Überfluss, und dies nun Story Teil 3, hat Jo Man noch eine Kugel im Kopf stecken von einem Einsatz in Jordanien, die man operativ nicht entfernen konnte. Sie wandert Richtung Hirn, und es ist von Beginn an klar, dass der Protagonist, hier die große HK-Tragik, den Film nicht wird überleben können. Umso stärker allerdings und rücksichtsloser gegen sich selbst wirft er seinen Körper in den Kugelhagel.
Der Körper des Actionhelden beginnt seinen Kampf also bereits mit großen Defiziten und Thanatos sitzt ihm allgegenwärtig auf der Schulter. Für ihn stellt sich letztlich die Frage, ob er seine Ziele in der ihm noch verbleibenden Zeit wird erreichen können, auf ein Wunder in letzter Sekunde mag und kann man hier in dieser zerstörerischen Welt jedoch niemals hoffen. Somit wird der Fokus schon früh auf einen guten Ausgang, ein Happy End, gelenkt, das nur im kollektiven Glück der Familie aufgehen kann, das sich gemeinsam an den Fackelträger erinnert. Und so steht eigentlich zu Beginn schon fest, was dieser rastlos hochdynamische Bewegungsfilm im Kern eigentlich wirklich ist: ein Familienfilm.
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