Direkt zum Hauptbereich

Forma (Ayumi Sakamoto, Japan 2013)



Anfangs lassen die langen Einstellungen in Ayumi Sakamotos Forma wieder einen typisch japanischen, langatmigen Film erahnen. Im Grunde passiert so wenig, dass man ihn eher als Sozialdrama im dokumentarischen Stil einordnen würde. Ayako (Nagisa Umeno), trifft abends nach der Arbeit auf ihre alte Schulfreundin Yukari (Emiko Matsuoka), die mittlerweile in einem prekären Job gelandet ist, und bietet ihr eine Stelle in ihrem Büro an.

Zunächst besteht der Plot nur aus einer Aneinanderreihung von basalen Alltagssituationen. Schon kurz nach Beginn der Arbeit macht sich jedoch eine unangenehme Atmosphäre breit, als die Büroetikette die Freundschaft in ein ungleiches Machtverhältnis kippen lässt; wobei Yukari von ihrer scheinbaren Freundin und Vorgesetzten Ayako auch privat immer mehr in eine demütige Position getrieben wird.

Sakamoto inszeniert ein kammerspielartiges Drama auf oftmals großem Raum. In Totalen und ohne Filmmusik wird das Geschehen zunächst aus einer - dann auch aus verschiedenen - Blickwinkeln erzählt. Dabei wird der Zuschauer in voyeuristisch-distanzierte Situationen versetzt, während gleichzeitig die Mise en Scène das chaotische Innenleben der sonst stoischen Figuren offenbart. Was in der Anfangsszene noch komisch wirkt, wenn sich Ayako abends alleine in ihrem Büro einen Karton überstülpt, um wie ein Roboter zwischen den ebenfalls schachtelartigen Bürozellen hin und her zu laufen, deutet bereits auf die Unruhe in der Seele der Protagonistin hin, die nach Rache für ein ihr angetanes Unrecht sinnt.

Der Film nimmt sich so viel Zeit für jeden der Hauptcharaktere, dass keiner die Handlung als Protagonist dominiert. Hinzu kommen auch noch zwei Männer, nämlich Ayakos Vater, mit dem sie alleine lebt, und ein mysteriöser Fremder, der anfangs nur gelegentlich auftaucht und später eine wichtige Rolle bei der Aufklärung der wahren Gründe der Rivalität zwischen Ayako und Yukari spielt. Mehr sei allerdings nicht verraten. Nur so viel: Man wird den Film wohl zweimal schauen müssen, da der Plot durch die Sprünge doch etwas verwirrt. Dafür hinterfragt man vielleicht hinterher die eigene Objektivität.

Yavuz Say

***

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Sleep Has Her House (Scott Barley, GB 2016)

"And the dark is always hungry." (Scott Barley) Scott Barley's apocalyptical drone-room of a film is a fascinating experience. Not only a film to watch, but definitely one to listen to, as the audio is almost as impressive as its pictures. Very often, the images are blurred in the beginning, but with the slightest movements of the camera, the picture does get clearer, more concrete, focused, but sometimes nothing happens at all, too. Nevertheless, the film feels very dynamic - it's a weird state of an inherent Bildspannung , a suspense (and tension that might rip apart) inside of the images themselves that keeps you totally immersed.  Static movement  of the camera might be the term of technique to describe the process of capturing those dreamlike images, which are almost incomprehensive at first, always hard to grasp. As there seems to be no plot, no dialogue, no actors, there are none of the usual narrative anchors that guide us through a film, or movie. O...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...