Anurag Kashyaps mit dem experimentellen Filmemachen spielender Film nach einer Story von Stephen King ("Quitters Inc.") und im hippen Geiste eines THE GAME von David Fincher folgt dem Protagonisten namens K, "just K" (John Abraham), auf einer Höllenfahrt in die Abgründe Kalkuttas bzw. seiner eigenen Seele - und das nur, weil er mit dem Rauchen aufhören soll. Die Gattin drängt ihn. Denn Rauchen tut er wie ein Schlot, hat sich schon einen Ersatzlungenflügel von seinem Bruder einfügen lassen müssen. Und dennoch raucht er nicht nur nach dem Sex, sondern auch vor demselben. Und bei einem reichen, gut aussehenden Schnösel wie K ist eigentlich immer "vor dem Sex". Dass der Film bald anfängt zu nerven, wenn er von Stilbruch zu Stilbruch springt, verwundert nicht: zu wenig zwingend wirkt das alles, zu wenig plausibel oder herausgearbeitet. Selbstverliebtes Filmemachen. Warum zum Beispiel immer wieder Szenen mit den Comic-Sprechblasen im Bild? Warum die schwarz-weiß-Szenen in Stummfilmästhetik, wenn er sich an die Jugend erinnert? Weil die Ereignisse in der Vergangenheit liegen? Also bitte.
Freilich, einzelne Sequenzen sind auch toll gelungen, besonders die in der Höllenküche des Baba Bangali (Patesh Rawal), oder wie auch immer der unterhemdgewandete Schlachtmeister heißt, der ihn mit seinen Erpressungen im Griff behält. Sollte er wieder eine rauchen, dann... verliert er einen Finger, wird der Bruder gefoltert, die Frau umgebracht. Jedesmal ein bisschen schlimmer, bis er halt das Rauchen sein lässt. Das soll auch ausdrücken, wie schlimm eine Sucht sein kann; NO SMOKING offenbart aber auch einen Regisseur, der so besessen von seinem eigenen Film ist, dass er einfach jeden Scheiß zu machen scheint, der ihm als Universalgenie in die Birne springt. Wie gesagt, das wirkt willkürlich, wenig zwingend, aus einem Gedankenspiel wird zwanghaft schräges Kino. Abgefedert wird das auch nicht gerade durch das immer wieder alles überstrahlende Selbstbewußtsein des Helden, der mit seinem guten Look, seinen gegelten Haaren und sauber rasiertem Sixpack über der Gürtellinie derart idiotisch und deplaziert wirkt, dass es dem Zuschauer sehr schwer fällt, auch nur etwas Empathie für ihn aufzubringen. Auch ein Bad in der Wanne eines Luxushotels (voller Rosenblätter) ändert daran nichts, ganz im Gegenteil; genausowenig, wenn der Adonis machomäßig im Sessel flackt, einen Whisky schlürft und wichtig telephoniert, während seine Sekretärin ihm die Fußnägel knippst. Das ist kein Witz.
Michael Schleeh
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