Direkt zum Hauptbereich

Omohide poro poro / Only Yesterday (Isao Takahata, Japan 1991)


Um es gleich vorweg zu sagen: GRAVE OF THE FIREFLIES-Regisseur Takahata weiß auch mit diesem Film zu begeistern.
Taeko, eine 27jährige Frau, hat ihren letzen Arbeitstag in einem Tokyoter Büro und macht sich auf den Weg zu ihren Verwandten auf's Land, um dort Urlaub zu machen und bei der Landwirtschaft zu helfen. Dort lernt sie den Freigeist Toshio kennen - sie verstehen sich gut, verbringen viel Zeit miteinander und insgeheim beginnt man zu hoffen, daß vielleicht sogar ein Pflänzchen der Liebe daraus erwachsen möge. Während der Fahrt erinnert sie sich an ihre eigene Kindheit, an ihr erstes schüchternes Verliebtsein, den strengen Vater, ihre Schwestern, ihre Schulfreundinnen und die schlechten Noten in Mathe.

Takahata gelingt es wieder einmal, eine sehr berührende Geschichte zu erzählen. Sein souveräner Umgang mit Kitsch, der stets als solcher ausgestellt wird und als Ausbruch der Euphorie und Energie eine Form findet, macht aus der sehr gefühligen Story ein mitreißend romantisches Unterfangen (wenn sich die junge Taeko in den Mitschüler verliebt und plötzlich durch die Lüfte davonschwebt und dann nachts ein Herz über dem Haus aufblinkt); dabei werden durchaus die Ghibli-üblichen gesellschaftskritischen Themen angesprochen: der Konflikt zwischen Stadt und Land/Natur, zwischen Wissenschaft und Religion, zwischen Kindern und Eltern, den Großeltern- der Generationenkonflikt. Die Themen werden aber nicht als unvereinbare Gegensätze gegeneinander ausgespielt, sondern wieder scheint eine Symbiose, ein Zusammenführen die Harmonie zwischen den Dingen herzustellen.

Und am Ende ist man eigentlich wieder einmal bereit, dem Film überallhin zu folgen, auch wenn da plötzlich ein Superheld auf dem Mount Everest auftauchen, oder die Familie Yamada durch's Bild marschieren würde. Da wird man noch zum Romantiker!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...