Der im Zweiten Weltkrieg traumatisierte Protagonist des Films (Raizo Ishikawa) hat im Nachrkiegsjapan beinah alle Perspektive verloren. So tut er das, was er gelernt hat: Töten. Er ist ein Auftragskiller, der sich eine bürgerliche Existenz (ein Lokal) nur zum Schein aufgebaut hat. Seine Spezialität neben der Kochkunst (auch hier sieht man nur, wie er mit dem Messer umgehen kann und Fische filetiert) ist die perfekte Ausführung unauffälliger Auftragsmorde. Immer wieder allerdings kommt ihm die eigene Moral dazwischen, etwa wenn er für die Yakuza tätig sein soll. Er hat sich also ein großes Maß an Freiheit bewahrt: diejenige, "nein" zu sagen.
Kazuo Moris Film ist in seiner Hardboiled - Ausrichtung dabei eher am Pulproman und dem amerikanischen Film Noir orientiert, denn ganz generell durchweht den Film eine allen Dingen inhärente Traurigkeit und melancholische Grunddisposition, als dass er sich wie die wilden Hunde der Filme Fukasakus, oder wie die grellen Overdrive-Filme Suzukis gebärden würde. Ichikawa, der Melancholiker unter den japanischen Bösewichtern und Gebeutelten ist hier natürlich erstklassig besetzt: ein sympathischer, durchaus höflicher und zurückhaltender Mensch, der sich nicht in die Karten schauen lässt und eben klassisch im entscheidenden Moment mit kalter und präziser Hand seinen Job erledigt.
In Haruki Murakamis Roman 1Q84 übrigens tötet die Heldin Aomame ihre Opfer mit einer Nadel, die sie den Opfern in die Halswirbelsäule sticht (etwas merkwürdig mit dem Wort "Eispick" übersetzt). Raizo Ichikawa wendet diese Methode ebenfalls gelegentlich an. Man darf also spekulieren, woher Murakami seine Inspiration hatte.
Das Leben des Killers ist also bestens organisiert - bis er in einem Imbiss einer bankrotten Göre (Yumiko Nogawa) eine Nudelsuppe spendiert, die sich darauf und angesichts eines gut gefüllten Portemonnaies direkt an seinen Arm hängt und sich deutlich als Prostiuierte zu erkennen gibt. Ihre Dienste nimmt er freilich nicht in Anspruch, doch lässt sie sich auch nicht mehr abwimmeln. So drängt sie sich als die neue Bedienung in sein Lokal, vergrätzt mit einigen dreisten Lügen die Kollegin, die heimlich in den Patron verliebt war, und bedeutet also vor allem: Trouble. In ihrer leicht hysterischen Art erinnert sie an einige Frauenfiguren aus den frühen Wirtschaftsthrillern Yasuzo Masumuras, der für A CERTAIN KILLER übrigens auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Göre schmiedet insgeheim einen heimlichen Plan, ihrem Arbeitgeber, den sie mit einem aufstrebenden aber skrupellosen Yakuza hintergeht, eine große Summe Bargelds abzunehmen.
Der Film kann also nicht nur Dank seines Plots, seiner Genreverortung und seines impliziten gesellschaftlichen Kritikpotentials überzeugen, sondern auch durch die famosen Darsteller und die tollen Bilder. Hier gibt es sehr viele schöne Kompositionen, Großaufnahmen, Schattenspiele, Stilisierungen und Landschaften. Die Bilder allerdings zeigen kein idyllisches Japan - hier befinden wir uns in halb verfallenen Häusern im Hafen, man liegt auf angeschimmelten Tatamis in einem baufälligen Haus, in der Ferne werden Container verladen und Krähen jagen durch das Bild. Industriebrache, verdorrtes Gras unter den Sohlen. Und dann der Moment, in dem Raizo Ishikawa erkennt, dass er betrogen wurde.