Obwohl Kurosawas zweiter Spielfilm ein semi-dokumentarischer Propagandafilm ist, der zu Hochzeiten des Zweiten Weltkriegs strengen Zensurvorlagen unterlag und vor allem zur Stärkung der Kriegsmoral dienen sollte, ist ihm dennoch das Kunststück gelungen, ein in Ansätzen charakterorientiertes Drama zu inszenieren. Der „westlichste japanische Regisseuer“ suchte auch in diesem Film, der in größerem Rahmen sicherlich auf die Stärke des Gruppenzusammenhalts abzielt, durch Heraushebungen einzelner Figurenschicksale einige der Charaktere mit Leben zu füllen und eine allzu offensichtliche Instrumentalisierung der Individuen zu umgehen.
Der Inhalt des Filmes ist schnell zusammengefasst: eine Gruppe von Arbeiterinnen in einer Fabrik für optische Präzisionslinsen, die in Kriegsgerät eingebaut werden, geraten unter Druck, als sie sich selbst ein unnötig hohes Ziel zur Erlangung der Produktionsquote stecken; eines, das kaum zu schaffen ist. Selbst die Fabrikleitung – unter ihnen Takashi Shimura – ist um die Gesundheit der Frauen besorgt; denn diese arbeiten in patriotischem Geiste bis zur völligen Erschöpfung an der Erfüllung des Plans und ignorieren krankheitsbedingte Alarmsignale ebenso wie familiär-persönliche Schicksalsschläge – alles im Dienste für's Vaterland.
Kaum zu ertragen, könnte man meinen. Und tatsächlich ist dieser Film nur vor der Folie des gesellschaftspolitischen Hintergrundes ansehbar. Hat man diese Prämissen aber akzeptiert wird der Blick frei (abseits des Marschier-Trainings und der ständigen Volkslieder, die die Niederschlagung mongolischer Barbarentruppen zum Thema haben) für die eben oben genannte individuelle Dramen der Damen, sowie Kurosawas formale Finesse. Die Mixtur aus Zitaten des Dokumentarfilms in Verbindung mit Spielfilmelementen bewirkt eine Spannung zwischen Allgemeinheit und Individuum, Gruppe und einzelnem Charakter. Verstärkt wird dies durch die Abbildung der Arbeitsplätze und Maschinenräume der Fabrik, die dem Film immer wieder eine quasi-objektive Nüchternheit verleihen. Besonders stark wirken da gegengeschnittene Bilder der euphorischen jungen Frauen etwa in dem famos montierten Volleyballspiel, das meiner Meinung nach zu einer der schönsten Stellen der Filmgeschichte zählt, was Dynamik, Tempo, Einstellungswechsel und Rhythmik angeht. Da verbindet sich das zeithistorische Dokument auf's Schönste mit der Expertise des Spielfilmregisseurs.
Der Film, den Kurosawa in seiner Autobiographie So etwas wie eine Autobiographie als seinen Lieblingsfilm herausstellt, hat ihm auch persönliches Glück gebracht. In seiner Hauptdarstellerin, mit der er anscheinend viele Kämpfe auszufechten hatte, fand er seine zukünftige Ehefrau. Die anderen Darstellerinnen aber gaben nach den anstrengenden Dreharbeiten zu THE MOST BEAUTIFUL ihren Beruf auf und drehten nie wieder einen Film.