Der ehemalige Cop und jetzige Zuhälter Joong-ho (Kim Yun-seok) vermisst nun schon seine dritte Vergnügungsdame und vermutet, daß ein skrupelloser Unbekannter die Frauen entführt und weiterverkauft hat. Die Spur führt in einen dunklen Vorort, in dem fast immer Nacht ist, und bald stellt sich heraus, daß der Täter ein lang gesuchter Serienkiller ist. In einer rasanten Verfolgungsjagd wird dieser dann auch dingfest gemacht, doch reichen die Beweise nicht aus, ihn länger festzuhalten. Während Joong-hos Kollegen halbherzig herumforschen und in den Verschränkungen der korrupten Seilschaften des Polizeiapparats aufgerieben werden, ist Joong-ho bereit, zu allen Mitteln zu greifen, um Young-mins Schuld zu beweisen.
Dieser Cop auf Abwegen-Thriller leidet an einem allzu schlingernden Plot, an seinen Nebenerzählfäden, die den Film unnötig aufblasen - und also schließlich an seiner zu langen Lauflänge von knapp über zwei Stunden. Eingedampft auf 90 Minuten wäre THE CHASER eine atemlose straighte Daumenschraube geworden, die einen nicht mehr aus dem Griff gelassen hätte. Dennoch hat der Film einige Meriten: die Schauspieler überzeugen, eine leichte Ironie durchweht einige relaxtere Szenen und vor allem: die dunklen und unübersichtlichen Verfolgungsszenen bei Nacht in den engen Vorortgassen sind äußerst gelungen. Da erreicht der Film sein größtes Spannungspotential und findet zudem die interessantesten Bilder. Auch eine immer wieder überraschende Kameraführung weiß zu gefallen, sowie die Diskrepanzen in der Bild/Ton-Regie – etwa wenn Joong-ho mit dem jungen Mädchen im Wagen sitzt, und diese realisiert, daß ihre Mutter tot sein muss und herzergreifend zu weinen beginnt. Da sieht man den beleuchteten Innenraum des Wagens, das Leid und den Schmerz, und hört aber nur das Plätschern des Regens und wie er auf das Autodach trommelt. Auf diese Weise gelingt es mehrfach Kitschfallen nicht nur zu vermeiden, sondern im Gegenteil: mit solcherart kreativen Brechungen werden Szenen aufgewertet.
So bekommt man mit THE CHASER einen zwar etwas zu langen und im dritten Viertel ermüdenden Thriller geboten (die Irrungen und Wirrungen des Polizeiapparats, die Psychologisierungen der Killerfigur), der aber ästhetisch durchaus interessant gestaltet ist und auch den Strukturfreaks genügend Futter bietet, den metaphorischen und wortwörtlichen Verirrungen einer fragmentierten Biographie in der Eskalation eines Kriminalfalles nachzuspüren und diese Metastrukturen auf das narrative Gerüst und die Settings des Films zu applizieren.