In Brillante Mendozas diesjährigem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag wird eine Gruppe Touristen auf den Philippinen von der islamistischen Terrororganisation Abu Sajaf entführt und monatelang in einer Odyssee durch den Dschungel getrieben. Ihr Ziel ist es freilich, Lösegeld zu erpressen - was sich im Falle einiger Geiseln als schwierig erweist, etwa wenn kein privates Vermögen zur Verfügung steht. Denn die Regierungen der jeweiligen Länder der Entführten tun wenig bis nichts und verschanzen sich hinter ihrer problematischen Position, mit Terroristen nicht zu verhandeln. Insbesondere eine Entwicklungshelferin ist davon betroffen (Isabelle Huppert), die so auf keinerlei Freilassung hoffen kann. Mendoza spielt u.a. verschiedene Formen des Stockholm-Syndroms durch, um die komplexen emotionalen Verästelungen innerhalb der Gruppe darzustellen; wodurch es schließlich zu der absurden Situation kommt, in der ein endlich freigelassenes Opfer nicht gehen will, da es sich in einen Entführer verliebt hat. Aber auch die philippinische Regierung und das Militär kommen nicht gut weg: kopflose Befreiungsaktionen arten in wilde Schießereien aus, und es scheint völlig egal zu sein, wenn auch die Geiseln getroffen werden. Dass die Entführer auch die Geiseln töten könnten, scheint ihnen nicht in den Sinn zu kommen. Es geht vor allem offenkundig darum, das Problem aus der Welt zu schaffen, egal mit welchen Mitteln. Und dies sind dann auch die stärksten Szenen im Film: wie urplötzlich die Gewalt von außen über die Gruppe hereinbricht und zum totalen Terror wird, zu grauenhafter Todesangst führt (brillant gespielt von Huppert). Also über eine Gemeinschat von Leuten, die sich die ganze Zeit darum bemüht, Kontrolle zurück zu bekommen und mit der Situation zurecht zu kommen. Die froh ist um jeden Moment des Friedens. Dieser wird auch einmal gegönnt, als man für einen Tag Unterschlupf in einer Schule findet und in Verhaltensmuster der Menschlichkeit zurückfindet. Die Überlänge des Films macht die Ausweglosigkeit bisweilen auch für den Zuschauer spürbar, und die Huppert dominiert etwas zu sehr den Film (und ist ein deutlicher Verweis darauf, wie der hauptsächlich festivalfinanzierte Film kalkuliert ist). CAPTIVE ist ein sehenswerter, aber nicht herausragender Film.
In Brillante Mendozas diesjährigem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag wird eine Gruppe Touristen auf den Philippinen von der islamistischen Terrororganisation Abu Sajaf entführt und monatelang in einer Odyssee durch den Dschungel getrieben. Ihr Ziel ist es freilich, Lösegeld zu erpressen - was sich im Falle einiger Geiseln als schwierig erweist, etwa wenn kein privates Vermögen zur Verfügung steht. Denn die Regierungen der jeweiligen Länder der Entführten tun wenig bis nichts und verschanzen sich hinter ihrer problematischen Position, mit Terroristen nicht zu verhandeln. Insbesondere eine Entwicklungshelferin ist davon betroffen (Isabelle Huppert), die so auf keinerlei Freilassung hoffen kann. Mendoza spielt u.a. verschiedene Formen des Stockholm-Syndroms durch, um die komplexen emotionalen Verästelungen innerhalb der Gruppe darzustellen; wodurch es schließlich zu der absurden Situation kommt, in der ein endlich freigelassenes Opfer nicht gehen will, da es sich in einen Entführer verliebt hat. Aber auch die philippinische Regierung und das Militär kommen nicht gut weg: kopflose Befreiungsaktionen arten in wilde Schießereien aus, und es scheint völlig egal zu sein, wenn auch die Geiseln getroffen werden. Dass die Entführer auch die Geiseln töten könnten, scheint ihnen nicht in den Sinn zu kommen. Es geht vor allem offenkundig darum, das Problem aus der Welt zu schaffen, egal mit welchen Mitteln. Und dies sind dann auch die stärksten Szenen im Film: wie urplötzlich die Gewalt von außen über die Gruppe hereinbricht und zum totalen Terror wird, zu grauenhafter Todesangst führt (brillant gespielt von Huppert). Also über eine Gemeinschat von Leuten, die sich die ganze Zeit darum bemüht, Kontrolle zurück zu bekommen und mit der Situation zurecht zu kommen. Die froh ist um jeden Moment des Friedens. Dieser wird auch einmal gegönnt, als man für einen Tag Unterschlupf in einer Schule findet und in Verhaltensmuster der Menschlichkeit zurückfindet. Die Überlänge des Films macht die Ausweglosigkeit bisweilen auch für den Zuschauer spürbar, und die Huppert dominiert etwas zu sehr den Film (und ist ein deutlicher Verweis darauf, wie der hauptsächlich festivalfinanzierte Film kalkuliert ist). CAPTIVE ist ein sehenswerter, aber nicht herausragender Film.