Als die schöne Rika (Reiko Oshida) endlich aus dem berüchtigten Frauengefängnis Akagi Girl's School herauskommt, findet sie recht schnell Unterschlupf in einer Bar als Animierdame. Dort trifft sie erfreulicherweise auf alte Zellengenossinen, und auch ihre Chefin, genannt Madam, ist eine Akagi-Veteranin. Ein wenig Unterstützung kann man in Tokyos Rotlichtviertel aber auch brauchen - die Reviere sind streng aufgeteilt und immer wieder rauschen die verschiedenen Gruppierungen ineinander. Als da wären Huren, Junkies, Hippies, Männer auf der Suche nach Druckablaß, verschiedene Yakuza-Banden und: ruppige Girl-Gangs. Auch Rika ist nun in einer solchen, und bald nimmt sie eine Führungsposition ein, da sie nicht nur charismatisch, sondern auch eine exzellenete Straßenkämpferin ist. Zwei Ereignisse bedrohen allerdings die Sicherheit der Bande: eine heroinabhängige und deswegen notorisch in Geldnot sich befindende Schwester einer der Frauen bringt die fürsorgenden Mädels regelmäßig in Schwierigkeiten, sowie die drohende Übernahme des Gebäudes in dem sich deren Haupteinnahmequelle, ein Nachtclub, befindet, und das durch die verfeindete, schmierige Ohba-Bande.
Der erste Teil der Girl Boss - Reihe überzeugt vor allem wegen seiner Schauwerte, und auch wenn er gemeinhin als eher schwacher Beitrag im Pinky Violence - Genre bezeichnet wird, so kann ich das nur in Ansätzen nachvollziehen. Wir haben es hier mit zwei ausgenommen sympathischen Hauptdarstellerinnen zu tun, mit formidablen Kämpfen, skurrilem Humor, mit einer irre überzeichneten, ausgesucht häßlichen Männerwelt, die beinahe ausnahmslos aus widerlichen Hackfressen besteht, und mit toller Musik und schönen Bildkompositionen (Hanjiro Nakazawa, der als Kameramann für seine Arbeiten u.a. bei Kinji Fukasaku bekannt ist). Außerdem natürlich Style ohne Ende, verrückte Kamerapositionen, freeze frames, Farbenexplosionen, Nachtschatten und Neonlicht. Allenfalls der Plot könnte manchmal mehr Zugkraft vertragen: der Teil vor dem großen Schlußkampf hängt leider etwas durch. Möglicherweise ist das Yamaguchis Unerfahrenheit anzulasten, der hier sein Debut inszeniert und der auch das Drehbuch schrieb.
Dass die schlimmen Mädels natürlich eigentlich alle ein Herz aus Gold haben, versteht sich. So geht Rika sogar soweit, sich selbst dem widerlichen Yakuzaboss anzubieten, um die noch fehlenden 500.000 Yen aufzutreiben, die die Bande als Lösegeld für das gefangengehaltene Heroinluder benötigt. In einer großen Szene gesteht sie Madam reumütig ihre Tat, die darauf stinksauer aber mitfühlend reagiert: man dürfe seine Weiblichkeit zwar zum Kampfe einsetzten - die Reinheit des Körpers soll aber erhalten bleiben. Denn die Welt der Männer ist eine schmutzige. Die der Mädchenbanden hingegen eine höherstehende, sakrosankte, und der Kampf auf der Straße ist vor allem immer einer gegen die unterdrückende Herrschaft des Mannes, gegen den Mißbrauch. Solchen genrebedingten Zuspitzungen und Simplifizierungen, die zu ganz naiven Wahrheiten führen, denen kann man als Genrefreund natürlich nichts anderes als Sympathie entgegen bringen. Da muß man dann auch geflissentlich darüber hinwegsehen, dass im Finalkampf Umekos ehemaliger Liebhaber auftritt um die Mädchengang gegen Ohbas Yakuzabande mit seinem Schwert tatkräftig zu unterstützen. Und dass er am Ende sogar ganz heroisch sein Leben für sie läßt.