Faisi (auch Faisal, gespielt von Dulquer Salmaan) geht nach Lausanne um Hotelmanagement zu studieren. Sein Vater Razaq (Siddique) hat große Pläne: nach der Rückkehr des Sohnes will er in seiner Heimatstadt Kozhikode ein 5 Sterne-Hotel eröffnen (das ist im Bundesstaat Kerala an der Südwestküste Indiens). Doch daraus wird nichts: denn stattdessen hat Faisi eine Ausbildung zum Koch gemacht und plant, mit seiner Freundin nach London zu ziehen um dort in einem Erste Klasse-Restaurant als Chef de Cuisine zu arbeiten. Razaq ist stinksauer und nimmt ihm den Pass weg, worauf Faisal bei seinem Großvater Unterschlupf findet, der das Ustad Hotel führt; ein etwas trashiges, aber dafür für seine Speise Biryani legendäres Etablissement am Strand. Dort findet er schnell Anschluß in der regelmäßig sich versammelnden Gemeinschaft und lernt auch die schöne Shahana (Nithya Menon) kennen, die ihm gehörig den Kopf verdreht.
Und der Film erzählt dann hauptsächlich von der Reifung seines Protagonisten, der in verschiedenen Episoden zum erwachsenen Manne heranwächst, der schließlich seinen Platz im Leben findet - mitsamt der Frau dazu, natürlich. Der Film ist ausserordentlich souverän ausgeführt, sehr angenehmer Rhythmus, beinahe etwas zu gemächlich manchmal. Die Filmmusik, völlig unterstützend, weiß sehr zu gefallen, ist abwechslungsreich, vom Metal-Stück über Folklore bis hin zum unvermeidlichen Jodler (in der Schweiz) ist alles und für jeden Geschmack etwas dabei. Doch nun im Ernst: die Musik ist wirklich sehr abwechslungsreich, und damit meine ich nicht nur die Song and Dance-Szenen, sondern die Filmmusik generell. Sie hilft über so manche Länge - vor allem nach der Intermission - des 150minütigen Films hinweg. Dass der Film in einer muslimischen Gemeinde (nicht nur) spielt, ist eine weitere interessante Besonderheit (für meine Sehgewohnheiten). Hier bekommt man etwa zu sehen, wie ein Tschador angelegt wird (für mich neu) und das mit viel Gelächter und erotischem Esprit! Kurz nachdem das Paar, Faisi und Shahana, beim Trampen in eine brenzlige Situation geraten waren, die auch hätte übel ausgehen können.
USTAD HOTEL gilt als der beste und erfolgreichste Malayalam Film 2012, die indischen Webseiten sind voll des Lobes. An den Erfolg knüpft sich der Aufstieg eines neuen Stars am Himmel von Kerala, der hier in seinem zweiten Film auftritt: Dulquer Salman. Sein Debut lieferte er in Srinath Rajendrans SECOND SHOW (2012) ab, der ebenfalls sehr gut in der Kritik wegkommt. Salma(a)n hatte gute Startchancen, sein Vater ist der Schauspieler Mammootty, eine Ikone im Business, dessen Aktivitäten weit über seine Schauspielerei hinausgehen. Man kann sich in USTAD HOTEL jedenfalls wunderbar niederlassen, sich unterhalten lassen, sich am Ende, bei einer rührenden Szene der Nächstenliebe, zu einer Träne hinreißen lassen. Eine Szene allerdings (in der Faizi seine soziale Verantwortung gegenüber den Armen und Hungernden begreift), die in ihrer manipulativen Funktionalität und Schlichtheit ziemlich daneben ist - im Sinne einer humanistischen Naivität, die den guten Geschmack vermissen lässt, den der Film ansonsten auszeichnet. Und es läßt sich auch nicht wegreden, dass sich - für das westliche Auge - eine ganze Reihe (zu) forcierter Aspekte des Kommerzfilms im Film finden lassen. Gleichwohl steht einiges auf der Habenseite: wie erwähnt, das Erzähltempo, die durchweg sympathischen Figuren und Darsteller, der plausible Generationenkonflikt, die bisweilen schöne Kamera und letztlich der doch recht hohe Unterhaltungswert. Die Filmkunst wird USTAD HOTEL sicherlich nicht unbedingt revolutionieren, dem Zuschauer einen schönen Abend bescheren aber vielleicht doch.
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