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Es werden Posts vom Juli, 2013 angezeigt.

Last Words / Koi suru nichiyobi watashi. Koishita (Ryuichi Hiroki, Japan 2007)

Ein Film voller wunderbarer Szenen. Kurz vor der Hälfte hatte ich die erste Sichtung (vor Überwältigung) abbrechen müssen, um ihn mir ein paar Tage später nochmals von vorne anzusehen. Dazwischen hatte er mich die ganze Zeit begleitet. Dabei ist der Plot eher melodramatisch, eher ein wenig zuviel, als dem Film gut tut. Ein junge Frau aus Tokyo (Mari Horikita) kehrt in ihren Heimatort am Meer zurück, da sie sich von ihm verabschieden möchte. Sie hat eine Krebsdiagnose bekommen, ihr bleiben noch drei Monate zu leben. Zuhause angekommen, trifft sie auf einen Jugendfreund (Shunsuke Kubozuka), der sie für ein paar Tage gerne bei sich aufnimmt. Dass die beiden noch unausgesprochene Baustellen aus der Vergangenheit haben, ist offensichtlich - doch der Umgang miteinander ist sehr freundlich und zurückhaltend (zunächst). Da begleitet Nagisa einmal Satoshi auf seiner Rundtour mit dem Altmüllwagen (er schlägt sich als Trödler durch), auf der sie entdeckt, dass er ein Verhältnis mit einer ver

Coal Money / L'argent du Charbon / Tong dao (Wang Bing, Frankreich 2008)

Im Norden Chinas erstrecken sich die weiten Einöden der Inneren Mongolei, die als autonomes Verwaltungsgebiet und von den Mongolen aus gesehen politisch korrekt eigentlich Südliche (vs. Nördliche) Mongolei genannt werden müsste (denn ansonsten bestätigt man die ethnozentrische Position der Chinesen), eine Gegend, die über große, dabei schwer zugängliche, tief in den Erdschichten verborgene natürliche Ressourcen verfügt: Kohle, Kupfer, Öl. Wang Bings knapp einstündiger Dokumentarfilm begleitet chinesische Lastwagenfahrer, die ihr Auskommen mit dem Weiterverkauf von Kohle erwirtschaften, und die ihre Ware im Umland an Zwischenhändler weiter verschachern. Ein wahrlich dreckiges Geschäft, da jeder jeden über den Tisch zu ziehen versucht, um einen möglichst guten Schnitt zu machen. Und offenkundig leben trotzdem alle am Existenzminimum. Die LKW-Fahrer arbeiten ohne Unterlass, schlafen in den Kabinen, sehen entsprechend verwildert aus. Auf den Fernstraßen brettert ständig der Schwerlast

Serial Rapist / Jûsan-nin renzoku bôkôma (Kôji Wakamatsu, Japan 1978)

Ich habe ja nun mittlerweile schon einige Filme von Wakamatsu gesehen, 15 um genau zu sein, aber SERIAL RAPIST nimmt eine Sonderstellung ein. Dieser auf körnigem 16mm und in Farbe gedrehte Nihilismus (als ob er sich lustig machen wollte über den "Unterhaltungswert" des Mediums) ist ein äußerst unlustiger Ausbund an grimmiger Tristesse. SERIAL RAPIST macht überhaupt keinen Spaß, unterhält nicht, und es stellt sich wirklich einmal die Frage, warum man sich diesen Film anschauen sollte. Nun, ganz einfach: weil er zum einen interessant gemacht, und zum anderen so ungewöhnlich ist, dass nicht wenige in ihm ein Meisterwerk sehen. Ein dicklicher Latzhosenmann überfällt und vergewaltigt aus reinem Impuls heraus wahllos Frauen, die ihm als Streuner und Tagedieb auf seinen Wegen durch die Vororte Tokyos begegnen. Er haust in einem heruntergekommenen Schuppen in der Nähe des Flugplatzes und hat Ausblick auf den im trüben Dunst hervorlukenden Containerhafen und auf die öden Brachlan

Dutta Vs. Dutta (Anjan Dutt, Indien 2012)

Wie schreibt man einen Text über diesen Film, wenn man noch nie in seinem Leben in Kalkutta war? Und der Film, wie man allerorten liest, besonders dafür gelobt wird, wie er das Kalkutta der 70er Jahre besonders liebevoll und detailgetreu wiederaufleben lässt? Ich bin 1971 geboren - wie sollte ich einen Bezug zu dieser fernen Zeit, zu diesem fernen Land und zu dieser unbekannten Stadt haben oder bekommen? Und es geht doch. Denn der Film geht ganz ähnlich vor wie Amitav Ghosh in seinem großen Roman The Shadow Lines , über die Erinnerung der Erzählerfigur an seine Jugend. Der Film als Rückblick, in dem die Hauptfigur, der zugleich auch der Voice-over-Erzähler ist, auf seine eigene Kindheit und Jugend wie auf eine vergangene Zeit, zurückschaut. Und auf eine Jugend können wir alle zurückschauen. Das Schöne: auch ohne melancholischen Revisionismus. DUTTA VS DUTTA beginnt dabei wie ein Film Robert Altmans (um, hoffentlich verzeihlicherweise und als Referenz gemeint, mit einer west

Nayak / The Hero / নাযক / Der Held (Satyajit Ray, Indien 1966)

Ein erfolgreicher und noch unverheirateter Schauspieler und Lebemann, über dem das Damoklesschwert des Karriereknicks schwebt, nimmt ausnahmsweise den Zug nach Delhi, wo er einen Preis empfangen soll - die Flüge waren alle ausgebucht. Dort im Zug, auf diesem beengten Raum, wo beinah auch der ganze Filme spielt, macht er die Bekanntschaft verschiedener Leute, die ihn freilich alle erkennen, aber nicht alle sind ihm positiv gesonnen. Sein Name wird mit einem Skandal in Verbindung gebracht: mit einer Schlägerei am Vorabend, wo es um eine Liebessache gegangen sein soll. Eine Zeitung berichtete am Morgen in einem Artikel. Außerdem geht das Gerücht um, dass sein neuster Film ein Flop sein soll. Um die Situation noch etwas zu verschärfen, macht er die Bekanntschaft einer aufgeweckten, selbstbewußten Journalistin namens Aditi Sengupta (Sharmila Tagore), die ihn gerne für ihre Liebhaber-Kulturzeitschrift interviewen möchte. Sie aber will ein "richtiges" Interview mit dem Star, ein

Shootout at Lokhandwala (Apoorva Lakhia, Indien 2007)

 SHOOTOUT AT LOKHANDWALA ist ein Hindi-Polizeithriller, der auf den Ereignissen von 1991 um ein großes Gefecht zwischen einer Gruppe rücksichtsloser Gangster um den Bandenchef Maya Dolas und einer Polizei-Spezialeinheit basiert. Handlungsort ist der Lokhandwala Appartment Complex in Mumbai, die Geschichte ist "based on real rumours" (!), wie uns eine Schrifttafel am Beginn informiert. Der Film war wohl ein veritabler Hit in Mumbai, bekam ansonsten aber eher durchwachsene, teils schlechte Kritiken. Auch politisch brisant ist er, da einerseits mehrfach Sikhs als rücksichtslose Gangster/Terroristen gezeigt werden und andererseits ein superhartes Durchgreifen einer Polizeieinheit abgefeiert wird, der ATS, der "Anti-Terrorist Group", die von Hardliner Shamsher Khan geleitet wird (gespielt von Sanjay Dutt). Der Film wird als Flashback erzählt, kurz vor einer Gerichtsverhandlung, die eben über die Verhältnismäßigkeit der Mittel im Polizeieinsatz entscheiden soll. Das P