SHOOTOUT AT LOKHANDWALA ist ein Hindi-Polizeithriller, der auf den Ereignissen von 1991 um ein großes Gefecht zwischen einer Gruppe rücksichtsloser Gangster um den Bandenchef Maya Dolas und einer Polizei-Spezialeinheit basiert. Handlungsort ist der Lokhandwala Appartment Complex in Mumbai, die Geschichte ist "based on real rumours" (!), wie uns eine Schrifttafel am Beginn informiert. Der Film war wohl ein veritabler Hit in Mumbai, bekam ansonsten aber eher durchwachsene, teils schlechte Kritiken. Auch politisch brisant ist er, da einerseits mehrfach Sikhs als rücksichtslose Gangster/Terroristen gezeigt werden und andererseits ein superhartes Durchgreifen einer Polizeieinheit abgefeiert wird, der ATS, der "Anti-Terrorist Group", die von Hardliner Shamsher Khan geleitet wird (gespielt von Sanjay Dutt). Der Film wird als Flashback erzählt, kurz vor einer Gerichtsverhandlung, die eben über die Verhältnismäßigkeit der Mittel im Polizeieinsatz entscheiden soll. Das Problem: ein enorm hoher Bodycount.
Amitabh Bachchan spielt den Anwalt Dhingra, der zunächst sehr hart mit den Polizisten ins Gericht geht (neben Dutt sind da noch seine beiden Assistenten Sunil Shetty und Arbaaz Khan), dann aber am Ende umschwenkt und den Ermittlern beipflichtet, trotz der Härte nur angemessen reagiert zu haben. Extrem reißerisch ist dann das Ende, wo alle in Zeitlupe und mit gereckter Brust die Freitreppe herabschreiten, zu natürlich wieder spektakulärer Musik. Überhaupt die Musik: die ganze Zeit enormes Geballer mit stampfenden Bässen und Bedrohungsszenario im Ohr, die drei Song&Dance-Szenen sind völlig deplatziert, unnütz und dabei noch unschön gemacht. Schon allein deshalb, da hier die Tänzerin nur als Dekoration funktioniert und innerhalb der Geschichte selbst überhaupt keine Funktion hat. Ebenso die Herren: da es keine wirkliche Sympathiefigur gibt, wirken die Tanznummern völlig selbstzweckhaft und schlicht: fehl am Platz.
Ansonsten ist der Film stilistisch in einem knalligen Naturalismus gehalten, mit den üblichen Color-Grading-Spielchen Richtung monochromer Reduktion, mit schnellen Schnitten, Wackelkamera und Zeitlupen. Die Action findet komplett im Flashback statt, sodaß eine Verfremdung, oder besser: Überformung durchaus adequat ist. Es finden sich einige sehr gewalttätige Stellen, Knieschüsse, Schlägereien, Exekutionen. Dann auch einmal nervigerweise ein AMERICAN HISTORY X-Zitat. Mir selbst hat der Film überhaupt nichts gegeben, und ganz am Ende wird mühsam Sympathie erzwungen, wenn die Schurken noch mit dem Handy zuhause anrufen und sich ein letztes Mal unter Tränen mit ihren Angehörigen verständigen - denn der Tod ist ihnen gewiss. So einen Quark habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Die zwei Stunden Laufzeit empfand ich trotz des großen Boheis als sehr lange und schleppend. SHOOTOUT AT LOKHANDWALA ist ein überflüssiger, in seiner politischen Ausrichtung sogar ärgerlicher und tendenziell rassistischer Film.
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