Bei groß inszenierten Seeschlachten im asiatischen Raum dürfte einem recht schnell der tolle Red Cliff von John Woo (2008) in den Sinn kommen - ob Roaring Currents nun wirklich besser ist, wage ich nicht zu beurteilen. Er ist jedenfalls sehr überzeugend und macht eine Menge Spaß. Choi Min-sik als Aushängeschild spielt zudem ähnlich souverän, dabei natürlich nicht ganz so facettenreich wie zuletzt in New World oder im großartigen Nameless Gangster, die Hauptrolle als einen weithin gefürchteten, dabei eigensinnigen und schwer zu bändigenden Admiral. Ehrfürchtig wird sein Name geflüstert, und das sogar von seinen Gegnern, den Japanern; die zu Mittelalterzeiten Korea belagerten und nun im Oktober 1597 zum entscheidenden Schlag ausholen wollen. Angeheuert hat man noch einen bösartig dreinblickenden Piratenkapitän mit schwarzer Maske (irgendwo furchteinflößend zwischen Ran und Onibaba), der die Feldherren wie Bettnässer aussehen lässt. Der Haken an der Sache: Yi Sun-sin (Choi) stehen nur noch die Überreste der koreanischen Flotte zur Verfügung, ganze 12 Schlachtschiffe. Den Japanern, die sogar schon einen Stützpunkt an der koreanischen Küste haben, dagegen 200. Da kommt dem furchtlosen Admiral die Idee, sich die verwirrende Strömung in der Inselpassage zu Nutze zu machen - bei Ebbe und Flut entstehen starke Sogwirkungen und ein Strudel, der mächtiger ist als jedes Schlachtschiff.
Am Ende wird Yi Sun-sin die japanische Flotte besiegt haben und bis heute ist diese historische Figur ein koreanischer Nationalheld. Dass man also in diesem Film durch so einige Mobilmachungsreden inklusive Beschwörungen des Nationalstolzes hindurch muss, dürfte klar sein. Wie auch durch eine etwas überlange Exposition, die die historische Ausgangslage für die Schlacht herleitet. Übertrieben viel Zeit wird jedoch nicht gerade auf die Figuren verschwendet - man konzentriert sich auf den General und auf zwei, drei Nebenfiguren. Der Rest sind mehr oder weniger Statisten. Und auch die Seiten von "gut" und "böse" sind recht eindeutig geklärt - die Sympathien liegen bei den Koreanern, die gravierend in Unterzahl sind und gegen die japanischen Invasoren für die gute Sache kämpfen. Dennoch ist der Admiral keine reine Lichtgestalt: er führt eisern Regie, und in einer bemerkenswerten Szene, in der er Gnade walten lassen könnte, haut er kurzentschlossen einem Deserteur den Kopf von den Schultern. Aber worum es hier wirklich geht, ist die Seeschlacht. Und die ist dermaßen toll inszeniert (die gesamte zweite Stunde des Films), dass sie den Zuschauer schwer beeindruckt zurücklässt. Wie hier die Schiffe ineinander krachen und die Kanonen donnern (diese unfassbare Tonspur!), das ist schon sehr erlebenswert und selbst wenn man mittlerweile keine Lust mehr haben sollte auf großangelegte, koreanische Historienepen: Roaring Currents sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man professionelles Popcorn-Monumentalkino genießen möchte. Ein beeindruckender, spektakulärer Blockbuster.
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