Hier treffen zwei große Helden des Actionkinos aufeinander: Tony Jaa und Dolph Lundgren. Und genauso verführerisch wie sich das anhört, sieht es auch aus: ein südostasiatischer Kampfsportfilm im Gewand eines US-Crimethrillers im DTV-Format. Der jüngst durch SONS OF ANARCHY reanimierte Ron Perlman darf erneut den Bandenchef mimen, der als serbischer Menschenhändler Dragovic einen dicken Reibach macht mit der Verschiffung blutjunger Thailänderinnen, die fortan ihr Dasein als Prostituierte in einem weltweiten Bordellnetz fristen müssen. Die vom Balkan seien besonders schlimm, heißt es da einmal rassistisch im Film, die würden sich an gar nichts halten, schon gar nicht an Regeln oder sowas wie eine Ganovenehre. Nix Verhaltenskodex und Bushido, Knete zählt. Jedenfalls, nach einem Einsatz gerät Polizist Nick Cassidy (Dolph Lundgren) vor die Panzerfaust des sich rächenden Syndikats und sein ganzes Haus fliegt in die Luft - mitsamt Frau und Kind. Da sich der Mafiaboss aber nach Thailand absetzen kann, folgt ihm Cassidy um Blutrache zu nehmen für den Mord an dem, was ihm besonders lieb war: seiner amerikanischen Familie. In Bangkok gerät er an seinen zukünftigen Partner Tony Vitayakul (Tony Jaa), der sich vor allem durch seinen bedingungslosen Körpereinsatz bei der Verbrecherjagd auszeichnet. Toll, wie es da einmal bei einer Verfolgungsjagd mitten durch einen Markt in Bangkok geht, Lundgren auf dem Motorrad und Jaa ihn auf den Dächern der Wellblechhütten verfolgend.
Das ist zwar nicht oberste Spitzenklasse, aber dafür erfreulich solide inszeniert und mit deutlich mehr Budget gedreht, als man gehofft hätte. Regisseur Uekrongtham kennt man vielleicht von der Arthouse-Delikatesse BEAUTIFUL BOXER, was zunächst verwundert, warum ausgerechnet ein solcher Ästhet einen B-Actionfilm inszenieren sollte, doch schnell wird klar, wie gut er sein Handwerk beherrscht. Das sind alles klare Bilder, sauber inszeniert, mit logischen Anschlüssen und guten Perspektiven, kein Wackelkamera-Gedaddel, das irgendwelche Unfähigkeiten camouflieren soll. Auch die Explosionen sind keine CGI-Monstren, sondern schon beinahe unspektakuläre Feuerbälle, die zum Realismus beitragen, der sich freilich auch in den Kampfsport-Szenen zeigt. Das ist kein überladenes Overdrive-Gebashe, sondern sauber ausgeführte Körperkunst, die mal spektakulärer, mal weniger spektakulär ist. Und wenn es Lundgren ob seines Alters mal schwer fällt, dann sieht man das auch. Sehr sympathisch. Das heißt aber nicht, dass diese Szenen nichts zu bieten haben. Ihre Echtheit hat eine eigene Qualität, die für den Film bürgt, ihm seine Ernsthaftigkeit gibt und ihn nicht unter einem Superlativismus erdrückend zum Spektakelkino macht. SKIN TRADE ist toll auf dem Boden geblieben, und die eine oder andere Sequenz ist dann trotz allem extrem spektakulär, etwa in der Kampfszene zwischen Jaa und Lundgren, in der Jaa einen fatalen Schlag erwartet und sich im letzten Moment aus dem Punch herausdreht, einmal um die eigene Achse an Lundgren vorbeiwirbelt und ihm dann von hinten ins Genick donnert. Bevor er eine Trägerstange als Stufe nutzt um sch in die Luft zu wuchten und im Niedersausen Lundgren mit einem Salto einen doppelten Kick auf den Kopf verpasst. Eine tolle Szene, artistisch, glaubhaft, toll gefilmt, mit zwei kurzen Entschleunigungspassagen. Hart, aber nicht unwirklich brutal.
Ein bisschen erinnert das alles an einen der mittlerweile gut eingeführten Liam Neeson-Revenge-Thriller, ohne ganz in dieser Liga mitspielen zu können. Dafür hapert es dann doch an einigen Stellen zu dolle. Ob das die Acting-skills von Elefantenreiter Tony Jaa sind (obwohl er hier gar nicht so schlecht ist), die etwas sehr schwarz-weißen Charaktere, die etwas zu plakativen Einblicke in die Geschäfte der thailändischen Rotlichtindustrie oder allzu geläufige Mechanismen der Genrefilm-Struktur - der von Lundgren mitproduzierte und gescriptete Film hätte mit einem besseren Drehbuch sicherlich noch mehr aus sich machen können. Auch von einer tödlichen Maschine, die im Sturzflug in die Katastrophe kracht, etwa wie der kompromisslose UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING, ist SKIN TRADE noch ein gutes Stück weit entfernt. Aber die Kritik soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Film sehr ordentlich geworden ist (der zudem mit Michael Jai White einen völlig überzeugenden Meister seines Fachs in einer Nebenrolle zu bieten hat) und man auf einen zweiten Teil ohne schlechten Gewissens hoffen darf. Der Plot gibt das, ohne überstrapaziert zu werden, zweifellos her, und das gesamte Team hat sich bei diesem Film sehr gut geschlagen. Zwinkersmiley. Bitte mehr davon.
Michael Schleeh
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Ein bisschen erinnert das alles an einen der mittlerweile gut eingeführten Liam Neeson-Revenge-Thriller, ohne ganz in dieser Liga mitspielen zu können. Dafür hapert es dann doch an einigen Stellen zu dolle. Ob das die Acting-skills von Elefantenreiter Tony Jaa sind (obwohl er hier gar nicht so schlecht ist), die etwas sehr schwarz-weißen Charaktere, die etwas zu plakativen Einblicke in die Geschäfte der thailändischen Rotlichtindustrie oder allzu geläufige Mechanismen der Genrefilm-Struktur - der von Lundgren mitproduzierte und gescriptete Film hätte mit einem besseren Drehbuch sicherlich noch mehr aus sich machen können. Auch von einer tödlichen Maschine, die im Sturzflug in die Katastrophe kracht, etwa wie der kompromisslose UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING, ist SKIN TRADE noch ein gutes Stück weit entfernt. Aber die Kritik soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Film sehr ordentlich geworden ist (der zudem mit Michael Jai White einen völlig überzeugenden Meister seines Fachs in einer Nebenrolle zu bieten hat) und man auf einen zweiten Teil ohne schlechten Gewissens hoffen darf. Der Plot gibt das, ohne überstrapaziert zu werden, zweifellos her, und das gesamte Team hat sich bei diesem Film sehr gut geschlagen. Zwinkersmiley. Bitte mehr davon.
Michael Schleeh
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