Es hätte ein Dokumentarfilm über „das echte Nordkorea“ werden sollen, so Regisseur Vitaly Mansky im Interview. Geworden ist Im Strahl der Sonne dann ein Film über die Selbst-Inszenierung eines Landes, in dem laut Parteiorder immer die Sonne aufgeht. Denn, auch die kleine Sin-mi weiß natürlich, dass dies im Osten geschieht. Und aus diesem Grund beginnt der Film am frühen Morgen in der nagelneuen Luxus-Wohnung des dokumentierten Familienlebens: die Mutter zieht die Vorhänge beiseite und läßt das Licht herein. Auf der schwarzen Leinwand erscheint das erste Filmbild. Die Fiktion beginnt.
Da dem Regisseur alles vorgegeben wird, was und wen und wie er filmen darf, zeichnet Im Stahl der Sonne nun aus, dass Mansky eben den Spieß umdreht und genau jene Inszeniertheit des Dargestellten zum Thema seines Filmes macht – und sie somit entlarvt als das, was sie ist: Schauspiel. Das sind Filmszenen, die er angeblich heimlich außer Landes brachte, um so seinem Film einen neuen roten Faden zu geben. So wird auch während des Films immer wieder vom „Drehbuch“ gesprochen, welches freilich jenes ist, welches sich die Koreaner für den Regisseur ausgedacht haben. Hier Mansky, du drehst das jetzt so und so. Sin-mi frühstückt mit ihren Eltern und sagen nun dies und jenes; Sin-mi kommt zu den Jungpionieren, alle stellen sich folgendermaßen auf; Sin-mi kommt ins Krankenhaus, das Team fährt ins nagelneuste der Stadt; Sin-mi in der Schule, die beste des Landes. Jede Bewegung ist vorgeplant, immer ist eine Begleitung dabei, kein Schritt kann alleine gemacht werden. Mansky findet dafür die entsprechenden Bilder zwischen kommunistischen Bombastbauten und schlechtem Wetter. Was wir lernen: in Nordkorea ist immer noch alles ganz schön grau.
So wie wir das gerne hätten, denn man braucht ja Bestätigung für die eigenen Vorurteile. Andere Filme sind da allerdings heute schon weiter, seit es seit ein paar Jahren wieder eine neue kleine Welle an Filmen gibt, die sich auf Nordkorea fokussieren. Auch auf der Berlinale liefen zwei. Bei netflix läuft momentan The Propaganda Game. Ein Film, der deutlich mehr Lust hat auf eine augenzwinkernde Darstellung, und der sich zu zeigen getraut, dass auch in Nordkorea mitunter tatsächlich mal die Sonne scheint. Und nicht alle Regale im Supermarkt immer leer sind. Es ist ein Kreuz mit den Schablonen, und Mansky bedient sie scheinbar nur allzu gerne.
So ist Im Strahl der Sonne vor allem ein Film über die Inszenierung von Bildern geworden, die als authentisch gelten sollen. Alles was man sieht, sieht man als Produkt einer fiktiven Gegenwart, die mit einer tatsächlichen Realität nichts zu tun haben. So Mansky. Woher sich Mansky da immer so sicher ist, das ist das Rätsel dieses Films: da er die andere Seite ja nicht kennen kann. Das Land ist also einmal mehr schuldig aufgrund Verdachts. Das sind für meinen Geschmack ein paar Abkürzungen zuviel im Jahre 2016. Dass dem Film dann kritikerseits die üblichen, erwartbaren – und gerne auch überheblichen – Schlagworte und Worthülsen an den Hals gedichtet werden, ist ebenfalls wenig verwunderlich: er sei „ein entlarvendes Dokument“, eine „Realsatire aus dem Rotgardisten-Stadl“, das „Dokument einer schamlosen Inszenierung“ und das „Bloßlegen der Mechanismen einer erschreckenden Diktatur“. Nun, um es kurz zu machen: das alles ist und macht der Film nur bedingt. Denn mit Skandalisierungen hält sich Mansky zurück. Aber man kann sich solche Sätze erlauben, da man meint, die moralische Hoheit zu besitzen. Und es alle sowieso gerne glauben wollen (ganz ähnlich wie die Smog-Bilder aus Peking). Schade, denn der Film ist tatsächlich sehr sehenswert. Als Zeugnis eines traurigen Kindes, das nicht sein eigenes Leben leben darf. Das viel zu sehr nach fremder Nase tanzen muss. Als Mensch in einer Maschine. Der Rest ist: Fiktion.
Da dem Regisseur alles vorgegeben wird, was und wen und wie er filmen darf, zeichnet Im Stahl der Sonne nun aus, dass Mansky eben den Spieß umdreht und genau jene Inszeniertheit des Dargestellten zum Thema seines Filmes macht – und sie somit entlarvt als das, was sie ist: Schauspiel. Das sind Filmszenen, die er angeblich heimlich außer Landes brachte, um so seinem Film einen neuen roten Faden zu geben. So wird auch während des Films immer wieder vom „Drehbuch“ gesprochen, welches freilich jenes ist, welches sich die Koreaner für den Regisseur ausgedacht haben. Hier Mansky, du drehst das jetzt so und so. Sin-mi frühstückt mit ihren Eltern und sagen nun dies und jenes; Sin-mi kommt zu den Jungpionieren, alle stellen sich folgendermaßen auf; Sin-mi kommt ins Krankenhaus, das Team fährt ins nagelneuste der Stadt; Sin-mi in der Schule, die beste des Landes. Jede Bewegung ist vorgeplant, immer ist eine Begleitung dabei, kein Schritt kann alleine gemacht werden. Mansky findet dafür die entsprechenden Bilder zwischen kommunistischen Bombastbauten und schlechtem Wetter. Was wir lernen: in Nordkorea ist immer noch alles ganz schön grau.
So wie wir das gerne hätten, denn man braucht ja Bestätigung für die eigenen Vorurteile. Andere Filme sind da allerdings heute schon weiter, seit es seit ein paar Jahren wieder eine neue kleine Welle an Filmen gibt, die sich auf Nordkorea fokussieren. Auch auf der Berlinale liefen zwei. Bei netflix läuft momentan The Propaganda Game. Ein Film, der deutlich mehr Lust hat auf eine augenzwinkernde Darstellung, und der sich zu zeigen getraut, dass auch in Nordkorea mitunter tatsächlich mal die Sonne scheint. Und nicht alle Regale im Supermarkt immer leer sind. Es ist ein Kreuz mit den Schablonen, und Mansky bedient sie scheinbar nur allzu gerne.
So ist Im Strahl der Sonne vor allem ein Film über die Inszenierung von Bildern geworden, die als authentisch gelten sollen. Alles was man sieht, sieht man als Produkt einer fiktiven Gegenwart, die mit einer tatsächlichen Realität nichts zu tun haben. So Mansky. Woher sich Mansky da immer so sicher ist, das ist das Rätsel dieses Films: da er die andere Seite ja nicht kennen kann. Das Land ist also einmal mehr schuldig aufgrund Verdachts. Das sind für meinen Geschmack ein paar Abkürzungen zuviel im Jahre 2016. Dass dem Film dann kritikerseits die üblichen, erwartbaren – und gerne auch überheblichen – Schlagworte und Worthülsen an den Hals gedichtet werden, ist ebenfalls wenig verwunderlich: er sei „ein entlarvendes Dokument“, eine „Realsatire aus dem Rotgardisten-Stadl“, das „Dokument einer schamlosen Inszenierung“ und das „Bloßlegen der Mechanismen einer erschreckenden Diktatur“. Nun, um es kurz zu machen: das alles ist und macht der Film nur bedingt. Denn mit Skandalisierungen hält sich Mansky zurück. Aber man kann sich solche Sätze erlauben, da man meint, die moralische Hoheit zu besitzen. Und es alle sowieso gerne glauben wollen (ganz ähnlich wie die Smog-Bilder aus Peking). Schade, denn der Film ist tatsächlich sehr sehenswert. Als Zeugnis eines traurigen Kindes, das nicht sein eigenes Leben leben darf. Das viel zu sehr nach fremder Nase tanzen muss. Als Mensch in einer Maschine. Der Rest ist: Fiktion.
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