Es ist generell ein eher schlechtes Zeichen, wenn ein Künstler in seinem Erstlingswerk das Scheitern des Künstlers an der Kunst thematisiert. Ganz egal, ob es sich dabei um einen Roman handelt über einen Schriftsteller, der unter einer Schreib-Blockade leidet, oder einen Filmemacher, der keinen Film zustande bekommt, da er keine Geschichte zu erzählen hat. Der Verdacht liegt allzu nahe, da wolle jemand partout etwas erreichen, für das er nicht geschaffen ist. Und da man ratlos ist, thematisiert man eben das Ratlos-sein. Was läge da näher, als die Ratslosigkeit des Protagonisten mit der Ratlosigkeit des Autors gleichzusetzen? Nun, generell gilt es als grober Fehler, wenn diese Verknüpfung hergestellt wird - denn wieso sollte ein Autor so sein wie dessen Werk? Nur, wenn eben auch im Kunstobjekt selbst, dem Film, dem Buch, nichts Gescheites geschieht, und sich alles dröge dahinschleppt ohne rechte Entwicklung, so ohne künstlerische Form, ohne anders geartete Ausdruckskraft, etwa im Bild oder der formalen Finesse, dann wird der Verdacht eben mithin bestärkt: dieser Autor hat wohl leider nichts zu sagen. Und da helfen auch keine Amélie-Petitessen weiter, mit Plinkerplunker-Musik und kleinen Details, die im cineastischen Landesmuseum ausgeliehen wurden. Auch das eine oder andere gelungene Filmbild rettet da schließlich nicht das Gesamtwerk, das ohne zwingende künstlerische Kraft isoliert im Filmgemenge herumsteht.
Schade ist das, denn meine zweite Malayalam-Komödie - nach dem ziemlich gelungenen TWO COUNTRIES (Review) - ist eine ziemlich trübe Erfahrung gewesen. Dabei ist sie etwas Besonderes, ein Sonderfall: MONSOON MANGOES ist ein Malayali Film, der beinah ausschließlich in den Südstaaten der USA gedreht wurde. Somit ist es auch ein Film, der das Leben der NRIs (Non Residential Indians) portraitiert, ein Film für die indische Community, die schon lange im Ausland lebt. Auch hier wurden Chancen vertan, denn was der Film an Lebensrealitäten abbildet, erschöpft sich in halbgaren Scherzen (einmal sagen sie triumphierend, dass sie nun den letzten Amerikaner aus ihrem Viertel endgültig vertrieben hätten) und im Groteskwitzeln (die Kräutermischungen des Vaters, die die Lebenskraft bestärken sollen, und die keiner anrühren mag). Aber eigentlich geht es um einen jungen Autoren und Filmfreak, der seinen Debutfilm machen möchte. Sein Office-Job langweilt schon lange, da macht er sich auf die Suche nach einem ehemaligen Bollywood-Schauspieler ("Prem Kumar"), der seine Tage mit dem Austrinken billiger Whiskyflaschen zubringt. Deswegen hieß der Film auch ursprünglich Bourbon Street. Hauptdarsteller ist der wohl recht bekannte Humorist Fahadh Faasil, der den eingeschüchterten Regisseur Daveed P. Pallikkal mimt, mit einer Zurückhaltung übrigens, die schon an Teilnahmslosigkeit grenzt. Wenig engagierter sind da Vijay Raaz als Prem Kumar oder Vinay Forrt, der als sein Assistent fungiert. Einzig die Filmmusik von Jakes Bejoy sticht aus dem Film heraus, die sich einer Mixtur aus modernen indischen Tönen mit pariser Komödienmuzak bedient. Ein leider allzu abgekartetes Spiel, das aus nur vier Songs besteht.
Song & Dance-Szenen werden einem im diesem Film nicht geboten, man fragt sich, warum. Allerdings stellt sich auch die Frage, wie da die Choreographie wohl ausgesehen haben würde - bei einem Film, der nie wirklich aus dem Quark kommt, und der auch mit seinem finalen Höhepunkt, auf den der Film zusteuert, doch ziemlich enttäuscht. Euphorie ist hier fehl am Platze, und da wundert man sich schon, dass es auf der IMDb so großartige Kritiken zu diesem Film gibt - aber überall anderswo der insgesamt dröge Film generell abgewatscht wird. Da werden wohl wieder ein paar der Produktion Nahestehende ihre Superlative nicht im Zaume haben halten können. Das wird dabei doch allzu schnell offensichtlich, sollte man sich selbst einmal in diesen trüben Film hinein begeben haben, der dabei doch so taghell strahlt in seinen sonnigen Südstaatenfarben. Das ist alles schon etwas schade, und man drücke dem Regisseur Abi Varghese die Daumen, dass der Nachfolger zu seinem Filmdebut - bisher hat er ausschließlich beim Fernsehen reüssiert - etwas interessanter und vor allem: zugkräftiger daherkommt.
Michael Schleeh
***